Zur Erinnerung an den
  „Oberbefehlshaber der Bayrischen Roten Armee“
der Bayrischen Räterepublik Rudolf Egelhofer,
der vor 95 Jahren, am 03. Mai 1919, in München von der Reichswehr  erschossen wurde.

von Generalmajor a.D. Sebald Daum

Rudolf EgelhoferRudolf Egelhofer wurde als Kind einer Arbeiterfamilie am 13. April 1896 in München-Schwabing geboren. Sein Vater war Bildermaler.   Bereits mit 17 Jahren meldete er   sich 1913 freiwillig zur  Kaiserlichen Marine. Ende des 1. Weltkrieges war er als   Marine- Infanterist in Flandern eingesetzt. Bei Ausbruch der Matrosenaufstände in der  Kaiserlichen Flotte in Wilhelmshaven war Egelhofer sofort aktiv daran beteiligt. Bei der Niederschlagung dieser Matrosen-aufstände wurde Rudolf Egelhofer   verhaftet und zum Tode verurteilt. Im Februar 1919 gelang ihm die Flucht und er  ging mit mehr als 600 bewaffneten Matrosen und Soldaten  nach München,um sich  hier sofort aktiv an der Revolution und für die Bayrische Republik unter Kurt Eisler  einzusetzen. 

In München war bereits am 08. November 1918 durch die Arbeiter-und Soldatenräte unter dem USPD- Mann Kurt Eisner, die Herrschaft des Königshauses Ludwig III für beendet erklärt und die Bayrische Republik als „Freier Volksstaat“ ausgerufen worden. Kurt Eisner wurde ihr erster Ministerpräsident.

In der Regierung spitzten sich Anfang des Jahres 1919 die Auseinandersetzungen zur Frage Räterepublik oder Parlamentarische Republik weiter zu, auch im Widerstreit mit der Ebert-Regierung in Berlin, aber auch mit den revolutionären Massen. Nach der Gründung der KPD  in München unter Eugen Leviné, der von der Zentrale der KPD von Berlin nach München geschickt wurde, verstärkte sich der Druck der Arbeiter- und Soldaten- Massen auf die Regierung. Eisner verlor immer mehr an Einfluss und Ansehen, was sich auch im Stimmenverlust der USPD bei den Bayrischen Landtagswahlen im Februar zeigte. Durch die Ermordung von Kurt Eisner am 21.Februar 1919 durch den kaiserlichen Leutnant Arco zu Valley spitzte sich die Lage immer mehr zu.

PlakatAm 07. April übernahm ein vom Rätekongreß eingesetzter “Zentralrat der Bayrischen Räterepublik“ unter dem Vorsitz des SPD-, später USPD- Mitglieds Ernst Nickisch die Führung der neu gebildeten „Räterepublik“. 

Bereits am 09. April beschloss dieser Zentralrat die Bildung der „Roten Armee“. Mit einem Aufruf und entsprechenden Bekannt-machungen wurden die revolutionären Bürger aufgerufen in die neu gebildete Rote Armee einzutreten. Der Beschluss wurde aber nicht sofort konsequent verwirklicht.

Am 13. April versuchten Teile der Münchener Garnison  durch einen Militärputsch („Palmsonntagsputsch“) die Räterepublik zu liquidieren.

Unter Führung von Rudolf Egelhofer, der  auch Mitglied der Bayrischen KPD geworden war, stürmten revolutionäre Arbeiter und Soldaten den Hauptbahnhof und andere wichtige Stützpunkte der Putschisten und beendeten den Putschversuch.

Nun wurde noch am gleichen Tag durch den von der KPD, SPD und USPD gebildeten Aktionsausschuss ein Vollzugsrat, als   gesetzgebendes Organ der Räterepublik unter Leitung der Kommunisten Eugen Levine und Max Levien eingesetzt.Siegel

Durch die neue Rätemacht wurde am 14. April der Beschluss zur  Schaffung der „Roten Armee“ nun umgesetzt und eine Militärkommision unter Leitung von Rudolf Egelhofer, der auch gleichzeitig Stadtkommandant von München wurde, eingesetzt . Als Stellvertreter wird der Pazifist Ernst Toller ihm zur Seite gestellt, der gleichzeitig das Truppenkommando in Dachau befehligte. Zur Führung wurde ein Generalstab unter der Führung von Erich Wollenberg geschaffen.

Innerhalb kürzester Zeit erreichte die Rote Armee eine Stärke von 20. 000 bis 30. 000 Mann. (Die Angaben schwanken zwischen 20 000 bis 60 000 Mann).

In ihrem Bestand waren vorwiegend  Arbeiter, Soldaten, aber auch  ehemalige Kriegsgefangene der Russischen und Italienischen Armee.

