07.08.2023

 

Empfang zum 96. Gründungstag der chinesischen Volksbefreiungsarmee

 

Am 27. Juli veranstaltete der Verteidigungs-, Luftwaffen- und Marineattaché bei der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin, Generalmajor Wu Junhui, einen Empfang anlässlich des 96. Gründungstag der chinesischen Volksbefreiungsarmee. 

Neben Diplomaten und Mitarbeitern der chinesischen Botschaft und des Büros des Verteidigungsattachés waren natürlich auch zahlreiche Vertreter chinesischer Unternehmen und Gesellschaften mit Sitz in der BRD anwesend, die gemeinsam mit den eingeladenen Gästen diesen Ehrentag würdig begehen wollten.

Für unseren Verband hatte ich die Ehre.

In seiner Ansprache bewies General Wu jenes hohe Geschick an Diplomatie, dass man im Unterschied zu deutschen „Diplomaten“, den Repräsentanten der VR China immer zugestehen kann.

Jegliche Konfrontation vermeidend, trotz der erst jüngst im Hause Baerbock ausgearbeiteten und von der Regierung angenommenen neuen außenpolitischen Strategie gegenüber China (was stört´s den Mond, wenn ihn der Mops anbellt), machte er unverständlich klar, dass China die monopolare Dominanz der USA über die Welt am Ende sieht. An deren Stelle tritt multipleres Agieren verschiedener Staaten im Interesse friedlicher Kooperation, wirtschaftlicher Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen und neuer Sicherheitsprinzipien ohne jene überholten Militärbündnisse mit denen der Stärkere die Schwächeren und darüber hinaus ganze Regionen und die Welt dominieren wollten.

Interessant war natürlich auch ein Blick auf die anwesenden Gäste.

Die Militärattachés Russlands, Belorusslands, Armeniens und anderer GUS-Staaten – das ist völlig klar.

Klar war auch die Teilnahme von MA´s aus afrikanischen Ländern, zu denen ja China seine Beziehungen insgesamt ausbaut, auffällig die Militärs aus Mali und Niger, die aktuell auch engere Beziehungen zu Russland suchen.

Natürlich waren auch Militärattachés aus in Berlin akkreditierten NATO-Staaten der Einladung zum Empfang nachgekommen, ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts.

Ins Grübeln kam man, wenn man versuchte zu verstehen, warum welche Angehörigen der Bundeswehr anwesend waren.

Ja, klar, sie hatten eine Einladung, aber was steckte dahinter.

Es gab zwei Uniformträger der Bundeswehr, mit einem davon konnte ich ein wenig sprechen. Er (Oberst) ist der Chef des in Regensburg dislozierten Ausbildungszentrums für Internationale Auslandseinsätze (UNO-Missionen) der Bundeswehr. Er war also verantwortlich für die Vorbereitung der Bundeswehrangehörigen, denen jetzt in Mali der Boden unter den Füßen brennt, und für deren Rücktransport jetzt der erforderliche Volltankplatz für den Rückflug der A-400 M in Niger weggefallen ist. Der zweite Uniformträger der Bundeswehr war immer am anderen Ende des Saales, keine Gelegenheit für ein Gespräch.

Nicht gesehen oder nur nicht erkannt habe ich hochrangige Vertreter des Verteidigungsministeriums oder des Auswärtigen Amtes, das es in diese Richtung keine Einladungen gegeben haben soll, will ich nicht glauben.

Interessant war aber ein Generalmajor in Zivil, Wolfgang Wien, Vizepräsident und dienstältester Offizier beim Bundesnachrichtendienst.

Ja, es ist nicht ungewöhnlich, dass auch der Sicherheitschef der chinesischen Botschaft seine Partner zum Empfang mit einlädt, aber immerhin der Vizepräsident des BND kommt, und aus dem BMfV und dem AA sind nicht mal Referatsleiter erkennbar?

Vielleicht war nur das gute chinesische Essen, der Grund für die Teilnahme.

Starck gefragte Gesprächspartner war ein Mann, der mir schon am 9. Mai in der russischen Botschaft aufgefallen war – Alexander von Bismark (https://philosophia-perennis.com/2023/02/26/deutsche-schmuecken-russischen-panzer-mit-2000-rosen-fuer-den-frieden/) der mit seiner Aktion die antirussische Panzerprovokation vor der Botschaft nivellierte.

Auf meine Frage an ihn, ob vielleicht irgendwo in Deutschland ein Graf von Stauffenberg 2.0 heranwächst entgegnete er lächelnd, dass der Adel natürlich sehr gut vernetzt sei und durch „internationale“ Heiraten selbstverständlich an Frieden interessiert sei und auch entsprechend agiere, gegen Dummheit aber eben kein Kraut gewachsen sein.

Hier musste ich dann an von Clausewitz und dessen „vierte Kategorie“ von Offizieren erinnern – dumm und fleißig -, die jede Armee zersetzen können.

In Deutschland ist die „vierte Kategorie“ dabei, das ganze Land zu zersetzen.

 

Übrigens, ich hatte für General Wu ein kleines Geschenk mitgenommen.

Anläßlich des Neujahres 1983 gab das Verteidigungsministerium der VR China einen Empfang für das Militärdipolomatische Korps. Meine erste größere Aktivität als Gehilfe des Militärattachés der NVA in Beijing nach meiner Ankunft dort.

Zur Dokumentation dieser Veranstaltung wurden „offizielle“ Fotos angefertigt, die jedem Teilnehmer zugestellt wurden. Für General Wu habe ich Kopien dieser Fotos anfertigen lassen, immerhin ein Ereignis, dass 40 Jahre zurückliegt.

 

Siegfried Eichner, Oberstleutnant a.D.
Regionalgruppe Berlin „Marschall der Sowjetunion W.I. Tschuikow“

 

 

 

 

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