09.10.2024

Regionalgruppe Schwerin würdigt den 75. Jahrestag der Gründung der DDR und erinnert an die Verleihung der Truppenfahne an das MSR 27 „Hans Kahle“ am 7. Oktober 1958

Am 4. Oktober 2024 traf sich die Schweriner Regionalgruppe „Hans Kahle“ zu einer Feierstunde in Banzkow am Rande der Lewitz. Anlass war der 75. Jahrestag der Gründung der DDR und die Jahrestage der Übergabe der Truppenfahne an das Mot.-Schützenregiment 27, sowie die Verleihung des Ehrennamens „Hans Kahle“ an das Regiment.

Nach dem Fahneneinmarsch begrüßte der Leiter der Regionalgruppe Major a.D. Rainer Paskowsky die Gäste der Regionalgruppe Rostock der Volksmarine, der Korporativen Gruppen der Pioniere, der Soldaten für den Frieden, des Bunkers Stendal und anderer. Besonders haben wir uns gefreut, dass weitere Ehemalige, die mit dem MSR-27 durch ihre Dienstzeit verbunden sind, zur Veranstaltung gekommen waren, unter ihnen der Oberst a.D. Horst Nörenberg. Unter den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Festveranstaltung begrüßten wir die Ehefrauen/Partnerinnen unserer Freunde und Genossen.

Der Sprecher des Ältestenrates Generalmajor a.D. Manfred Jonischkies spannte in seiner Festrede den Bogen von der Friedenskundgebung am Vortag Berlin bis zur Gründung der DDR. Er ließ wichtige Stationen der Regimentsgeschichte Revue passieren. Nach der Aufstellung und Umbenennung des MSR-27 im Jahr 1956, war die Verleihung der Truppenfahne am 7. Oktober 1958 durch den Chef MB V Oberst Martin Bleck ein wichtiger Höhepunkt im Leben des jungen Regiments. Die Truppenfahne nahm der Kommandeur OSL Erwin Schröder entgegen. Die 1960er Jahre begannen mit der Teilnahme an der Sicherung der Staatsgrenze in Berlin. Die Ausbildung der ersten Wehrpflichtigen und die Zuführung neuer Kampftechnik stellten hohe Anforderungen an alle Regimentsangehörigen. 1969 bei der Teilnahme am Manöver „Oder/Neiße“ in der VR Polen erreichte das Regiment die Einschätzung „sehr gut“.

Die 1970er Jahre begannen mit der Teilnahme am Manöver „Waffenbrüderschaft 70“ im Raum Magdeburg. In diesem Jahr begannen wichtige Veränderungen im Regiment. Für alle sichtbar begann der Neubau der Unterkünfte in der Kaserne und der Ausbildungsbasis. Die alten Gebäude der Munitionsanstalt am Stern im Buchholz wurden durch moderne Unterkünfte und Wirtschaftsgebäude ergänzt. Die günstige Lage außerhalb Schwerins ermöglichte die mustergültigen Ausbildungsanlagen in unmittelbarer Kasernennähe anzulegen.

Die Vorgesetzten aller Stufen besichtigten die Ergebnisse der angestrengten Bautätigkeit, die neben der Ausbildung bewältigt sein wollte. 1971 besuchte der Minister für Nationale Verteidigung Armeegeneral Heinz Hoffmann das Regiment, zu Beginn des Folgejahres folgte ein Besuch Erich Honecker in seiner Eigenschaft als 1. Sekretärs des ZK der SED und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates.

Am 1. März 1972 erhielt die Kaserne in Stern Buchholz den Ehrennamen „Hans Kahle“. Hans Kahle, Jahrgang 1899, stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen und diente als Leutnant während des Ersten Weltkrieges. Nach seiner Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft lebte er zeitweise in Südamerika und arbeitete für die KPD, verschiedene Zeitungen und Hilfsorganisationen. Nach 1933 führte ihn die Emigration über die Schweiz und Frankreich in das Spanien der Volksfront. Von 1936 bis 1938 kämpfte er in den internationalen Brigaden zur Verteidigung der spanischen Republik. Er führte das „Thälmann-Bataillon“, später eine Brigade und dann eine Division. 1946 kehrte er aus dem Exil in Großbritannien nach Deutschland zurück. In seiner letzten Funktion war er Polizeichef von Mecklenburg. 1947 unterzog er sich in Ludwigslust einer notwendigen Operation, die er nicht überlebte.

