Ostermarsch 2019 in Schwerin

Das Friedensbündnis Schwerin, das sich 2016 aus Cuba Si, ISOR, Rotfuchs, DIE Linke und dem Verband zur Pflege der Traditionen der NVA und GT der DDR gebildet hatte, organisierte wie 2018 mit weiteren 16 Verbänden, Organisationen und Parteien am 20.04.2019 in Schwerin einen Ostermarsch. Strahlender Sonnenschein begrüßte uns, die Teilnehmer am Ostermarsch auf dem Grunthal­platz vor dem Hauptbahnhof in Schwerin.
Das Schweriner Friedensbündnis hatte als Organisator des Ostermarsches eingeladen und ca. 200 Menschen bekundeten ihre Gesinnung und Aktivität, das Anliegen der traditionellen Ostermärsche zu stärken. Nie wieder Krieg! Nirgendwo! Nicht in unserem Namen!
Wir wollen keine Aufrüstung und keine Kriegseinsätze. Abrüsten statt Aufrüsten! Diese Forderungen waren auf Transparenten, Plakaten sichtbar und hörbar.
Nach der Begrüßung und Einweisung durch den Sprecher unseres Friedensbündnisses, Heinz Schmidt, begann der Marsch ins Stadtzentrum, mit Musikbegleitung und Sprech­chören.
Als Antwort auf die Aufrufe des Sprechers aus dem Begleitfahrzeug antworteten die Teilnehmer jeweils: Wir wollen Frieden!
Die Musikeinlagen und Trommler machten die Passanten auf uns aufmerksam, unterstützen unser Anliegen mit Gesten und Worten und einige reihten sich in unseren Marsch ein.
Beim ersten Halt unseres Marsches auf dem Boulevard hat Heinz Schmidt Die Worte des Bürger­meis­ters der Stadt Nagasaki nach der Unterzeichnung des Atomwaffenvertrages durch die Mehrheit der UN-Staaten im Juni 1917 zitiert: ,,Es gibt noch immer 15 000 Nuklear­waffen auf der Welt. Die Nuklear­staaten lehnen es ab und es ist kein Ende auf dem Weg zu einer zu einer Welt ohne Nuklearwaffen in Sicht, deren Realisierung unser Ziel ist. Der Nicht­ver­breitungsvertrag sollte für alle Mitgliedsstaaten verbindlich sein. Anführer der Nationen der Welt: Kommen Sie bitte und schauen Sie sich den Ort des Atombombenabwurfes an. Ich möchte dass sie sehen, was hier unten geschehen ist auf dem Erdboden der Pilzwolke, dass sie alle mit ihren eigenen Augen, nicht aus einer Perspektive hoch über ihr, ich möchte, dass sie alle mit ihren eigen Ohren hören und ihrem eigenen Herzen spüren, wie grausam die Atombombe auf der Würde menschlicher herumgetreten hat. Ich möchte, dass sie sich vorstellen, wie Sie sich fühlen würden, wenn ihre eigene Familie an diesem Tag in Nagasaki gewesen wäre."
Eindringliche Worte an die Herrschenden der Welt. Und wie ist die reale Lage in der Welt?

Der 70. Jahrestag der NATO wurde von den Regierenden der NATO-Länder feierlich begangen. Was konnten sie feiern? Den Vietnamkrieg, die Kriege in Afghanistan, lrak, Libyen, gegen Serbien und Syrien? Das waren alles Friedensmissionen?
Nein! Tod, Zerstörung, Chaos, Flüchtlingsnot und Armut sind das Ergebnis dieser Missionen.
Mit der Kündigung des INF-Vertrages durch die USA nimmt die Kriegsgefahr auch in Europa zu. Landgestützte Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 500-5500 km wurden entsprechend des Vertrages zwischen der UdSSR und USA verboten und sollten in Europa wieder solche modernisierten Raketen stationiert werden?

Heiko Lietz hat in seinem Redebeitrag auf dem Marktplatz mit bewegenden Worten gegen Aufrüstung, Kriegshetze und Kriegsgefahr gesprochen. Vielen Schwerinern ist er als Oppo­sitioneller in der DDR, insbesondere in seiner Arbeit im Neuen Forum bekannt. Nicht alle seine Meinungen und Aktivitäten in der Vergangenheit finden Zustimmung, jedoch sein aktives Eintreten für Menschenrechte, für Frieden und soziale Gerechtigkeit insbesondere in der Sammelbewegung ,,Aufstehen" haben Achtung verdient.