Die Bewaffnung, bestehend aus Gewehren, Maschinengewehren, einigen Geschützen und Granatwerfern war nicht ausreichend. Eine straffe Organisation fehlte. Die Verbindungen zwischen den Truppen waren unzureichend. Die unteren Kommandeure bis zum Bataillonskommandeur wurden gewählt, die höheren Kommandeure und Führer selbstständiger Kommandos vom Vollzugsrat eingesetzt.

Für eine bessere Umgestaltung blieb der Roten Armee aber wenig bzw. gar keine Zeit. Bereits am 15. und 16. April mussten sie gegen Bayrische Truppen in Dachau und Rosenheim in den Kampf ziehen. Hier gelang es der Roten Armee, die Bayrischen Truppen zum Rückzug zu zwingen. Durch den Einfluss opportunistischer Kräfte und auch Eigenwilligkeiten einzelner Kommandeure nahmen sie die Angebote der bereits geschlagenen Bayrischen Armee für einen Waffenstillstand an. Die Reaktion nutzte diese Zeit für die Heranführung neuer Kräfte aus.

Auf Befehl des SPD-Reichswehrministers Gustav Noske wurden Truppen der Reichswehr und der Freikorps, insgesamt 60. 000 Mann mit schweren Geschützen herangeführt. Am 20. bis 24. April kam es bei Augsburg zu schweren Kämpfen, die mit der Niederlage der Roten Armee endeten. Hartnäckige Kämpfe entwickelten sich bei Fürstenfeldbruck. Auf Seite der hier kämpfenden ca 1.300 Mann der Roten Armee gegen die Übermacht der Reichswehr waren auch über 250 ehemalige russische Soldaten beteiligt.

Unter dem Druck der Übermacht der Reichswehr gewannen im Vollzugsrat und auch in Teilen der Truppenführungen opportunistische Kräfte das Übergewicht. So zog sich die starke Dachauer Gruppierung von ca. 10. 000 Mann unter Führung von Ernst Toller kampflos nach München zurück.

Am 01. Mai eröffneten die um München zusammengezogenen Truppen der Reichswehr, Freikorps und der Bayrischen Verbände den Angriff auf München und zerschlugen die sich tapfer zur Wehr setzende Rote Armee. Am 03. Mai wurde München eingenommen. Damit war die Bayrische Räterepublik beseitigt.

Dem nun einsetzenden zügellosen Terror der Reaktion fielen auch die militärischen Führer der Roten Armee zum Opfer. Vom 30.04. bis zum 07.05.1919 wurden fast 200 Personen ermordet, unter ihnen nach brutalen Folterungen und ohne Gerichtsurteil Rudolf Egelhofer und  Gustav Landauer, der Volksbeauf-tragte für Kultur und Erziehung. In einer Kiesgrube bei Gräfelfing wurden auch 52 russische Soldaten, die in der Roten Armee gekämpft hatten, erschossen und dort verscharrt. Eugen Levine wurde von einem Standgericht zum Tode verurteilt und erschossen. Durch Standgerichte und Sondergerichte wurden bis zum Februar 1920 10 Todesurteile und mehr als 2.200 Personen der Räterepublik und ihrer Roten Armee zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Unter ihnen der Generalstabschef Ernst Wollenberg, der Stellvertre-ter Egelhofers und Kommandeur der Dachauer Gruppierung Ernst Toller, der Kommandeur Klingenhöfer, der Adjutant von Egelhofer  Eugen Karpf und weitere Kommandeure.

Damit war nach nur knapp einem Monat die Bayrische Räterepublik, der neu gegründete Freistaat Bayern und ihre Rote Armee zerschlagen.

DenkmalIn der DDR wurde in vielfältiger Weise diesen heldenhaften Kämpfern gedacht. Eine besondere Ehrung erfuhr Rudolf Egelhofer in der NVA. So wurde am 28. Februar 1970 der Unteroffiziersschule  I in Weißwasser/Heide der Ehrenname Rudolf Egelhofer verliehen. Von den Angehörigen dieses Verbandes wurde das nebenstehende Denkmal errichtet.

Geehrt wurde   der „Rote Matrose“ Rudolf Egelhofer auch in der Volksmarine der DDR durch die Verleihung seines Na-mens  am  04. November 1965 an das Raketenschnellboot 205/03 und am 16.01.1985 an das Kleine Rak.-Schiff 1241/2.

In Strausberg wurde eine Straße und in Rostock eine Schule nach ihm benannt.                                                                                                                                                    

In der BRD, besonders in Bayern, möchte niemand so gern daran erinnert werden. Diese Revolution, die Räterepublik und ihre Rote Armee werden totgeschwiegen. Ihnen ist unerträglich, dass der „Weißblaue“ Freistaat Bayern durch eine Revolution entstanden ist. Ein Bild des ersten Ministerpräsidenten Kurt Eisner im Regierungspalast in München sucht man vergeblich.

Deshalb ist es gut und wichtig, dass in unserem  „Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR“ diese Tradition weiter gepflegt und in Erinnerung gerufen wird.

                                                                                                                                                                                                   Verband zur Pflege der Traditionen
der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR e. V.