Dmitri Timofejewitsch Jasow

Dmitri Timofejewitsch Jasow wurde am 8. November 1924 in Jasowo im Rajon Okoneschnikowo, Gouvernement Omsk, heute in der Oblast Omsk geboren. Er starb am 25. Februar 2020 in Moskau. Marschall der Sowjetunion Jasow war seit 1987 sowjetischer Verteidigungsminister und wurde nach seiner Beteiligung am so genannten Augustputsch 1991gegen Gorbatschow abgesetzt und inhaftiert. Er war der letzte noch lebende Marschall der Sowjetunion.

Dmitri Jasow  1941Zweiter Weltkrieg
Jasow stammte aus einer Bauernfamilie. Im November 1941 wurde er zur Roten Armee einberufen und an die Moskauer Militärschule für Infanteristen, die sich zu dieser Zeit in den Raum Nowosibirsk befand, kommandiert. Im Juli 1942 kam er im Rang eines Leutnants als Zugführer an die Wolchow-Front und wurde im August desselben Jahres schwer verwundet. Nach längerem Aufenthalt in einem Militärhospital kehrte er zur kämpfenden Truppe zurück und wurde Kompaniechef. Im Januar 1943 wurde er nochmals verwundet. Den Krieg beendete Jasow Ende 1944 als Kompaniechef im Raum Riga. Im gleichen Jahr trat er in die Kom­mu­nis­ti­sche Partei ein.

Berufsoffizierslaufbahn
Nach dem Krieg blieb Jasow bei der Armee im Rang eines stellvertretenden Bataillonskommandeurs. Im Frühling 1953, als Jasow den Dienstgrad eines Majors erreichte, holte er den Mittelschulabschluss nach und wurde Hörer an der Militärakademie „M. W. Frunse“, die er 1956 mit Auszeichnung abschloss. Er war Bataillonskommandeur in der 63. Garde-Schützendivision und ab 1958 Oberoffizier Ausbildung im Stab des Leningrader Militärbezirks. Seit 1960 war er als Oberst Kommandeur eines motorisierten Schützenregiments. Am 10. September 1962, kurz vor der Kubakrise, wurde er im Rahmen der Operation Anadyr mit seinem Regiment zur Sicherung von Raketenstellungen nach Kuba verlegt. Gleichzeitig war er Leiter eines Ausbildungszentrums für die kubanischen Streitkräfte.
Jasow kehrte am 24. Oktober 1963 in die UdSSR zurück. Ab Sommer 1964 war er Chef der Ersten Abteilung beim Stab des Leningrader Militärbezirks. Von 1965 bis 1967 absolvierte er die Militärakademie des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR. Im September 1967 wurde er Kommandeur einer Division in Transbaikalien und 1971 Kommandeur des 32. Armeekorps auf der Krim. Im Dezember 1972 wurde er zum Generalleutnant befördert und nach Baku als Befehlshaber der 4. Armee eingesetzt. Seit Anfang 1975 war er Chef der Ersten Abteilung der Hauptverwaltung für Kaderfragen beim Verteidigungsministerium der Sowjetunion, seit November 1976 erster Stellvertreter des Befehlshabers des Fernöstlichen Militärbezirks. 1979/80 führte Jasow die Zentralgruppe der Sowjetischen Streitkräfte in der Tschechoslowakei.
Von 1980 bis 1984 war Jasow Befehlshaber der Truppen des Mittelasiatischen Militärbezirks. Im Zusammenhang mit dieser Dienststellung besuchte regelmäßig die sowjetischen Truppen, die in Afghanistan eingesetzt waren und forderte die bessere Vorbereitung der für den Einsatz vorgesehenen Verbände und Truppenteile. Von 1981 bis 1987 war er Kandidat des ZK der KPdSU. Ab1 984 befehligte er den Fernöstlichen Militärbezirk.

