12.07.2024

Einweihung Gedenktafel in Cottbus


Am Donnerstag (11.07.24) besuchte ich aus Anlass eines feierlichen Gedenkens wieder mal meine erste Garnisionsstadt Cottbus. Auf Initiative des "Fliegerstammtisch Cottbus" unter Federführung von unserem Mitglied OSL a.D. Klaus Junker gelang es nun nach vielen Jahren unserem Flugzeugführer Major Peter Makowicka und den weiteren bei einer Katastrophe im Jahr 1975 ums Leben gekommenen Personen öffentlich eine Gedenktafel zu widmen. Das wurde aber auch nur durch die freundliche Zusammenarbeit und Dank des persönlichen Arrangements mit der Gebäudewirtschaft Cottbus ermöglicht. Durch Spenden der Mitglieder des Fliegerstammtisches, durch unseren Verband und auch von der Gebäudewirtschaft Cottbus gelang die gemeinsame Finanzierung. 

Nach einer kurzen Ansprache des Geschäftsführers Prof. Dr. Torsten Kunze und einer weiteren Ansprache (Text siehe Anhang) unseres Mitgliedes OSL a.D. Dieter Meusel erfolgte unter Beifall der Anwesenden die feierliche Enthüllung der Gedenktafel. Die Presse "Niederlausitz aktuell" führte anschließend noch einige Interviews. In den nächsten Tage soll es dazu in der "Lausitzer Rundschau" etwas zu Lesen geben.

Harald Neubauer
Oberstleutnant a.D.

 

Verehrte Anwesende,

im Namen des Fliegerstammtisches Cottbus,
aller ehemaligen Angehörigen des Jagdfliedergeschwaders Cottbus und Weggefährten von unserem Peter Makowicka danken wir der Geschäftsleitung der Gebäudewirtschaft Cottbus, der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Cottbus und allen Unterstützern, die dieses heutige Ereignis ermöglicht haben.

Der 11. Januar 1975 war in der Schmellwitzer Str. 2 ein Tag wie jeder andere, Menschen gingen zur Arbeit, andere kamen nach Haus, Kinder freuten sich auf die Schule und das Wiedersehen mit ihren Freunden und dieser und jener genoss seine Freizeit.

Auf dem nahe gelegenen Flugplatz führte das Geschwader fliegerische Gefechtsausbildung durch – etwas Alltägliches.
Peter hatte an diesem Tag eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Nach erfolgtem Triebwerkswechsel musste die Funktionsfähigkeit des Flugzeuges in der Luft überprüft werden, eine Aufgabe für die nur qualifizierte Jagdflieger zugelassen waren – Peter war so einer.

Dieser hochgewachsene Familienvater, für den Cottbus zur 2. Heimat geworden ist, war auf Grund seines stets kameradschaftlichen und ehrlichen Verhaltens beliebt – man mochte ihn.
Der Flugzeugbesatzung unterlief Im Prozess der Vorbereitung auf dem Flug ein folgenschwerer Fehler, wie wir wissen, mit katastrophalen Folgen.
Im Landeanflug kam es zum Triebwerksausfall.

Major Peter Makowicka meldete dem Flugleiter den Ausfall und versuchte das Triebwerk neu zu starten, es war erfolglos. Der Flugleiter befahl ihm, sich zu katapultieren, was dem Piloten wahrscheinlich das Leben gerettet hätte. Er kam der Aufforderung jedoch nicht nach, verweigerte den Befehl und versuchte vielmehr, das nunmehr antriebslose Flugzeug aus bewohntem Gebiet zu bringen.
 So überflog Makowicka unter anderem noch die Produktionshallen des Textilkombinats Cottbus, einen Kindergarten und eine Schule.
Gegen 10:10 Uhr prallte das Flugzeug gegen dieses Haus, einen fünfgeschossigen Plattenbau und durchschlug die Außenwände in Höhe der zweiten und dritten Etage.
Peter hätte sein Leben retten können, er wollte es nicht für den Preis anderes Leben in Gefahr zu bringen.

Ist er damit ein Held?

Diese Frage sollte jeder für sich beantworten, mutig und selbstlos war sein Handeln auf jeden Fall, damit hat Peter vor der Geschichte bestanden. Er war ein Soldat, der für die Werte seines Staates bereit war sein Leben einzusetzen, das hat er getan.

Die Pressemitteilung mit dem Text, ich darf zitieren: „…Der Absturz dieser MIG 21 in Cottbus …gilt als der schwerste Unfall mit einem Militärflugzeug der Nationalen Volksarmee…“, sagt nicht alles.
Das Vertrauensverhältnis Flugplatz und Bevölkerung der Stadt Cottbus war verloren gegangen, – das wog schwer.
Nicht zu Unrecht herrschte Unmut unter den Menschen, ja, es herrschte Angst in der Stadt. Diese Katastrophe lastete für immer schwer auf der Geschichte des Truppenteils.
Neben dem Piloten Peter Makowicka, der eine Ehefrau und einen Sohn hinterließ, starben 5 Bewohnerinnen des Hauses. Sie alle waren Mitarbeiterinnen des hiesigen Textilkombinats, zu dem der Wohnblock als Ledigenwohnheim gehörte.

Ein 20jähriges Opfer stammte aus Wittenberg, zwei weitere junge Frauen stammten aus Drochow und eine 19 jährige aus Wittmannsdorf bei Luckau. Des weiteren starb eine 52 jährige Polin, die erst ein halbes Jahr zuvor in der DDR eine neue Heimat gefunden hatte.
Eine weitere Bewohnerin, die mit schweren Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, verstarb dort.
Neben den Todesopfern gab es 16 Menschen die im Krankenhaus behandelt wurden.

Das entstandene Leid lässt sich nicht in Worte fassen.

Mit der heutigen, der Öffentlichkeit übergebenen Gedenktafel, ist ein würdiger Schritt zur Aufarbeitung getan – spät aber nicht zu spät.
Ich danke im Namen des Fliegerstammtisches Cottbus und im Namen aller ehemaligen Angehörigen des Jagdfliegergeschwaders, dass das Geschehen um Peter Makowicka nach fast 50 Jahren nun öffentlich wahrgenommen wird und eine Ehrung erfährt.

Dabei danken wir vor allen Dingen der Geschäftsführung der Gebäudewirtschaft Cottbus unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Kunze und all seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen..

Ich danke, dass sie gekommen sind und mir zugehört haben.

Danke Cottbus !

 

 

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