Sigmund Jähn ist ein guter Namenspatron
für das neue Planetarium in Halle!

 

In Halle an der Saale, auf der Peißnitzinsel gab es seit dem 10.November 1978 ein „Raumflug-Planetarium“ mit einer Sternwarte, aufgebaut in 2 Jahren in der „Schalenbauweise“, dass den Namen des 1. Deutschen im All aus der DDR, des Helden der Sowjetunion und der DDR, des Flieger­­kosmo­nauten Sigmund Jähn trug.
Im November 2014 fasste der Stadtrat von Halle den Beschluss, dieses Planetarium auf der Peißnitzinsel auf Grund von Schäden am Bauwerk und damit notwendigen Sanierungsarbeiten, abzureißen. Dafür sollte ein neues Planetarium in die noch stehenden Grundmauern des alten „Gasometers am Holzplatz“ hinein gebaut werden. Erleichtert wurde diese Beschlussfassung der Stadtverordneten Halle durch die Zuteilung von Fördermittel aus dem Fluthilfefonds des Landes Sachsen-Anhalt von über 14 Millionen Euro für einen Neubau aber nur, wenn das alte Planetarium abgerissen werde. Zu diesem Beschluss gab es einigen Streit und Proteste, auch der kurzzeitig (2015) erteilte Denkmalschutz half nicht. Das Raumflug-Planetarium „Sigmund Jähn“ auf der Peißnitzinsel wurde 2018 abgerissen und damit verschwand auch der Name des Planetariums „Sigmund Jähn“.

Im Januar 2019 war der Spatenstich für den Neubau des Planetariums, im November 2020 Richtfest und im 4. Quartal 2021 soll dieses „Planetarium Halle“ mit dem Namen „Raumflug-Planetarium“, wie früher, seiner Bestimmung übergeben werden. Es soll im großen Sternsaal bis 100 „Gastkosmonautinnen und Kosmonauten“ Platz bieten und mit „eigener Sternwarte kosmische Ein- und Ausblicke“ erleben lassen, es soll für astronomische Wissensvermittlung da sein, so in der Reklame. Aber dieses neue Raumflug-Planetarium für „Kosmonauten und astronomische Wissensvermittlung“ soll nicht wieder den Namen „Sigmund Jähn erhalten.

Dazu äußerte sich in der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) die „Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ Frau Birgit Neumann-Becker, deren Meinung dann auch am 22.12.2020 auf der Seite 9 der hallischen Ausgabe der MZ, abgedruckt wurde. Frau Neumann-Becker lehnt den Namen Sigmund Jähn prinzipiell ab, weil er zwar im Weltall war, aber die Diktatur der DDR repräsentierte, Demokratie und Freiheitsrechte spielten für ihn keine Rolle und außerdem stand er noch am 1. Mai neben Erich Honecker auf der Tribüne. Und da ja das neue Planetarium eine Stätte der Bildung in Naturwissenschaften und Technik und wie die Reklame es sagt, für kosmische Ein- und Ausblicke und astronomische Wissensvermittlung sein soll, wäre nach der Meinung von Frau Neumann-Becker, Jähn keine Referenzperson.

Auf diesen Artikel in der MZ, Ausgabe Halle gab es unter den Angehörigen der Interessengemeinschaft und der RG Halle unseres Verbandes viel Protest und Empörung, da damit der Mensch Sigmund Jähn und seine Leistungen herabgewürdigt und erniedrigt wurden und einfach nur politisch motiviert war. Das brachten wir dann in unserem „Leserbrief“ an die MZ Halle zum Ausdruck, den wir hier im vollen Wortlaut veröffentlichen:

Interessengemeinschaft/RG Halle
ehem. Angehöriger der NVA

                                                         Halle, den 02.01.2021

An die MZ Halle           

 

Leserbrief zum Artikel:
„ Jähn ist kein Namenspatron“                                                 
von der „Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“,
Frau Birgit Neumann-Becker