Höhepunkt unseres Ostermarsches war die Abschlusskundgebung am Südufer des Pfaffenteiches.
Das Osteuropaensemble heizte ordentlich mit gut interpretierter Musik ein. Es wurden immer mehr Teilnehmer als zu Beginn des Ostermarsches.
Insbesondere die beiden Künstler und Sänger Benjamin Nolte und Andreas Patriek begeisterten die Teilnehmer mit politischen Liedern. Als Andreas das Lied ,,Meinst Du die Russen wollen Krieg?“ vortrug, waren viele Teilnehmer emotional bewegt.

Während des Marsches und in den Redebeiträgen war immer wieder zu hören: Abrüsten statt aufrüsten.
In diesem Jahr wurden 43 Milliarden Euro in den Verteidigungshaushalt der BRD eingestellt. Bis 2024 sollen es 70 Milliarden Euro werden. Wofür ? Für den Erhalt des Friedens ?
Auf den großen Wahlplakaten der CDU in der Stadt steht geschrieben: Frieden ist nicht selbst­ver­ständlich. Aber welchen Frieden meinen sie?
Den Friedhofsfrieden? Verteidigungsminister Peter Struck erklärte am 4. Dez. 2002 am Bei­spiel des Afghanistan-Einsatzes, die Sicherheit der BRD wird auch am Hindukusch vertei­digt. Da haben normal denkende Menschen gesagt: Der spinnt und jetzt wird der alte und neue böse Feind Russland propagiert.
Wir müssen Kräfte der Bundeswehr in Litauen stationieren, wir müssen viele Manöver im osteuropä­ischen Raum durchführen. Wir müssen ein neues Hauptquartier in Ulm schaffen im Zuge der Auf­rüstung gegen Russland für schnelle Truppen- und Materialtransporte.
Wir müssen viel Geld für die Neuausrichtung der Bundeswehr ausgeben, neue Kriegsschiffe, neue Panzer, neue Flugzeuge, neue Hubschrauber usw.
Müssen wir? Wer verdient? Der Normalbürger?

Es bleibt richtig - der Krieg ist kein Naturgesetz und der Frieden kein Geschenk (des Himmels) und nach wie vor ist die Einschätzung Carl von Clausewitz in seinem Buch " Vom Kriege " richtig. Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Die anderen Mittel sind die Kriegswerkzeuge, die unter kapitalistischen Verhältnissen zur Erreichung der Ziele für die Gewinnmaximierung eingesetzt werden.

Ist Russland wirklich der Feind, der uns angreifen und erobern will?
Die Nato-Staaten setzen jährlich derzeit 900 Milliarden Dollar, davon die USA mehr als 600 Milliarden für den militärischen Haushalt ein, Russland nur cirka 65 Milliarden.
Setzt das Geld für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in der Welt ein. Das waren wiederholt die Forderungen der Teilnehmer des Ostermarsches.
Das militärische Kräfteverhältnis zwischen NATO-Ländern und Russland im konventionellen Bereich der Kernwaffeneinsatzmittel ist eindeutig zu Gunsten der NATO-Länder. Eine Patt­situation besteht nach wie vor bei strategischen Kernwaffeneinsatzmitteln. Deshalb strebt die NATO, insbesondere die USA, nach Stationierung von Raketenabwehrsystemen nahe der russischen Grenze, um einen atomaren Gegenschlag der russischen Seite auszuschließen.
Das ist die zunehmende Kriegsgefahr, die beseitigt werden muss. Ein Kernwaffenkrieg wäre ein tausendfaches Inferno von Hiroschima und Nagasaki! Das muss mit der Kraft von Millionen Menschen der Welt verhindert werden.
Ein Traum aus 1000 und einer Nacht war ausgeträumt als Bomben fielen, auf Kinder die im Freien spielten, auf Krankenhäuser, Schulen, Gärten, ausgelöscht von falschen Werten.

Menschen auf der ganzen Welt, stoppt den Krieg um Macht und Geld. Schweigt nicht bis die Waffen schweigen! Krieg dem Kriege, stoppt das Leiden!
Ja, diesen Aufruf konnten sich die Teilnehmer des Ostermarsches anschließen. Es war ein gelungener Ostermarsch, mit Gleichgesinnten für Frieden zu demonstrieren und aufmerksam zu machen: Der Frieden ist kein Geschenk, er muss mit der Aktivität von vielen Menschen bewacht werden.
Aus einem Bach vom Eise befreit, muss ein mächtiger Strom entstehen der diese Kriegs­gefahr bannt!
Das ist der tiefere Sinn unseres Ostermarsches nicht nur in Schwerin.

Bericht: Manfred Jonischkies; Fotos: R. Paskowsky

 Ostermarsch 2019
Ostermarsch 2019