13.09.2022

 

Ukrainische Offensive in der Region Charkow

 

Liebe Genossen und Freunde,

ich muss zugeben, dass mich der Verlauf der Kampfhandlungen südöstlich von Charkow überrascht hat.
In den bundesdeutschen Medien wurden die Entwicklungen überschwänglich gefeiert, von russischer Seite waren die Informationen recht dürftig.
Deshalb habe ich unser Mitglied GM a.D. Sebald Daum gebeten, mal die russischsprachigen offiziellen Quellen zu „besuchen“.
Hier gebe ich seine Antworten wieder, beachtet aber bitte, dass diese Einschätzung schon ein paar Tage zurück liegt, einschließlich der Grundlagen für diese Einschätzung:

09.09.2022
Hallo Siegfried,
Ja das kann ich, aber bitte um Verständnis, wenn ich das nur allgemein sagen kann. Im Prinzip ist es ungefähr so. Die Ukrainischen Truppen versuchten einen Gegenangriff, der aber Zusammenbrach. Die Russ. Truppen haben in dieser Richtung neue Kräfte herangeführt, darunter die Flammenwerfer „Solnzepek“ und die Raketenwerfer „TOS-1“ und viel andere schwere Waffen. Es fanden und finden immer noch schwere Kämpfe statt. Die Lage ist schwierig, deshalb erfolgten auch Evakuierungen der Zivilbevölkerung. Von Einkreisungen gibt es vorläufig keine Angaben. Schauen wir mal morgen drauf.
Ich schicke Dir noch die Karte der z.Zt. Laufenden Kämpfe, sowohl im Gebiet Charkow, als auch im Donezker Gebiet und dem Süden, dem Saporoschker und Xersoner Gebiet.
Tippe die Punkte mit der Maus an und Du erhältst die entsprechenden Angaben.
Beste Grüße
Sebald

10.09.2022
Hallo Siegfried,
Am 06.09 begannen die Ukraine in Richtung Balaklayja - Isjym mit Artilleriebeschuss auf die vereinten Verteidigungsstellungen und gingen am 07.09 zum Gegenangriff mit leichten Einheiten auf Pkw und Motorräder mit MG-Bewaffnung bei Unterstützung von Diversionkräften im Hinterland, über. Durchbrachen an verschiedenen Stellen die Verteidigung, sodass eine Gefahr einer Einkreisung bestand. Die Stadt Balakleyja wurde somit aufgegeben und die Bevölkerung am 08.09. zur Evakuierung in den Kampfzonen aufgefordert (von russischer Seite).
Durch Heranführung schwerer Waffen, vor allem auch der Flammenwerfer TOS-1, durch Schläge der LSK gelang es am 09.09 die Angriffe zum Stehen zu bringen und eine neue Verteidigungslinie Schewtschenko-Wischnowaja- Balaklayja aufzubauen.
Man muss diesen und auch den versuchten Gegenangriff im Chersoner Gebiet im Zusammenhang mit der Konferenz der Verteidigungsminister (der Verteidigungskontaktgruppe der NATO) in Rammstein sehen. Mit einem „siegreichen Vormarsch“ der ukrainischen Truppen, schneller neue Waffenlieferungen zu erhalten, was ja auch so geschehen ist.
Schauen wir mal wie es weiter sich entwickelt.

 

Zum Video der militärischen Lage hier klicken.


https://ria.ru/20220622/spetsoperatsiya-1795199102.html

 

Inzwischen ist bekannt, das die ukrainischen Truppen südöstlich von Charkow mit 8-facher Überlegenheit zum Angriff angetreten sind.
https://avia-pro.de/news/prevoshodstvo-ukrainskih-voysk-nastupavshih-v-harkovskoy-oblasti-v-8-raz-prevyshalo-chislennost

Geplant, vorbereitet und kontrolliert wurde und wird diese Offensive durch US-Militärs, die auch Echtzeitaufkläungsangaben und Zielzuweisungen liefern.
https://avia-pro.de/news/nyt-ssha-kontrolirovali-boevye-deystviya-ukrainy-v-harkovskoy-oblasti
(Eine weitere Karte zur Lageentwicklung ist oben als Video angefügt)

Aus all dem, was ich einst in meinem Millitärleben gelernt habe, erinnere ich mich daran, dass der Erfolg von Angriffshandlungen wesentlich davon abhängt, in der Richtung der Hauptanstrengung eine deutliche Überlegenheit zu schaffen.
Dies ist den ukrainischen Kräften wohl in der Region Charkow gelungen.
Gelungen ist offensichtlich den ukrainischen Truppen auch, die russische Militärführung von Zeitpunkt und Richtung der Offensive zu überraschen.
Dies deutet auf zwei gravierende Probleme der russischen Seite hin, die nicht das erste Mal seit Beginn der Kampfhandlungen auftreten:

1.
Was macht eigentlich die russische Aufklärung?
Eine derartige Massierung von Truppen für eine Offensive darf doch nicht unbemerkt bleiben.
Gibt es keine Quellen unter den Eisenbahnern, die entsprechende Transporte melden?
Was hat die Luftaufklärung getan? Gab es keine Aufklärungshandlungen der Bodentruppen?
Haben die russischen Kommandeure die eroberten Gebiete als sicher in ihren Händen betrachtet?
Gab es keinen Kommandeur mehr, der sich daran erinnert hat, wie die Offensive am Kursker Boden abgefangen wurde?
Damit zur anderen Komplex:

2.
Der Personalansatz der in der Ukraine handelnden russischen Truppen lässt womöglich nur unzureichend deutliche Konzentrationen und Schwerpunktbildungen möglich.
Ausschließlich durch Schläge mit Hochpräzisionswafffen, Artilleriesystemen und den Luftstreitkräften kann ein erobertes Gebiet nur schwerlich gehalten werden.
Gelernt habe ich einst, dass ein Territorium nur dann erobert ist, wenn ein Soldat seinen Fuß darauf gesetzt hat.
Das muss auch für die Verteidigung eines Territoriums gelten.
Ohne ausreichend Verteidiger am Boden ist kein Territorium auf Dauer zu halten.
Leichte Verteidigungsschleier sind da offensichtlich nicht hilfreich gewesen.
Beachtet werden muss natürlich unbedingt auch der Zeitpunkt der ukrainischen Offensive.
Sie fiel zeitlich mit der Tagung der NATO-Verteidigungsminister in Rammstein zusammen.
Neben der ständigen Erklärung, den Krieg gegen Russland gewinnen zu wollen, hat die Ukraine demonstriert, dass sie auch militärische Erfolge erzielen kann.
Dies wird bei den USA und den anderen NATO-Staaten die Bereitschaft für weitere Waffen- und Finanzhilfen für das Kiewer Regime stärken.

Wie wird Russland jetzt reagieren?

Siegfried Eichner

 

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