Wie es zur Gründung der Regionalgruppe Erfurt kam

Die Regionalgruppe Erfurt-Weimar des RotFuchs-Fördervereins hatte am 27. März 2014 zu einem militärpolitischen Vortrag eingeladen. Als Redner konnte hierfür Admiral a.D. Theodor Hoffmann gewonnen werden. Der Berufsmilitär vom Jahrgang 1935 war 1989/90 in der Regierung Modrow Minister für Nationale Verteidigung der DDR und unter der nachfolgenden Regierung de Maiziere Chef der Nationalen Volksarmee.

In seinen Ausführungen ging Hoffmann auf die unterschiedlichen Traditionen von NVA und Bundeswehr ein. Gerade angesichts der weltweiten aggressiven militärischen Abenteuer der NATO und der ihr angeschlossenen Bundeswehr in der heutigen Zeit gelte es, an die Traditionen der NVA zu erinnern. An die Traditionen derjenigen deutschen Armee also, die niemals einen Krieg gegen andere Staaten und Völker geführt hat.

Im Anschluß an die Veranstaltung kam es zu einem ausführlichen Gespräch zwischen Theodor Hoffmann und aktiven RotFüchsen. Nicht wenige von diesen waren einst Berufssoldaten gewesen. Dabei kam die Rede auch auf die verbandliche Traditionspflege. Einige der Anwesenden waren zeitweise Mitglied des „alten“ Traditionsverbandes, hatten sich aber angesichts seiner Entwicklung von diesem enttäuscht abgewandt. Theodor Hoffmann, Vorsitzender des „neuen“ Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen, berichtete über dessen Anliegen und regte schließlich die Gründung einer Regionalgruppe Erfurt an. Dank seines Vortrages konnte er überzeugen.

Den Hut setzte sich hierbei Dietmar Huth, der stellvertretende Vorsitzende der Erfurter RotFüchse, auf. Genosse Huth, bis 1990 Oberstleutnant der NVA und Kommandeur eines Raketentruppenteils, führte im Nachgang viele Gespräche mit ehemaligen Militärs aller Dienstgradgruppen. Diese fanden ihren Höhepunkt am 8. Mai 2015, als in  Erfurt des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus durch die Sowjetarmee gedacht wurde. Man verabredete die Einberufung einer Gründungsversammlung und es wurden im Mai dann auch schon erste Beitrittserklärungen für den Verband ausgefüllt.

Am 25. Juni trafen sich daher zwölf ehemalige Angehörige von NVA – überwiegend ehemalige Angehörige der 4. MSD – und Grenztruppen und beschlossen einmütig die Bildung einer Regional-
gruppe. Sechs Genossen, vom Gefreiten bis zum Generalmajor, wurden für den Gruppenvorstand vorgeschlagen und einstimmig in ihre Funktionen gewählt.

Wobei es zu einer Besonderheit kam: Vorsitzender in Erfurt ist kein ehemaliger Stabsoffizier, sondern mit Bernd Schrumpf ein früherer Grundwehrdienstleistender im Range eines Gefreiten. Mit seiner Wahl wollte man auch auf einen noch wenig beachteten Traditionsstrang der sozialistischen Streitkräfte hinweisen, war Genosse Schrumpf doch langjährig Zivilbeschäftigter gewesen und deren gewerkschaftlicher Interessenvertreter im Grenzregiment 1.

Das Vertrauen als stellvertretender Vorsitzender der Gruppe erhielt Dietmar Huth. Dem Vorstand gehört mit Klaus Wiegand, einst Chef des Militärbezirks III, auch ein Generalmajor a.D. an. Komplettiert wird der Vorstand durch zwei Majore und einen Unterfeldwebel der NVA.

Die Gründungsversammlung beschloß auch erste Vorhaben, so eine Vortragsveranstaltung am 29. Oktober mit dem früheren Militärattaché in der VR China, Oberst a.D. Bernd Biedermann, und eine Veranstaltung zum 60. Jahrestag der NVA. Hier wird GM a.D. Klaus Wiegand sprechen. Und natürlich wird man die enge Zusammenarbeit mit den RotFüchsen und auch mit ISOR pflegen.

Darüber hinaus wollen sich mehrere ehemalige Militärs um die Geschichtsschreibung kümmern. Ein Beispiel hierfür gibt derzeit Oberst a.D. Bernd Ullrich mit seinen Forschungen zur Geschichte der 8. sowjetischen Gardearmee und zu den Objekten Ohrdruf/Jonastal.

Siegfried R. Krebs