08.03.2023

Lager des Lebens

 

Andrey Wedjajev, Historiker

(Übersetzung Ivana Steinigk)

 

Am Vorabend des Tages der Vaterlandsverteidiger, dem 22. Februar, fand in der Krasnogorsker Filiale des Siegesmuseums eine Veranstaltung statt, die dem 80. Jahrestag der Ankunft des ersten Zuges mit Kriegsgefangenen aus Stalingrad unter der Leitung von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus gewidmet war. Bereits im März 1942 wurde in der Nähe von Moskau das Lager 27-1 der Verwaltung für Kriegsgefangene und Internierte des NKWD der UdSSR eingerichtet, in dem vor allem deutsche Offiziere festgehalten wurden. In diesem Lager trugen sie Uniformen mit Abzeichen, Streifen und Epauletten und durften Auszeichnungen und persönliche Gegenstände mit sich führen. Der legendäre Aufklärer und Held der Sowjetunion Nikolai Iwanowitsch Kusnezow beispielsweise wurde hier ausgebildet, bevor er ins Hinterland geschickt wurde. Er beherrschte die Feinheiten der militärischen Beziehungen zwischen den Offizieren der Wehrmacht, erlernte die Besonderheiten ihres militärischen Jargons und kannte andere Nuancen des Lebens in den Schützengräben.

Heute befindet sich in dem ehemaligen Lager in Krasnogorsk ein einzigartiges Museum, das die Geschichte der Entstehung des Nationalsozialismus und des antifaschistischen Kampfes rekonstruiert und dabei auch das Thema der Gefangenschaft und der speziellen Propaganda behandelt. Die Leiterin des Museums, Swetlana Wiktorowna Lubenkowa, betonte in ihrer Rede, dass die gesamte Geschichte des Lagers ein unbestreitbarer Beweis für die Friedfertigkeit und Großzügigkeit des sowjetischen Volkes und seiner Führer ist, die andere Völker nie als Feinde betrachtet haben und ihnen nur helfen wollten, das Joch der Nazis und der Imperialisten, die die Macht übernommen hatten, abzuwerfen. Im Gegensatz dazu hören wir im Westen immer wieder russophobe Äußerungen von Politikern und offiziellen Medien, die wie Hitler andere Nationen der Minderwertigkeit bezichtigen und ihnen die Staatlichkeit, wenn nicht sogar das Existenzrecht absprechen, wie die in Europa errichteten Vernichtungslager zeigen, in denen Millionen sowjetischer Kriegsgefangener systematisch und unmenschlich ermordet wurden.

Im Gegensatz dazu wurde bereits am 12. Juli 1943 im Krasnogorsker Lager das Nationalkomitee Freies Deutschland gegründet, das sich aus bekannten deutschen Kommunisten sowie einer Reihe von deutschen Soldaten und Offizieren zusammensetzte, die in Stalingrad gefangen genommen worden waren. Das Komitee wurde als Prototyp für eine künftige demokratische Regierung in Deutschland gegründet, und der emigrierte deutsche Dichter Erich Weinert wurde zu seinem Vorsitzenden gewählt. Die Leitung des Komitees bestand aus achtunddreißig Männern, darunter Anton Ackermann, Wilhelm Pick und Walter Ulbricht, sowie deutschen Kriegsgefangenenoffizieren, insbesondere Graf Heinrich von Einsiedel. In den Moskauer Kinos wurde die Gründungszeremonie des Komitees in der Wochenschau des Sojuskinojournals gezeigt, bevor Spielfilme gezeigt wurden. Dem Komitee schlossen sich später die Vereinigung der deutschen Offiziere unter der Leitung von Artilleriegeneral Walter von Seidlitz und weitere hochrangige Wehrmachtsoffiziere, darunter Feldmarschall Paulus, an.

Die Ziele des Nationalkomitees "Freies Deutschland" wurden in einem Manifest formuliert, mit dem sich das Komitee an die deutschen Soldaten und das deutsche Volk wandte.

Dazu gehörten vor allem die Mobilisierung gegen Hitler, die vollständige Abschaffung aller Gesetze, die auf Rassendiskriminierung und Völkerhass beruhten, die Rückgabe des von den Nazis geraubten Eigentums an das deutsche Volk, die Freilassung aller Opfer des Naziregimes und der Prozess gegen die Kriegsverbrecher.

