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 3. Entwicklungsetappe 1961 – 1970

In dieser Etappe war für die Grenztruppen der NVA bedeutsam, das sie für den Verteidigungsfall in die operative Planung der Streitkräfte eingebunden und vom Minister für Nationale Verteidigung und seinem Hauptstab geführt und sicher-gestellt wurden. Sie hatten in Friedenszeiten die Dislozierung von ca. 60 Prozent der Streitkräfte operativ- taktischer Bestimmung von NVA und GSSD in ihren operativen Entfaltungsräumen auf dem Territorium der DDR zu sichern. Das war eine ständige Aufgabe im Bündnis, die von heutigen „Kritikern“ stets missachtet wird. Der entscheidende Schritt von der polizeilichen zur militärischen Grenz-sicherung als Bestandteil des Schutzes der Staatsgrenze der DDR und der westlichsten Grenze der östlichen Koalition im Kalten Krieg wurde vollzogen. Das Grenzregime erfuhr eine Veränderung durch erweiterte Zielsetzung. Dies führte zur differenzierteren Aufgabestellung. Die Grenztruppen hatten nun die Aufgabe, die Staatsgrenze ununterbrochen (nach Raum und Zeit) und zuverlässig zu sichern, Grenzverletzungen und die Ausdehnung von Provokationen auf das eigene Hoheitsgebiet zu verhindern, die staatliche Sicherheit und öffentliche Ordnung im Grenzgebiet zu gewährleisten und den Grenzabschnitt im Falle eines bewaffneten Überfalls standhaft und aktiv zu verteidigen und einge-drungene gegnerische Kräfte festzunehmen oder zu vernichten.

Die gleiche Aufgabe erfüllte die Grenzbrigade Küste im engen Zusammenwirken mit der Volksmarine in den Territorial- und inneren Seegewässern und im Küstengebiet.
Entscheidenden Einfluss auf diese Entwicklung hatten:

  • das Schließen der offenen Staatsgrenze der DDR zu Westberlin,
  • der massive pionier- und signaltechnische Ausbau der Staatsgrenze der DDR zur BRD und zu Westberlin,
  • die Unterstellung der Deutschen Grenzpolizei unter das Ministerium für Nationale Verteidigung, die Umbenennung in Grenztruppen der NVA sowie die Einführung militärischer Strukturen und Führungsprinzipien,
  • die Einführung der Wehrpflicht für die Nationalen Volksarmee und die Grenztruppen der NVA (1962),
  • die akuten Krisen zwischen den USA und der UdSSR mit ihren Verbündeten, sowohl in Europa als auch im karibischen Raum ( sogenannte Berliner Krise 1961, Kuba-Krise 1961  – 1963),
  • der Eintritt der USA in den Vietnam-Krieg (1964) und die Entwicklung der Antikriegsbewegung,
  • die ökonomische Stabilisierung der sozialistischen Staaten,
  • die Verschärfung der militärischen Konfrontation infolge permanenter Aufrüstung, sowohl mit Kernwaffen als auch mit konventionellen Kampfmitteln in beiden Blöcken,
  • die Machtdemonstrationen alliierter Streitkräfte, insbesondere der USA, an der Staatsgrenze der DDR,
  • weitere Umsturzversuche mit westlicher Unterstützung, begünstigt durch ungelöste innere politische und ökonomische Widersprüche beim Aufbau einer antikapitalistischen Ordnung in Polen und der CSSR,
  • Handelsbeschränkungen und Embargos des Westens gegenüber den sozialistischen Staaten mit z. T. schwerwiegenden ökonomischen Folgen,
  • der zumeist geheimdienstlich organisierte Menschenhandel und dessen  Glorifizierung durch den Westen und die Ergänzung der ausbleibenden DDR – Arbeitskräfte durch „Gastarbeiter“,
  • der Grenzkonflikt zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China (1968),
  • die Zunahme von Grenzprovokationen an der Staatsgrenze der DDR zur BRD und zu Berlin(West), bis hin zu Grenzzwischenfällen, mit Toten, Verletzten und Sachbeschädigung,
  • das quantitative Ansteigen und die inhaltliche Verschärfung der psychologischen Kriegsführung des Westens.

Der militärpolitischen Aufgabenstellung folgend waren die Grenztruppen zunehmend gezwungen, einerseits den Gesetzen des bewaffneten Kampfes in der Ausbildung Rechnung zu tragen (möglicher Gefechtseinsatz in zeitweiliger Unterstellung an Verbände der NVA oder GSSD ) und andererseits im täglichen Dienst die Hauptprinzipien der Grenzsicherung praktisch im Grenzdienst umzusetzen.
Theoretisches und praktisches Neuland wurde betreten. Die Arten und Methoden der Grenzsicherung und grenztaktischen Handlungen und Handlungskomplexe erhielten z. T. veränderte Sinninhalte. Danach wurde die jüngere Generation von Führungskadern der Grenztruppen an ihrer Offiziersschule und Militärakademien der DDR und der UdSSR herangebildet.
An der Grenze dominierte nun das Trennende unübersehbar und brachte tiefe Einschnitte im Leben der Betroffenen in beiden deutschen Staaten.

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