Verteidigungsminister
Im Januar 1987 wurde Jasow zum Stellvertreter Ministers für Verteidigung für Kader und am 30. Mai zum Minister für Verteidigung der UdSSR berufen. Gorbatschow nahm den Flug des Deutschen Mathias Rust am 28. Mai 1987 über den Roten Platz und die anschließende Landung zum Anlass, den Verteidigungsminister, Marschall Sergei Sokolow, und eine Reihe anderer ranghoher Militärs zu entlassen.
Ab 1987 war Jasow Mitglied des ZK der KPdSU und von 26. Juni 1987 bis 13. Juli 1990 Kandidat des Politbüros der KPdSU. Im April 1990 wurde er zum Marschall der Sowjetunion ernannt und nach der Wahl Gorbatschows zum sowjetischen Präsidenten Mitglied des neu geschaffenen Präsidialrates.

Beteiligung am Augustputsch
Jasow war Mitinitiator des Putschversuchs gegen Gorbatschow im August 1991 und Mitglied des Staatskomitees für den Ausnahmezustand. Zu den Putschisten gehörten Innenminister Boris Pugo, Ministerpräsident Walentin Pawlow, KGB-Chef Wladimir Krjutschkow, Vizepräsident Gennadi Janajew, der Vorsitzende des Obersten Sowjets Anatoli Lukjanow sowie die ZK-Sekretäre Waleri Boldin, Oleg Schenin, und Oleg Baklanow. Am 19. August 1991 meldete die sowjetische Nachrichtenagentur TASS, dass Janajew aufgrund einer Erkrankung Michail Gorbatschows die Amtsgeschäfte übernommen habe. Um 5 Uhr morgens am 19. August 1991 erteilte Jasow den Befehl, mit mehr als 400 Panzern und 3000 Soldaten in Moskau einzumarschieren, die Schlüsselstellungen in der Hauptstadt zu besetzen und die sogenannten Demokratieanhänger, die sich im Gebäude des russischen Parlaments aufhielten, zu isolieren. Im Zusammenhang damit wird ihm der Ausspruch „Dass mir keiner auf die Menschen schießt!“ zugeschrieben.
Nach dem Scheitern des Putsches am 21. August 1991 wurde Jasow zusammen mit anderen Teilnehmern verhaftet und am 23. August von der Zentralen Kontrollkommission der KPdSU wegen „Organisierung eines Staatsstreiches“ aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Bis zum 25. Januar 1993 saß er im Moskauer Gefängnis. An diesem Tag wurde er wegen Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in ein Hospital des russischen Innenministeriums verlegt und am 11. Februar von dort entlassen. Ins Gefängnis kehrte er nicht mehr zurück, da nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland allmählich jegliches Interesse an der juristischen Verfolgung seiner Person und der anderen Putschisten erlosch. Am 6. Mai 1994 beschloss die Staatsduma, das Ermittlungsverfahren einzustellen und alle weiteren Untersuchungsmaßnahmen zu untersagen. Mit dem Erlass Nr. 250 vom 7. Februar 1994 des Präsidenten der Russischen Föderation wurde Jasow pensioniert.

Späteres Wirken
Ab 1998 war er Berater beim Verteidigungsministerium der Russischen Föderation für Fragen der internationalen militärischen Zusammenarbeit. 2003 wurde er vollständig rehabilitiert und zu seinem 80. Geburtstag vom russischen Staatspräsidenten Putin empfangen. In Äußerungen aus dem Jahr 2001 bedauerte Jasow die Bildung des Staatskomitees für den Ausnahmezustand in der UdSSR, jedoch nicht den Putschversuch.

Ehrungen
Marschall der Sowjetunion Jasow wurde während seiner Laufbahn mit zahlreichen Orden und Medaillen ausgezeichnet, darunter mit dem Rotbannerorden, dem Orden des Roten Stern, dem Orden "Für den Dienst am Vaterland in den Streitkräften der UdSSR" 3. Stufe, dem Orden des Großen Vaterländischen Krieges 1. Klasse und dem Leninorden.

Gerhard Matthes
Kapitän zur See a.D.

Jasow - Putin und Marschall der Sowjetunion Jasow 2014

Jasow - Minister für Verteidigung Schoigu ehrt Marschall der Sowjetunion
Putin und Marschall der Sowjetunion Jasow 2014 Minister für Verteidigung Schoigu ehrt Marschall
der Sowjetunion Jasow