14.10.2022

 

Energie

Liebe Genossen und Freunde,

den nachfolgenden Beitrag mit der angefügten Rede Putins auf der Moskauer Konferenz „Russische Energiewoche“ verdeutlich einmal mehr, dass die Sanktionen gegen Russland wirken. Wie sagte der MP Ungarns mehrfach: „Die EU schießt sich damit nicht ins Knie, sie schießt sich in die Lunge.“ 

Siegfried Eichner

 

Die Rede des russ. Präsidenten auf der Russischen Energiewoche betraf bei diesem Thema vor allem strategische Aspekte mit Folgen für die weitere russische Innen- und Außenpolitik. Und diese Rede zeitigt bereits Folgen. Keine Frage, ob sie denn umgesetzt wird, oder nicht. "Die Russen" sind schon fleißig dabei.

Im Innern Russlands haben die westlichen Sanktionspakte vor allem bei Gas vorrangig positive Folgen für Russland und seine Bevölkerung. Endlich werden die Gasifizierungs-Projekte im Lande und vor allem in der Provinz zügig voran getrieben. So wird z.B. die Hälfte der ursprünglich für NS 2 vorgesehenen Gasmenge bereits im nordwestlichen föderalen Bezirk Russlands verteilt und verbraucht. Mit sehr positiven Folgen für Bevölkerung und Wirtschaft. Man mag es kaum glauben, aber viele Explosionsmeldungen aus russischen Städten haben ihre Ursache darin, dass es dort keine zentralen Gassysteme in Häusern (auch nicht in neueren Hochhäusern) gibt. Da gehen die nicht ordnungsgemäß betriebenen Gasflaschen in den Wohnungen hoch. Das wurde lange beklagt (russischer Volkssport) und nun tut sich auch endlich was.

Die angesprochenen ersten Weiterverarbeitungskomplexe für die Polymer-Chemie werden seit 3-4 Jahren in der Region Blagowestschensk-Wostotschny im Amurgebiet gebaut. Das sind riesige Anlagen (auf Google gut zu sehen). Übrigens bauen dort in großem Umfang türkische und chinesische Baukonzerne. Und sie verdienen gutes Geld.

Von besonderer Bedeutung ist der Ausbau der Gasverbindungsleitungen Russlands zwischen den nach Westen und den nach Osten gerichteten Pipelinesystemen. Das ergibt eine deutlich höhere Flexibilität und eine geringere Erpressbarkeit durch Außenstehende.

Nach außen steht nun das Angebot an die Türkei (und Nachbarländer), die Pipelinesysteme und LNG-Terminals für russisches Gas stark auszubauen. Ursprünglich wollten Russland und die alten Bundesregierungen Deutschland zum zentralen Gas-Hub in der EU ausbauen. Dazu war vor allem NS 2 gedacht. Für Deutschland war diese Leitung nicht notwendig, weil der Eigenverbrauch mit NS 1 und den südlichen Leitungen z.B. über Polen schon mehr als gedeckt war. DAS war auch der wahre Grund der massiven Widerstände in der EU und in den USA gegen NS 2. Es ging nicht um eine deutsche Abhängigkeit von Russland (obwohl die tatsächlich da wäre). Es ging darum, nach einer deutschen  wirtschaftlichen und finanziellen Vorherrschaft in der EU nun auch noch einer energetischen Vorherrschaft vorzubeugen. Damit hätte Deutschland die Rest-EU vollständig unter seiner Fuchtel gehabt. Das konnte keiner wollen.

Nun bot Putin am 12. Oktober 2022 der Türkei an, perspektivisch die starke Rolle einzunehmen, die "ursprünglich" Deutschland zufallen sollte. Zudem - und das steht schon jetzt fest - wird die Türkei künftig einen enormen Wettbewerbsvorteil durch preiswerte russische Energielieferungen haben. Hinzu kommt, dass in wenigen Jahren das von ROSATOM gebaute große türkische Kernkraftwerk in Betrieb geht. Die Türkei baut sich damit, basierend auf russischer Technologie, einen eigenen Nuklearbereich auf. Schon seit Jahren studieren türkische Techniker und Atomwissenschaftler in Russland. Türken lernen beim Bau dieses Kraftwerks und sie werden Schritt für Schritt den Betrieb dieser Anlage von den russischen Technikern erlernen. ROSATOM betreibt das AKW, um so die Baukredite wieder reinzuholen. Mit diesem ersten AKW erhält die Türkei einen gewichtigen Pfeiler für die energetische Grundlast im Lande. Und die Türkei kann und wird sich perspektivisch mit den vor- und nachgelagerten Bereichen, wie Urananreicherung, Brennstoffzellenproduktion und Wiederaufarbeitung befassen. Das dauert zwar, aber das Land wird sich eine technologische Führerschaft für die angestrebte regionale Vormachtstellung aufbauen.

Mit den nunmehr 8 Sanktionspaketen der EU profitiert nicht nur Russland von durch den Westen erzwungenen Strukturveränderungen in der Gesamtwirtschaft. Auch die Gewichte anderer Länder werden sich verschieben. Sie entwickeln sich im Innern und bauen beschleunigt (weil erzwungen) Abhängigkeiten zum Westen ab.

Diese Dinge brauchen immer etwas Zeit, aber sie sind mittlerweile unausweichlich. Es ist nicht der Westen, der Russland wirtschaftlich isoliert und in die Knie zwingt. Es ist vor allem die EU, die sich global isoliert und verzwergt. Denn alle Anderen erleben ja gerade, was ihnen im Zweifel blühen kann. Das macht vorsichtig und lässt sich nach zuverlässigeren Partner umschauen.

Und die USA kommen, wie meist, auch gestärkt aus dem Schlamassel raus. Sie haben ÖL und Gas und im Zweifel sogar Kohle ohne Ende. Nur der sog. Alte Kontinent begeht gerade wirtschaftlichen Suizid. Mit politischen Folgen.

Wie sagte schon Joschka Fischer, als er noch am Beginn der Zerstörungsorgie seiner grünen Bewegung stand? "Avanti Dilettanti!". Obwohl - beim Zerstören sind sie alles andere als dilettantisch. Da sind sie Meister.

Schönes baldiges WE

Lutz Vogt

 

  Rede Putins auf der Konferenz der Russischen Energiewoche vom 12.10.2022 

 

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