Wir, ehemalige Angehörige der NVA und der Grenztruppen der DDR, haben mit großem Unverständnis und auch Verärgerung diesen Artikel der Beauftragten gelesen. Es kann nicht ohne Widerspruch hingenommen werden, dass nach 30 Jahren Deutscher Einheit gerade solch ein Mensch wie Sigmund Jähn, ein in der ganzen Welt, in Wissenschaftskreisen hochgeachteter Wissenschaftler, Forscher und Kosmonaut, der erste Deutsche im All, so beleidigt und erniedrigt wird, von einer Pfarrerin, die von Versöhnung predigt und Hass sät, die Schwerter zu Pflugscharen schmieden wollte und dies scheinbar heute auch vergessen hat. Es zeugt außerdem von Unkenntnis und Missachtung des Menschen Sigmund Jähn, seiner Lebensleistung und seiner überall geachteten Menschlichkeit. Wenn Frau Neumann-Becker uns schon nicht glauben will, so wäre doch ein Blick in das Buch „Der fliegende Vogtländer, -Sigmund Jähn- von Horst Hoffmann, mit einem Vorwort von Thomas Reiter, von Nutzen. Hier haben fast alle BRD Astronauten, Wissenschaftler, Kosmonauten und Astronauten diesen einzigartigen Menschen Jähn völlig anders eingeschätzt, als es Frau Pfarrerin getan hat. Selbst die MZ hat in ihrer Ausgabe von 13. Februar 2013, zum 75. Geburtstag von Sigmund Jähn ein positives Bild des ersten Deutschen im All gezeichnet.

Auch das MDR- Fernsehen hat am Montag den 28.12.2020, 20:15 Uhr unter dem Titel „Sigmund Jähn – ein Vogtländer im Weltall“, ein völlig anderes Bild des Generals und Kosmonauten Jähn, auch hervorgehoben durch die Meinungen der Astronauten Merbold und Gerst, gezeichnet, als es Frau Neumann-Becker getan hat.
Die Argumente der Frau „Beauftragten“ sind außerdem mehr als lächerlich und auch dümmlich. Und sind nichts weiter als eine Wiederholung der Vorwürfe und Verleumdungen aus der Wendezeit, wo sich die damaligen „Kritiker“ auch nicht die Mühe machten den Menschen Jähn einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Woher nimmt Frau Neumann-Becker nur das Wissen darüber, das Sigmund Jähn nicht für „Demokratie und Freiheitsrechte“ stand, dass haben andere aber ganz klar anders beurteilt. Nur weil er neben Erich Honecker auf der Tribüne stand, ist er als Namensgeber unwürdig? Ganz abgesehen davon, dass neben Herrn Honecker ganz andere Personen schon gestanden haben.
Vielleicht sollten all die Kritiker Sigmund Jähns doch nochmal über die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog nachdenken, die er anlässlich der Auszeichnung Sigmund Jähns mit dem Friedrich-Joseph-Haas Preis am 16. Februar 1998 sagte:
“Es gilt das klischeehafte und vorurteilsvolle Bild, dass wir vielfach von einander haben, gegen die Realität unserer Gesellschaft auszutauschen. Hier sind nicht zuletzt auch die Medien gefordert. Wir sollten in dieser Hinsicht auch von unserem Preisträger lernen und aus seiner Erfahrung als Kosmonaut schöpfen: Nicht die Konzentration auf einige wenige Schwachpunkte, sondern der Blick auf die Gesamtheit – die Vogelperspektive – gibt das richtige Bild“.