Auf dem Gelände des Lagers in Krasnogorsk wurde die antifaschistische Zentralschule gegründet; das Gebäude, in dem sich heute der Hauptteil der Ausstellung des Museums befindet. Absolventen der Schule veröffentlichten eine Wochenzeitung "Freies Deutschland", zahlreiche Flugblätter mit Appellen an die deutschen Soldaten an der Front und an die Kriegsgefangenen. Tonbandaufnahmen mit Reden von Walter von Seidlitz, Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Erich Weinert forderten deutsche Soldaten und Offiziere auf, sich freiwillig zu ergeben. Die Antifaschisten operierten tief hinter den deutschen Linien, zusammen mit NKWD-NKGB-Aufklärungs- und Sabotagegruppen und Partisanen. Nach dem Krieg kehrten sie in die sowjetische Besatzungszone zurück und lösten die Nazifunktionäre ab. Die Antifaschisten spielten eine führende Rolle bei der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, des ersten freien sozialistischen Staates auf deutschem Boden.

Nach Angaben der stellvertretenden Museumsleiterin Margarita Wiktorowna Iwaschtschenko durchliefen 50 Tausend Kriegsgefangene das Lager Krasnogorsk. Der Großneffe des "Eisernen Kanzlers" Otto von Bismarck - Graf Heinrich von Einsiedel, der Sohn des deutschen Industrie- und Finanzmagnaten Gustav Krupp - Harald von Bohlen und Halbach, Verwandte von Klein und von Papen, der ungarische General Laszlo Dezhe, der vor dem Krieg als Militärattaché der ungarischen Botschaft in Moskau tätig war, der Assistent des deutschen Militärattachés in Japan Rudolf Petersdorf, der Richard Sorge persönlich kannte, waren hier untergebracht... Auch die vierundzwanzig deutschen Generäle, die in Stalingrad gefangen genommen wurden, sowie fast die gesamte Entourage Hitlers waren hier interniert: sein persönlicher Adjutant, SS-Sturmbannführer Otto Günsche, sein Kammerdiener, SS-Obersturmbannführer Heinz Linge, und sein Chefpilot, SS-Gruppenführer Hans Baur...

Heute, wo der Nationalsozialismus im Westen sein Haupt mit voller Wucht erhebt und zusammen mit transatlantischen Puppenspielern erneut wahnhafte Pläne zur Schaffung einer Herrenrasse und zur Errichtung einer neuen Weltordnung ausbrütet, sind die Geschichte des antifaschistischen Kampfes, der hohe Humanismus des sowjetischen Soldaten-Befreiers und die Partizipation l der Nazi-Verbrecher aktueller denn je. Wir wünschen der Krasnogorsker Zweigstelle des Siegesmuseums, die in der Nähe der Metrostation Mitino gastfreundlich ihre Türen geöffnet hat, viel Erfolg bei der patriotischen Erziehung der Bürger und der Heranbildung neuer Generationen von Antifaschisten.

 

  Der Autor 

 

 

 

ЛАГЕРЬ ЖИЗНИ

 

Накануне Дня защитника Отечества, 22 февраля, в Красногорском филиале Музея Победы состоялось торжественное мероприятие, посвященное 80-летию прибытия в Красногорск первого эшелона с военнопленными из Сталинграда во главе с генерал-фельдмаршалом Фридрихом Паулюсом. Дело в том, что ещё в марте 1942 года здесь под Москвой был создан лагерь Управления по делам военнопленных и интернированных НКВД СССР № 27-1, где содержались преимущественно немецкие офицеры. В этом лагере они носили форму со знаками различия, галунами и погонами, им разрешалось иметь при себе награды и личные вещи. В частности, именно здесь проходил подготовку перед заброской в тыл легендарный разведчик Герой Советского Союза Николай Иванович Кузнецов, который овладевал тонкостями воинских взаимоотношений среди офицеров вермахта, изучал особенности употребляемого ими фронтового жаргона и другие нюансы, связанные с пребыванием в окопах.

