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- Diskussionsbeitrag zur Mitgliederversammlung des Verbandes am 05.04.2025
03.06.2025
Nachgereicht:
1994 eröffnet das Oldtimer Museum Prora, damals noch unter dem Namen Eisenbahn- und Technik Museum Rügen auf 10 000 m² seine interessante Bahn- und Straßenfahrzeugausstellung in den Hallen einer Einrichtung der ehemaligen NVA.
2020 kam das Neue Armeemuseum Prora dazu, in dem originale militärische Großtechnik verschiedenster Art und Uniformen der NVA gezeigt werden. Dieses Armeemuseum ist nicht zu verwechseln mit der bisherigen Ausstellung im Koloss von Prora, die es seit 2018 nicht mehr an diesem Standort gibt. Irgendwo eingelagert sein soll, teilweise von Diebstählen und unsachgemäßer Einlagerung betroffen, geschrumpft sein soll. Ein Komplettverkauf der Sammlung kam ebenso wie ein Teilverkauf nicht zustande, obwohl es wohl Interessenten gegeben haben soll. Auch das Land MV als potentieller Käufer lehnte ab, da dem diese NVA Uniformen und Ausrüstungsgegenstände bis hin zu Orden und NVA-Inventar nicht einzigartig genug erschienen.
Eine fachlich fundamentierte Bewertung der Sammlung soll es nicht gegeben haben, sodass der tatsächliche Wert der Sammlung auch nie richtig ermittelt wurde.
Die bisherigen Überbauungen des fast 5 Kilometer langen Gebäudes haben viele historische Spuren des KdF Heimes und späteren Kaserne für verschiedenste Truppenteile und Einheiten verschwinden lassen.
Übrig geblieben ist eine riesige Wellnessoase ohne einen Hinweis auf die Vergangenheit.
Im Oldtimer Museum war ich seit 1994 mehrmals, denn es ist eine sehr interessante Ausstellung, die man bei einem Besuch nicht vollständig erfassen und aufnehmen kann. Gleiches trifft auf die Veränderungen im Museums selbst zu. Ständige Neuzugänge laden immer wieder zu einem neuen Besuch ein.
Als Sonderausstellung kam das Motorradmuseum dazu, dass viele Besucher an ihre eigene Zeit als Biker erinnert.
Das neue Armeemuseum Prora habe ich im Mai 2024 zu ersten Mal besucht. Dieser Besuch währte allerdings max. 10 Minuten, dann war ich enttäuscht wieder draußen, ohne eine Einschätzung treffen zu können, was ich da gerade gesehen hatte.
Einiges kurz zu meiner persönlichen Verbindung mit Prora. Am 02.11.1976 stand ich zum ersten Mal auf dem Bahnhof in Prora. Damals als gerade neu einberufener Soldat, der eigentlich mal Flieger werden wollte, nun zur Ausbildung als Unteroffizier mit einer technischen Laufbahn an der TUS Prora. Seit 1990 verbringe ich, auch im Kreise meiner Familie und mit Freunden fast jeden meiner Geburtstage auf der Insel und wenn nicht auf Rügen, dann auf alle Fälle an der Ostsee.
Ebenfalls 1990 beendete ich auf eigenen Wunsch meine militärische Laufbahn. So wie mich Prora bzw. die Ostsee nicht mehr losgelassen haben, so habe ich mich auch seit dieser Zeit der Traditionspflege der NVA und der GT verschrieben. Anfangs noch als Sammler und Organisator von Treffen ehemaliger Angehöriger der NVA, seit 2016 zusammen mit Oltn. a.D. Michael Schindler. Ab 2018 in der Führungsstelle Dresden Nord, dem Aufbau und Betreibens eines Museums in Dresden. Heute organisiert im Verband zur Traditionspflege der NVA und der GT, seit April 2025 als Vorstandsmitglied dieses Verbandes.
Zurück zum Besuch im Armeemuseum Prora im Mai 2024. Drei Tage nach meinem ersten 10-Minuten-Besuch bin ich nochmals am Ort vorbeigefahren. Spontan habe ich angehalten, mit der Absicht einen Verantwortlichen zu finden und mit ihm zu sprechen, was mir tatsächlich gelang. Dieses Gespräch dauerte wahrscheinlich auch nur 10 Minuten, dann war sich der GF Marketing, Timo Guttwein nicht mehr ganz sicher, ob seine Ausstellung tatsächlich was mit der NVA zu tun hatte und ich war mir nicht ganz sicher, ob meine gerade gemachten Versprechungen auch wirklich machbar waren. Was war geschehen? Ich hatte mich vorgestellt, woher ich komme, meine Verbindung zu Prora, meine Sammelleidenschaft, meine Arbeit mit Micha Schindler in Dresden, unsere Aktivitäten bei der Traditionspflege und unsere Leidenschaft anderen zu helfen. Einfach so.
Ich glaube, letzteres hat er mir am wenigsten geglaubt. Auf alle Fälle war er bereit, sich und seinem Museum „helfen“ zu lassen.
Noch im Urlaub in Sassnitz habe ich mit meinen engsten Mitstreitern telefoniert und ihnen meine Idee erläutert, diesem Museum zu helfen. Oft gestellte Frage war – warum will ich einem „Wessi“ helfen eine ordentliche Ausstellung auf die Beine zu stellen, mit der er dann auch noch Geld verdient.
Darauf gab und gibt es für mich nur einen Grund. Das bisherige Museum war ein Besuchermagnet in Prora. Viele Bürger der DDR haben dort als Grundwehrdienstleistende gedient oder ihre militärische Laufbahn als länger Dienende begonnen.
