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- 39. Treffen der ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen und der bewaffneten Organe der DDR
21.09.2025
In diesem Jahr wurde das traditionelle Grenzertreffen zum ersten Mal gemeinsam von der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V.- Arbeitsgruppe Grenze (GRH) und dem Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR (VTNVAGT) durchgeführt.
Hier ein kleiner Bildbericht und mein Redebeitrag zum Treffen.
Liebe Genossinnen und Genossen, werte Gäste!
Wir begingen am 1. Juli den 80. Jahrestag der Deutschen Volkspolizei
Der Tag der Volkspolizei wurde mit dem Beschluss des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik vom 28. Mai 1954 jährlich am 1. Juli gefeiert. Dieser Tag erinnert uns an die Gründung der Volkspolizei im Jahr 1945, einer Institution, die nicht nur für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zuständig war.
Genosse Willi Stoph damaliger Innenminister stellte in seiner Rede auf der Festveranstaltung am Tag der Volkspolizei 1954 voran:
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde der Staat der Arbeiter und Bauern geschaffen, und die Machtorgane des Staates dienen den Interessen der werktätigen Menschen. Zum ersten Male in der Deutschen Geschichte steht also die Polizei nicht im Dienste der volksfeindlichen herrschenden Klasse, sondern die Volkspolizei und die arbeitenden Menschen haben gemeinsame Aufgaben zu erfüllen.
Die Volkspolizei wurde ins Leben gerufen, um den Bürgerinnen und Bürgern ein Gefühl der Sicherheit zu geben und das Vertrauen in die staatlichen Organe zu stärken.
Die Aufgaben der Volkspolizei beinhalteten sowohl den Kampf gegen noch im Verborgenen handelnde faschistischen Elemente, die Sicherung der Durchführung der Bodenreform, die Absicherung der Enteignung der Monopolkapitalisten sowie den Kampf bei der Überwindung des Spekulanten- und Schiebertums.
Ihre Anstrengungen waren darauf gerichtet, die Umsiedler und Vertriebenenströme zu bewältigen und die Entfaltung des Volkseigentums zu schützen.
Gleichermaßen wichtig war die aktive Mitwirkung beim Aufbau einer neuen Gesellschaft. Die Volkspolizisten waren in den verschiedensten gesellschaftlich-ehrenamtlichen Funktionen sowohl Ordnungshüter als auch Ansprechpartner für die Bevölkerung und Gestalter des friedlichen Aufbaus.
Die Polizei war eines der ersten Machtorgane, das neu geschaffen wurde. Zunächst auf lokaler Ebene, dann in den Kreisen und Ländern. 1946 wurde die Deutsche Verwaltung des Innern (DVDI) gebildet, an ihre Stelle trat 1949 das Ministerium des Innern (MdI) der DDR.
Diese neue Polizei wurde von Anfang an antifaschistisch ausgerichtet. Für ihren Aufbau wurden fortschrittliche Menschen, vor allem Arbeiter und Bauern, gewonnen. Als Führungspersonal wurden bewährte Antifaschisten eingestellt. Für Angehörige faschistischer Organisationen gab es in der Deutschen Volkspolizei keinen Platz.
Ich selbst durfte noch Volkspolizisten der ersten Stunde kennen lernen bzw. hatte Kontakte zu deren Kindern, wie z.B. bei Otto Zellmer, Personenschützer Ernst Thälmanns der Hamburger Zelle, zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt und 1945 durch die Rote Armee aus dem Zuchthaus Waldheim befreit.
Oder Justin Sonder. Am 27. Februar 1943 wurde Justin Sonder verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort überlebte er unvorstellbare Zustände, Hunger, Schläge, Zwangsarbeit und insgesamt 17 Selektionen. In mehreren Todesmärschen gelangte Justin Sonder schließlich im April 1945 ins fränkische Wetterfeld, wo er am 23. April 1945 durch die amerikanische Armee befreit wurde und in seine Heimatstadt Chemnitz zurückkehrte.
Sowohl Otto Zellmer, bis zu seinem Ausscheiden Politstellvertreter im Polizeirevier Löbau, als auch Justin Sonder bis zu seinem Ausscheiden Leiter der Mordkommission der BdVP Karl-Marx-Stadt, folgten wie viele andere dem Ruf der Partei, beim Aufbau einer Polizei zu helfen, die wahrlich aus dem Volke geboren und dem Volke verbunden war.
