Brauchen wir wirklich neue Feindbilder und Neue Kalte Kriege?
Oder wofür gibt es eigentlich Politiker?

von Oberst a.D. Jürgen Hartmann

 

Es war im Februar 2007.

In München fand die Internationale Sicherheitskonferenz statt und der Präsident der Russischen Föderation (RF), Wladimir Putin,  hielt eine bemerkenswerte Rede.

Er nannte konkret seine Zweifel an der Richtigkeit der Raketenstationierung an den Grenzen seines Landes, die sich angeblich gegen den Iran richten soll und schlug zum wiederholten Male eine Partnerschaft zur Abwehr von terroristischen Angriffen zwischen der NATO und der RF vor.

Wörtlich sagte er ganz offen und natürlich sachlich, „das bedeutet, dass die NATO ihre Stoßkräfte immer dichter an unsere Staatsgrenzen heranbringt …… es ist ein provozierender Faktor, der das Niveau des gegenseitigen Vertrauens senkt. Nun haben wir das Recht zu fragen, gegen wen richtet sich denn diese Erweiterung? Und was ist aus jenen Versicherungen geworden, die uns die westlichen Partner nach dem Zerfall des Warschauer Vertrages gegeben haben?“

Selbst ein bekennender Freund des Westens und Friedensnobelpreisträger, Michail Gorbatschow, mahnte vor ca. 5 Jahren die Staaten des Westens, die ihm gegenüber geäußerten Versprechen einzuhalten und keine NATO – Osterweiterung durchzuführen.

Die Vorschläge Putins wurden nicht angenommen und verwirklicht. Dafür aber die Vorbereitungen für die Stationierung der sogenannten Raketenabwehr in Polen, Tschechien, jetzt auch in Bulgarien und zuletzt in Rumänien vorangetrieben. So wurde am 29.10.13 in Deveselu, 180 km östlich von Bukarest der erste Spatenstich für eine dort zu stationierende US - Raketenstellung  getätigt.

Vor wenigen Tagen gab es die Nachricht, dass nun auch die Russische Föderation daran geht, Maßnahmen zur Verteidigung ihrer Grenzen einzuleiten, einschl. der Stationierung von Raketen im Kaliningrader Gebiet. Und Putin wurde damit zum bösen Mann durch die westlichen Medien gemacht.

Vergessen wurde sein Einsatz zur Verhinderung eines Heißen Krieges durch die USA und Frankreich in Syrien, als er den Vorschlag machte, die Chemiewaffen Assads zu vernichten. Seine Idee wurde und wird verwirklicht und dem Frieden in Syrien eine Chance gegeben.

Obama war 100 Tage Präsident in seiner ersten Amtszeit. Da erhielt er den Friedensnobelpreis.

Mit seinem Einverständnis zum Vorschlag Putins, der die Vernichtung der syrischen Chemiewaffen beinhaltete, hat er einen Beweis erbracht, diesen Preis zu Recht erhalten zu haben. Oder? Vor wenigen Wochen machte in den Medien Herr Gauck, derzeitiger Bundespräsident, auf sich aufmerksam, in dem er sich weigerte, an der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi teilzunehmen, weil er mit bestimmten Ereignissen, Sachverhalten in der Russischen Föderation nicht einverstanden sei. Sind es nicht Innere Angelegenheiten der Russischen Föderation, in die er sich hier einmischen will ? Oder sollte man bitte nicht auch solche sportlichen Großereignisse nutzen, den Dialog zwischen den Politikern zur Klärung bestimmter Probleme zu führen und zu forcieren. Oder wozu gibt es denn Politiker, wenn diese nicht mit – sondern nur übereinander reden.

Im Zuge der Demonstrationen bestimmter Kreise in Kiew kamen mir die Erinnerungen an die Orangene Revolution in der Ukraine und an meine damalige Arbeit für deutsche Firmen  dortzulande wieder. Ich hatte die Möglichkeit von 2005 bis 2009 in der Ukraine zu arbeiten. Natürlich sprachen unsere ukrainischen Kollegen und ich auch über die Orangene Revolution von 2004. Ganz offen erzählten sie, dass sie für ihre Teilnahme an den damaligen Demos in Kiew jeden Tag Geld in Höhe von 25,- bis 30,- € erhielten. Für viele von ihnen, damals arbeitslos, war das sehr viel Geld. Die auf dem Maidan errichteten Zelte seien nur für die Medien gewesen und niemals habe da irgendwer drin geschlafen.

Im Zuge der jetzigen Demonstrationen vom Dezember 2013 und dem Umstürzen des Lenindenkmals in der Nähe des Kreschtschatik  tauchte bei mir die Frage auf, wer bezahlt denn dieses Mal? Und wieder schimpften die westlichen Medien auf Putin und die Russische Föderation. Vergessen wir wirklich, dass beide Völker eine über 300 Jahre lange gemeinsame Geschichte vereint? Vergessen wir wirklich, dass jedes Mal, wenn die Ukraine in Not war, vor osmanischen, polnischen, französischen, deutschen Heeren die Ukraine Russland um Hilfe gebeten hat. Und Russland hat geholfen. Sicher nicht uneigennützig. Wenn wir derzeit die Regierung in Kiew kritisieren, dass sie das Abkommen mit der EU ausgesetzt hat, vergessen wir auch wieder, dass es den Vorschlag der Russischen Föderation für eine gemeinsame Partnerschaft Russland, Ukraine und EU gibt. Wollte der Westen die Ukraine an sich binden, um Russland zu schwächen und auch von dieser Seite aus, irgendwann weitere Raketen dort zu stationieren? Dem Westen hat eine schwache Sowjetunion unter Gorbatschow und ein schwaches Russland unter Jelzin besser gefallen. Seit dieser Staat stärker wird, seine Schulden, es sind nicht mehr viele, zurückzahlt, die Inflation bekämpft, die Versorgung der Menschen überhaupt kein Problem mehr darstellt und sich die Politik mit Hilfe der Kirche stärker für Familie, Religion und Nation einsetzt, wird hierzulande fast nur das Schlechte berichtet. Bei allen Problemen, die es auch dort gibt, bleibt die Frage, ist der im Westen gepriesene Hegemonismus wirklich das erstrebenswerte Ziel für uns und unsere Enkel?

Wenn selbst ein kluger, engagierter, und guter Schauspieler wie Leonardo di Caprio sagt „Wenn wir weiter Geld als unseren Gott verehren, sieht die Zukunft nicht rosig aus“.

Mögen wir besser überlegen, fleißiger lernen und kritischer eingestellt sein, auch zu dem, was uns jeden Tag eingeflößt wird. Oft ist die Wahrheit eine Andere.