Es wäre doch nun wirklich nach 30 Jahren der Einheit Deutschlands an der Zeit, einen anderen Blickwinkel zu bekommen und die politischen Scheuklappen abzulegen. Auch Frau Neumann-Becker sollte doch dabei nach ihren eigenen Worten handeln, „mit allen Menschen zu sprechen.... auch mit denen, die in das System verstrickt waren“ , denn nur so lernt man Menschen kennen und hilft mit die Einheit Deutschland zu verwirklichen

Wir möchten deshalb unterstreichen, es gibt keinen besseren Namensgeber für das neugebaute Planetarium, als der Name Sigmund Jähn, gerade an diesem „außerschulischen Lernort... an dem Bildung vermittelt werden soll“ Gerade der Wissenschaftler und Forscher Sigmund Jähn ist der richtige Namensgeber für diese Stätte in der „Die Bildung in Naturwissenschaften und Technik an Demokratie und Freiheitsrechte“ angebunden ist. Das hat Sigmund Jähn in seiner Arbeit als Kosmonaut, als Dr. der Wissenschaften, als Unterstützer der Ausbildung westdeutscher Astronauten im Sternenstädtchen in Moskau, als Träger vieler wissenschaftlicher Auszeichnungen für die bemannte Raumfahrt, auch durch die BRD, mehrfach bewiesen.
Und noch ein anderer Faktor wäre zu überlegen. Wir leben nun mal in einer Gesellschaft des Kapitals, der „Diktatur des Geldes“, wo alles seinen Preis hat und Reklame so wichtig erscheint. Das Planetarium mit dem Namensgeber Sigmund Jähn hätte schon eine große Anziehungskraft. Und würde sich „auszahlen“. Da könnte man ja in einen Erfahrungsaustausch mit dem Bürgermeister der Gemeinde Morgenröte-Rautenkranz treten.

In Erwartung, dass unsere Meinung bei Ihnen ernst genommen, und entsprechend den Worten von Herrn Bundespräsidenten Herzog auch veröffentlicht wird, verbleiben wir mit den besten Grüßen,

Im Namen der Mitglieder unserer Vereine:

Sebald Daum, Knut Thein, Franz Niedack,
Siegfried Kunze, Klaus Böhme

 

Dieser Leserbrief wurde dann auch tatsächlich in der MZ, am 18.01.2021, Ausgabe Halle nicht sinnentstellend abgedruckt, auch wenn einige Aussagen weggelassen wurden.
So z. B. unsere Bemerkungen zur „Frau Pfarrerin, die von Versöhnung predigt und Hass sät. ….  die Schwerter zu Pflugscharen schmieden wollte und dies scheinbar heute wieder vergessen hat.
Auch unsere Hinweise wer alles ein anderes Bild von dem Menschen Sigmund Jähn gezeichnet hat, wurde weggelassen und auch der Hinweis, wo er als Kosmonaut, als Dr. der Wissenschaften, als Unterstützer der Ausbildung westdeutscher Astronauten im Sternenstädtchen in Moskau tätig und Träger vieler wissenschaftlicher Auszeichnungen für die bemannte Raumfahrt war, wurde gestrichen, ebenso wie unser Hinweis auf die „Diktatur des Geldes“.
Nun gut vielleicht war der Platz nicht ausreichend.
Die Ergebnisse der 2020 gestarteten Umfrage zur Namensgebung sind uns nicht bekannt. So ist der Name „Neil Armstrong“, der amerikanische Astronaut, der 1. Mann auf dem Mond, auch im Gespräch. Das wäre aber keine gute Lösung für ein deutsches Planetarium in Halle. Deshalb unterstreichen wir nochmals unsere Meinung: Es gibt keinen würdigeren Namensgeber für das neue Raumflug-Planetarium als der von Sigmund Jähn.
Es ist deshalb notwendig, dass sich zu dieser Frage noch mehr Genossen, Freunde und Mitstreiter äußern, ihre Meinung auch den Entscheidungsträgern dazu darlegen, denn nur dann besteht die Chance, dass der Name Sigmund Jähn nicht in Halle verschwindet.

Sebald Daum, Frank Niedack, Klaus Böhme, Siegfried Kunze, Knut Thein