Viele Volkspolizisten der ersten Jahre kamen aus der Gefangenschaft und hatten sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat selbst den Schwur gegeben, nie wieder eine Waffe anzugreifen. Sie brachen ihren Schwur um in der Polizei des Volkes zu dienen.
Ein besonderes Merkmal der Volkspolizei war ihre enge Verbindung zur Bevölkerung. Für viele Menschen in der DDR waren die Polizisten nicht nur Beamte, sondern Nachbarn und Freunde, die in schwierigen Zeiten zur Stelle waren. Durch verschiedene Programme und Initiativen förderte die Volkspolizei die Zusammenarbeit mit den Bürgern, was das Vertrauen und den Respekt innerhalb der Gemeinschaft stärkte.
Erinnern wir uns an die ersten Aktivitäten der Volkspolizei in den jungen Jahren ihres Bestehens, wie der Schutz der Zuckerrüben-Kampagne 1948 oder dem Jugendobjekt der Volkspolizei in meiner Heimat, dem Erzgebirge - “Die blauen Teufel im Höllengrund“, dem Bau der Talsperre des Friedens Sosa von 1949 bis 1952, wo wie bei vielen anderen Gelegenheiten nicht nur mit Worten die Verbundenheit mit dem Volke gelebt wurde.
Erinnern wir uns an eine der größten Bewährungsproben in den unmittelbaren Nachkriegsjahren, an das Hochwasser in Sachsen März 1947 und dem unmittelbar darauffolgenden Oderhochwasser. Die Aufzählung ließe sich sicherlich noch beliebig fortsetzen.
Diese junge Volkspolizei mit ihren kasernierten Einheiten war in ihrer Entwicklung Grundstein für die Bergpolizei und dem späteren Gebietskommando Wismut, dem Flurschutz, der Seepolizei, der Volkspolizei See. der Volkspolizei Luft, den Aeroclubs, der Grenzpolizei, der Grenzbereitschaft Küste um nur einige zu nennen.
Das MdI bildete das Mutterorgan für die anderen Sicherheitsorgane. Aus ihm gingen hervor: Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und das Ministerium für Nationale Verteidigung dem später dann die Grenzpolizei und die Zivilverteidigung zugeordnet wurden.
Im Rahmen des Tages der Volkspolizei wurden zahlreiche Veranstaltungen organisiert, die den Einsatz der Volkspolizisten würdigten, die ihr Leben oft für die Sicherheit ihrer Mitbürger riskierten.
Gleiches lässt sich auch in der weiteren Folge für die Ehrentage aller bewaffneten Organe der DDR sagen.
Jeder dieser Tage, soll uns Anlass sein, an die Werte der Solidarität und des gemeinschaftlichen Zusammenhalts zu erinnern, die die Grundlage der Gesellschaft in der DDR bildeten.
Lassen Sie uns heute die Erinnerungen an die Volkspolizei, dem Strafvollzug, dem Organ Feuerwehr, an die Nationale Volksarmee mit ihren Teilstreitkräften, den Grenztruppen der DDR, dem Ministerium für Staatssicherheit, den Kampfgruppen der DDR, der Zollverwaltung der DDR, der Zivilverteidigung und der Gesellschaft für Sport und Technik, und anderer wachhalten und die positive Rolle, die diese in unserem Alltag gespielt haben, anerkennen!
Es ist wichtig, die historischen Ereignisse zu reflektieren und gleichzeitig die Lehren für unsere Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Diese Jahrestage sind nicht nur eine Feier ihrer Verdienste, sondern auch die Gelegenheit, über die Bedeutung von Zusammenhalt und Verantwortung in unserer Gesellschaft nachzudenken.
Mein Dank gilt daher allen ehemaligen Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR und allen hier genannten Organisationseinheiten, den Zivilbeschäftigten, den freiwilligen Helfern, sowie all ihren Familien!
Und gedenken wir in Ehren und Dankbarkeit all derer, die nicht mehr unter uns weilen! Wir sind derer verpflichtet und haben den Auftrag über ideologische Hemmschwellen hinweg, die Geschichte fair und seriös aufzuarbeiten, zu erhalten und an nachfolgende Generationen weiterzugeben.
Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit - Glück Auf!
Klaus-Dieter Erber,
VP-Oberkommissar a.D