Stralsund

Der 75. Jahrestag der Befreiung
von Faschismus und Militarismus am Strelasund

 

Die altehrwürdige Hansestadt Stralsund, Venedig des Nordens genannt, wurde am 01. Mai 1945 durch Kräfte der 90. Ropschaer Schützendivision unter dem Kommando von Generalmajor Ljastschenko befreit. Die Division handelte im Bestand der 2. Belorussischen Front der Roten Armee im Rahmen der Operation Stettin Rostock. Nicht unwesentliche Kräfte der Wehrmacht und der SS hatten sich auf die Stralsund vorgelagerte Insel Dänholm und auf die Insel Rügen abgesetzt.

Die sowjetische Seite hatte sich, in Übereinstimmung mit der durch Stalin befohlenen Schonung der Bevölkerung und Ressourcen entschieden, diesen Kräften ein Ultimatum zu stellen. Deutsche Parlamentäre überbrachten die Forderungen der sowjetischen Führung nach bedingungsloser Kapitulation unter lebensgefährlichen Bedingungen. Am 04. Mai waren diese Maßnahmen im Rahmen der o.g. Operation abgeschlossen.

 75. Jahrestag der Befreiung

Stralsund bot zu diesem Zeitpunkt einen traurigen Anblick. War die Stadt lange Zeit nicht primäres Ziel alliierter Bombenangriffe, wurden am 06. Oktober 1944 35% des Wohnungsbestandes und der überwiegende Teil der Industrieanlagen zerstört. An diesem Tag wurden mehr als 800 Tote und zahlreiche Verletzte gezählt. Der Hafen glich einem Schiffsfriedhof und der Nahverkehr lag am Boden. Oberst Fomenko, erster Stadtkommandant der Hansestadt, veranlasste die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten. Das Städtische Krankenhaus erhielt Unterstützung mit Materialien und Nahrungsmitteln aus Beständen der Roten Armee.

75 Jahre danach versammelten sich traditionsgemäß Stralsunder und Gäste, Vertreter von Parteien, Vereinen und Verbänden, um dieser Ereignisse zu gedenken, am Ehrenmal für die gefallenen sowje­tischen Menschen auf dem Stralsunder Neuen Markt. Viele Jahre lang wurden auf diesem Platz Ab­solventen der einst in Stralsund ansässigen Offiziershochschule der Volksmarine, „Karl Liebknecht“,zum ersten Offiziersdienstgrad ernannt. Angehörige der Bürgerschaft der Partei Die Linke führten durch die Veranstaltung, spielten Partisanenlieder, trugen Gedichte vor.

Der Oberbürgermeister der Stadt Stralsund leitete seinen Redebeitrag mit Worten in russischer Sprache ein. Er würdigte die erbrachten Leistungen der Roten Armee und berichtete aus seiner Sicht über die heutige Lage der Stadt.

75. Jahrestag der Befreiung  75. Jahrestag der Befreiung

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Die 40 Jahre DDR wurden in bereits gewohnter Weise ausgelassen. Stralsund zählte zum Zeitpunkt 03. Oktober 1990 ca. 75.000 Einwohner. Heute sind es unter 60.000. Zurückzuführen ist dieser enorme Bevölkerungsrückgang u.a. auf die konsequente Entindustriealisierung in den Jahren ab 1990. Die in den Jahren zwischen 1945 und 1990 geschaffenen industriellen Anlagen existieren nicht mehr oder sind auf anderen Geschäftsfeldern unterwegs. Es war das erste Mal seit 30 Jahren, dass ein Stadtoberhaupt von Stralsund an der traditionellen Gedenkfeier „gestaltend“ teilnahm. Bereits am Vorabend wurde im Namen des Senats der Hansestadt auf jedem der 68 Gräber Gefallener jeweils eine weiße Rose niedergelegt. Die Gräber befinden sich auf dem Friedhof, der Bestandteil des Ehrenmals ist.

Im Anschluss fanden die Ehrungen durch die Parteien, Verbände, Vereine und Einzelpersonen, wie z.B. Partei Die Linke, Deutsche Kommunistische Partei, Vereinigung der Verfolgten des Naziregi­mes Bund der Antifaschisten. Kapitän zur See a.D. Werner Murzynowski und Kapitänleutnant a.D. Burkhard Nauschütz nahmen die Ehrung im Namen der Regionalgruppe Stralsund/Rügen unseres Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR vor.

75. Jahrestag der Befreiung 75. Jahrestag der Befreiung

75. Jahrestag der Befreiung

Die Veranstaltung fand bei strahlendem Sonnenschein und frischem Wind statt. Nicht zuletzt dies lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. Die ursprünglich für den 02. Mai 2020 vorgesehene Veranstaltung des ehemaligen Marinehubschraubergeschwaders-18, „60 Jahre Hubschrauber am Strelasund“ wurde auf Grund der aktuellen Ereignisse auf den 17. Oktober 2020 verschoben. Die Vorbereitungen für den 60. Jahrestag der Namensgebung „Volksmarine“ verlaufen trotz aller Wi­drig­keiten planmäßig.

In diesem Sinne, allen Klabautermännern und anderen Ungeistern zum Trotz, auf zu neuen Ufern!

Burkhard Nauschütz
Kapitänleutnant a.D.

Fotos: Bernd Tröstrum und Burkhard Nauschütz