Сейчас на территории бывшего красногорского лагеря открыт уникальный музей, воссоздающий историю возникновения нацизма и становления антифашистской борьбы, включая тему плена и спецпропаганды. Как подчеркнула в своем выступлении руководитель музея Светлана Викторовна Любенкова, вся история лагеря является неоспоримым доказательством миролюбия и великодушия советского народа и его руководителей, которые никогда не рассматривали и не рассматривают другие народы в качестве врагов, стремясь лишь помочь им сбросить с себя ярмо захвативших власть нацистов и империалистов. И напротив, мы на каждом шагу слышим русофобские заявления на Западе со стороны политиков и официальных СМИ, которые вслед за Гитлером обвиняют другие народы в неполноценности и отказывают им в государственности, а то и в самом праве на существование, примером чему служат созданные на территории Европы лагеря смерти, в которых методично и с бесчеловечной жестокостью были уничтожены миллионы советских военнопленных.

В противоположность этому, уже 12 июля 1943 года в красногорском лагере жизни был учрежден Национальный комитет "Свободная Германия" (Nationalkomitee Freies Deutschland), в который вошли известные немецкие коммунисты, а также целый ряд немецких солдат и офицеров из числа захваченных в плен под Сталинградом. Комитет был создан как прообраз будущего демократического правительства Германии, его президентом был избран немецкий поэт-эмигрант Эрих Вайнерт. В руководство комитета входило тридцать восемь человек, в том числе Антон Аккерман, Вильгельм Пик и Вальтер Ульбрихт, а также немецкие офицеры из числа военнопленных, в частности, граф Генрих фон Айнзидель. В кинотеатрах Москвы кадры торжественной церемонии основания комитета демонстрировалась в кинохронике "Союзкиножурнал" перед показом художественных фильмов. Позднее к комитету присоединился Союз немецких офицеров, который возглавлял генерал артиллерии Вальтер фон Зейдлиц и другие высокопоставленные офицеры вермахта, включая фельдмаршала Паулюса.

Цели и задачи Национального комитета "Свободная Германия" были сформулированы в манифесте, с которым комитет обратился к немецким солдатам и народу Германии. Главными из них были мобилизация на борьбу против Гитлера; полная ликвидация всех законов, основанных на расовой дискриминации и ненависти к другим народам, возврат всего награбленного нацистами имущества народу Германии; освобождение всех жертв нацистского режима и суд над военными преступниками.

На территории красногорского лагеря была развернута Центральная антифашистская школа, в здании которой сейчас находится основная часть экспозиции музея. Выпускники школы издавали еженедельную газету «Freies Deutschland», многочисленные листовки с обращениями к немецким солдатам на фронте и военнопленным. Звуковые передвижки с речами Вальтера фон Зейдлица, Вальтера Ульбрихта, Антона Аккермана и Эриха Вайнерта призывали немецких солдат и офицеров к добровольной сдаче в плен. Антифашисты действовали в глубоком немецком тылу совместно с разведывательно-диверсионными группами НКВД-НКГБ и партизанами. После войны они вернулись домой в советскую зону оккупации, заменяя нацистских чиновников. Антифашисты сыграли ведущую роль в создании Германской Демократической Республики - первого свободного социалистического государства на немецкой земле.

Всего же, как рассказала заместитель руководителя музея Маргарита Викторовна Иващенко, через красногорский лагерь прошло 50 тыс. военнопленных. Здесь находились внучатый племянник "железного канцлера" Отто фон Бисмарка — граф Генрих фон Айнзидель, сын промышленного и финансового магната Германии Густава Круппа — Гарольд фон Болен унд Гальбах, родственники фон Клейна и фон Папена, венгерский генерал Ласло Деже, до войны работавший военным атташе посольства Венгрии в Москве, помощник военного атташе Германии в Японии Рудольф Петерсдорф, лично знавший Рихарда Зорге... Сюда же попали все двадцать четыре немецких генерала, плененных под Сталинградом, а также почти все приближенные Гитлера: и его личный адъютант, штурмбаннфюрер СС Отто Гюнше, и старший камердинер, оберштурмбаннфюрер СС Хайнц Линге, и шеф-пилот, группенфюрер СС Ганс Баур…

Сегодня, когда нацизм на Западе во всю поднимает голову и снова вместе с заокеанскими кукловодами вынашивает бредовые планы создания расы господ и установления нового мирового порядка, история антифашистской борьбы, высокого гуманизма советского солдата-освободителя и участи нацистских преступников становится как никогда актуальной. И мы желаем Красногорскому филиалу Музея Победы, гостеприимно распахнувшему свои двери неподалеку от станции метро Митино, успехов в патриотическом воспитании граждан и создании новых поколений антифашистов.

 

 

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