30.09.2024

Leserzuschrift zum Beitrag vom 17.09.24

Sehr geehrter Herr Reinicke,

als ehemaliger Offizier der NVA und auch Bundeswehr habe ich mit Interesse Ihren Artikel zum 30. Jahrestag des Abzuges der sowjetischen Streitkräfte aus Deutschland gelesen. Leider hatte ich von dieser Veranstaltung keine Kenntnis und konnte sie daher auch nicht besuchen.

Von Mitte 1991 bis März 1993 war ich in Grimma als Verbindungsoffizier der Bundeswehr zur 20. Gardemotschützen-division tätig. Aus meiner Dienstzeit kann ich daher als Zeitzeuge berichten, dass wir ein sehr gutes Verhältnis zu den verbleibenden russischen Truppen aufgebaut hatten. Es gab die Dienstanweisung, die russischen Truppen in jeglicher Form beim Abzug zu unterstützen. Die russischen Streitkräfte der WGT sollten auf keinen Fall den Eindruck gewinnen, dass sie den Krieg dennoch verloren hatten. Es gab gemeinsame Kranzniederlegungen für die gefallenen sowjetischen und deutschen Soldaten.
In meiner Dienstzeit gab es bei mir keinerlei Anfragen und Kontakte mit dem BND und MAD. Von der Operation Giraffe höre ich zum ersten Mal.
Von russischer Seite wurde uns zugesichert, dass keine Waffen illegal verkauft werden. Mit ist auch kein derartiger Fall bekannt.
Die Führung der 20. GMSD mit dem Kommandeur Generalmajor Nutrichin hatte eine ordentliche Arbeit geleistet und unter den gesamten Umständen auch wenig unangenehme Zwischenfälle gehabt.
Es ist schade, dass diese Arbeit, welche wir damals als Verbindungsoffiziere geleistet haben, durch die jetzige Politik zerstört wurde. Es ist ebenso schade, dass über den Abzug, welcher ja 1994 vollendet wurde, nichts mehr erwähnt wird.
Die Zusammenarbeit mit den russischen Streitkräften gipfelte darin, dass ich mit meinem Freund, welcher nur in der Bundeswehr gedient hatte, 1992 nach Russland geflogen bin und mich mit dem ehemaligen Inspektor für Militärfahrzeuge der Stadt Grimma in Rijazan getroffen habe. Dort übernachteten wir nach einer Beförderungsfeier im Wohnheim der Fähnrichschule. Vorher tranken wir aber noch beim Stabschef Wodka. Wir mußten für diese Reise keine Genehmigung beim MAD einholen. Der Kommandeur des VBK 74 in Leipzig hat uns einfach verreisen lassen. In der NVA eine undenkbare Sache.

Ich erinnere mich gerne an die Zeit als Verbindungsoffizier und schätze die Russen. Den Krieg in der Ukraine, der wie alle Kriege viele Väter hat, lehne ich in jeglicher Form ab. 

Viele Grüße 

Holger Thomas
Oberleutnant. a.D.

 

Der Beitrag vom 17.09.24: Veranstaltung zum 30.Jahrestag des Truppenabzugs der sowjetischen/russischen  Streitkräfte aus Deutschland

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