Viele truppenerfahrene Unteroffiziere, Fähnriche, Offiziere und auch drei Generale haben ihr Wissen und Können an die jungen Kader weiter gegeben. Nach der Wende sind viele von ihnen wieder nach Prora gekommen und haben ihren Familien, Kindern und Enkeln ein Stück ihres Lebens gezeigt. Mit der Umfunktionierung des Kasernenkomplexes in ein Urlauberobjekt ist dieses Stück Geschichte nicht mehr vorhanden. Das neue Armeemuseum konnte diesem Anspruch mit dieser bisherigen Ausstellung nicht gerecht werden. Obwohl sich der Mitarbeiter des Museums, der mit der Darstellung der Uniformen der NVA betraut war, viel Mühe gegeben hatte, konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Nicht eine, in den 1,90 m breiten und 2,10 m hohen, beheizbaren Vitrinen dargestellte Uniform stimmte mit den jeweiligen Dienstvorschriften überein. Ein Konzept war nicht zu erkennen, Beschriftungen waren falsch und die einzelnen verwendeten Uniformteile waren in ihren Konfektionsgrößen für die verwendeten Schaufensterpuppen nicht passend.
Gerade in der jetzigen Zeit wird es immer schwieriger Menschen für die Geschichte der DDR und ihrer Armee zu erreichen. Auch wenn dieses Vergangene sehr überlegenswert ist. Viele Museen, speziell im Osten müssen schließen. Museen im Westen erreichen mit dem Thema DDR niemanden mehr und geben frustriert auf. Die Insel Rügen wird jährlich von mehr als 1,2 Mio. Urlaubern besucht. Das Oldtimer Museum Prora hat einen ausgezeichneten Ruf und empfängt jährlich 80.000 bis 100.000 Besucher! Selbst wenn nicht jeder dieser 100.000 Besucher auch das neue Armeemuseum besucht, so wird es doch eine Anzahl sein, von der jedes andere Museum dieser Art nur träumen kann. Und wenn diese Ausstellung dann auch noch gut, fachlich und sachlich richtig ist, haben wir doch sehr viel erreicht, ohne Investitionen gemacht zu haben, die unser Budget übertroffen hätten.
Wie zugesagt, erarbeitete ich in den Wochen nach meinem Urlaub eine Konzeption zur Umgestaltung der Ausstellung. Insgesamt waren 10 dieser bereits erwähnten großen Vitrinen vorhanden, in 5 von ihnen standen insgesamt 10 uniformierte Schaufensterpuppen. In den restlichen wurden Ausrüstungen, Bilder, Technik, Orden und Auszeichnungen sowie Dokumente gezeigt. Vom Grundprinzip wollte ich mit der Umgestaltung erreichen, dass in diesen 10 Vitrinen die Geschichte der NVA von 1956 bis 1990 dargestellt wird und hier nochmal die verschiedenen Uniformarten, Dienstgrade und nicht zu vergessen die meisten Truppenteile und Einheiten, die in Prora stationiert waren. Dazu noch, verständlicher Weise, die Gedanken, Wünsche und auch Ablehnungen des Eigentümers. Das zusammen gerechnet machte es nicht besonders leicht, aber
dennoch interessant und nicht zu vergessen – die mir selbst gestellte Aufgabe mit den generellen Ziel – die Darstellung der NVA und des Standortes Prora so wie es tatsächlich gewesen ist.
Mehrmals musste umgeplant, neu überdacht und nicht wenig wieder verworfen werden, weil Dinge nicht aufzutreiben waren, nicht richtig umgesetzt werden konnten, oder auch weil manchmal gedachte Unterstützung ausblieb. Zwischenzeitlich gab es noch einen Termin vor Ort, der dazu diente, bereits vorhandene Uniformen und Ausrüstungen zu erfassen und nochmalige Absprachen zu treffen. In dieser Zeit hatte ich auch die Gelegenheit, zwei Nächte in einer Ferienwohnung der ehemaligen Kaserne zu schlafen. Somit kann ich sagen, dass ich beide Nutzungsvarianten des Kolosses von Prora kennen lernen dürfen. Auf alle Fälle eine Erfahrung.
Am 17. März 2025 war es dann soweit, Anreise mit einer Menge Uniformen im Kofferraum und dem mulmigen Gefühl im Bauch, alles bedacht, vorbereitet und mitgebracht zu haben. An meiner Seite ein ehemaliger Vorgesetzter, der Micha Schindler kurzfristig ersetzen musste.
Die folgenden 3 Tage waren geplant als Arbeitstage, der 4. Tag, ein Freitag, war Reserve- und Abreisetag. Dienstag früh ging´s los und schnell stellte sich heraus, dass sich die lange Vorbereitung und die vielen Absprachen gelohnt hatten. Es lief alles perfekt an und das Resultat war noch besser als gedacht. Die 10 Vitrinen sind nun mit 21 Puppen bestückt, in geschichtlich richtiger Reihenfolge und äußerlich mehr als perfektem Aussehen.
Die bisher separat gezeigten Ausrüstungen, Bilder u.a. wurde z.T. in alle Vitrinen verteilt.
Am Ende allen Beteiligten, besonders Oltn. a.D. M. Schindler, einen großen Dank für die Hilfe und Unterstützung, dass ich diese Idee verwirklichen konnte.
Und nicht zuletzt natürlich auch den Herren Ludger und Timo Guttwein, den beiden Machern des Oldtimer Museums Prora.
Hans Richter
RG Dresden