1973 wurde das II. MSB des MSR-27 als erste Einheit der NVA mit dem Schützenpanzer BMP-1 ausgestattet. Die Einführung eines qualitativ neuen Gefechtsfahrzeuges für die mot. Schützen war natürlich mit vielen neuen Herausforderungen verbunden. Auf der Parade zum 25. Jahrestag der DDR rollten erstmals die Schützenpanzer BMP-1 in der Paradeformation durch Berlin. Nur einen Monat später waren alle Regimentsangehörigen bei der Lehrvorführung vor dem Militärrat der Vereinten Streitkräfte des Warschauer Vertrages in Anwesenheit des Oberkommandierenden, Marschall der Sowjetunion I.I. Jakubowski gefordert.
Generalmajor a.D. M. Jonischkies flocht an dieser Stelle eigene Erlebnisse ein, da er zu diesem Zeitpunkt Stellvertreter des Kommandeurs für Ausbildung war und so maßgeblich an Vorbereitung und Durchführung der Lehrvorführung beteiligt war. Von 1976 bis 1978 führte er das Regiment als Kommandeur.

Anerkennung für die Anstrengungen und sehr guten Leistungen war die Verleihung des Ehrennamens „Hans Kahle“ an das MSR-27 am 7. Oktober 1975.

Den sehr guten Ausbildungsstand des Regiments konnten Soldaten, Unteroffiziere, Fähnriche und Offiziere mehrfach bei Inspektionen durch das Ministerium für nationale Verteidigung und das Vereinte Oberkommando des Warschauer Vertrages unter Beweis stellen.

 

Eine andere Form den Ausbildungsstand zu testen und zu demonstrieren war die Teilnahme an Truppenübungen und Manövern, nur einige seien genannt „Leistungsschau 80“,  „Waffenbrüderschaft 80“, „Drushba 82“, „Räderwerk 87“.

Die Verleihung des Titels „Bester Truppenteil“ in den Jahren 1985, 1986, 1987 zeugte von kontinuierlichen Anstrengungen der Soldaten und Vorgesetzten. Neben diesen Ehrungen gab es weitere Würdigungen der Leistungen aller Regimentsangehörigen.

Wie es sich gehört, wurden zu Ehren des Jahrestages der DDR verdienstvolle Mitglieder unseres Verbandes ausgezeichnet. Die Ehrennadel des Traditionsverbandes wurde an unsere Mitglieder OSL a.D. Klaus Freudemann und OSL a.D. Waldemar Leide überreicht. Weiter Mitglieder der Regionalgruppe wurden für ihre aktive Mitarbeit gewürdigt. Die Ehrennadel erhielten außerdem Frau Marianne Endrigkeit und Holger Hempel. Hptm. a.D. Frank Hinzpeter wurde mit einer Ehrenurkunde für seine langjährige aktive Arbeit gewürdigt.

Im Anschluss an die Auszeichnung unserer Besten stellte sich Hptm. a. D. Rainer Polzer vor. Während seiner aktiven Zeit diente er bei den Grenztruppen. Sein Reservistendient führte ihn u.a. in den Stab der 8. MSD. In einem der kommenden Stammtische wird er uns sein Buch „Sag mir wo Du stehst“ vorstellen.

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto konnte sich alle stärken.

Das Nachmittagsprogramm eröffnete Major a.D. Rainer Paskowsky mit Streiflichtern aus seinem Leben und persönlichen Erinnerungen an seine Dienstzeit im MSR-27.

Anschließend war Zeit für viele persönliche Gespräche über die gemeinsame Dienstzeit in der NVA mit kurzweiligen Geschichten und Erinnerungen. Natürlich wurden auch Themen aus den jetzt und hier besprochen.

 

Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken verlegte die Mehrzahl in ihre Heimatstandorte. Andere hatten sich entschlossen, noch ein paar schöne Tage in Schwerin zu verbringen.

Eine kleine Ausstellung zeigte Fotos aus der Geschichte der Aufklärungskompanie des MSR-27 und aus dem Leben der Regionalgruppe Schwerin, die seit 30. Juni 2021 den Namen „Hans Kahle“ trägt.
Danke an die Organisatoren, die diese Veranstaltung ermöglicht haben!

 

Reinhard Parchmann, Major a.D.
Regionalgruppe Schwerin