Sommerexkursion 2015 der Regionalgruppe Potsdam

Am 09. Juni 2015 führte uns der Weg in den ehemaligen Standort Demen (5.RBr).
Als Schirmherrn für diesen Besuch hatten wir aus unserer Gruppe den Genossen Grosser auserkoren, der als Chef Raketentruppen und Artillerie der Lask, ehemaliger Kommandeur der 5.RBr,  als wesentlicher Zeitzeuge fungierte.
Wir wurden von den Genossen des EVITA-Forum herzlich empfangen, liebevoll betreut und sehr umfangreich über die ehemalige, gegenwärtige und zukünftige Arbeit informiert.

Exkursion nach Demen Exkursion nach Demen


Im Militärhistorisches Kabinett erhielten wir einen tiefen Einblick in die Geschichte der 5. RBr. Auch hatten wir die Möglichkeit noch vorhandene Technik zu bestaunen und uns die bisher „Strengsten Geheimnisse“ erzählen zu lassen.

Exkursion nach Demen Exkursion nach Demen
   
Exkursion nach Demen Exkursion nach Demen
   
Exkursion nach Demen Exkursion nach Demen


Hier ein kleiner Abriss zum EVITA-Forum Demen (mit freundlicher Genehmigung des Autors).

Der „Militärhistorische Verein Demen e. V.“ hat in dem "Historien-Raum" des EVITA-Forums Demen eine ständige Ausstellung zur Geschichte des ehemaligen NVA-Militärobjektes Demen III bzw. der ehemaligen "Warnow-Kaserne" der Bundeswehr und der in Demen zwischen 1975 und 2006 stationierten Verbände, Truppenteile und Einheiten der NVA und der Bundeswehr gestaltet.
Die Geschichte des Militärstandortes Demen begann mit ersten Rekognoszierungsmaßnahmen im Jahre 1968. 1973 starteten die Bauarbeiten am Kasernenkomplex.
Der erste Nutzer - die Bewegliche Raketentechnische Basis 5 - zog 1975 in die Kaserne ein. Die Hauptaufgabe dieses Truppenteils bestand in der Gewährleistung des Raketennachschubs u. a. für die Raketenabteilung 8 in Goldberg und die 5. Raketenbrigade der NVA-Landstreitkräfte.
Parallel zum Bau der Kaserne wurden ca. 380 Wohnungen für die Armeeangehörigen und ihre Familien am Demener Ziolkowskiring errichtet.
Im April 1977 erfolgte die Verlegung der 5. Raketenbrigade aus dem vorpommerschen Stallberg nach Demen.
Die Hauptbewaffnung der Raketenbrigade bestand ab 1985 aus 8 Startrampen für das operativ-taktische Raketensystem 9K72 ELBRUS (SS-1c SCUD-B) sowie aus 4 Startrampen für das operativ-taktische Raketensystem 9K714 OKA (SS-23 SPIDER). Beide Raketensysteme galten seinerzeit als Kernwaffeneinsatzmittel, die SS-23 zudem als das modernste Raketensystem dieser Klasse in der Welt. Während die SCUD-B-Startrampen aus Demen jährlich den Abschluss der Ehrenparade der NVA in Berlin bildeten, wurden die SS-23-Startrampen in Demen so gut versteckt, dass die NATO erst 1990 von ihrer Existenz erfuhr.
Die Kerngefechtsköpfe lagerten im Gewahrsam eines sowjetischen Truppenteils in einem Bunkerkomplex nordöstlich von Fürstenberg/Havel. Noch im Frühjahr 1990 wurden die Startrampen auf Weisung der Regierung Modrow mit Ausnahme jeweils eines demilitarisierten Exemplars, das in den Bestand des Militärmuseums in Dresden überging, an die Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte übergeben bzw. unter lebhaftem Medieninteresse in Demen vernichtet.
Ab April 1991 wurde in Demen das Instandsetzungsregiment 80 bzw. 14 der Bundeswehr aufgestellt. Zum Auftrag der in Demen stationierten Einheiten des Regiments gehörte zunächst u. a. die Instandsetzung von allgemeinem Wehrmaterial für das Wehrbereichskommando VIII/die Panzergrenadierdivision 14 "Hanse". Nach der Zusammenführung von Nachschub-, Transport- und Instandsetzungskräften im Logistikregiment 14 diente der Standort Demen vor allem der Ausbildung junger Rekruten für den Instandsetzungsdienst. Im Dezember 2002 wurde das Logistikregiment 14 inaktiv gestellt, die "Warnow-Kaserne" aber noch bis 2006 weiter für die militärische Ausbildung genutzt (u. a. durch Einheiten aus der "Moltke-Kaserne" in Dabel).
Schon frühzeitig begann die Gemeinde Demen vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Aufgabe des Militärstandortes Demen durch die Bundeswehr mit Unterstützung von Bund und Land Konzepte für eine zivile Nachnutzung des Kasernenkomplexes zu entwickeln. Ab 2008 erfolgte schließlich die Umwandlung des einstigen Militärobjektes in den "Gewerbepark Demen".
Die Ausstellung im EVITA-Forum will diese Entwicklung von einer Raketenbasis aus der Zeit des Kalten Krieges hin zu einem der erfolgreichsten Konversionsobjekte in Mecklenburg-Vorpommern nachvollziehen. Damit soll keine Nostalgie gepflegt, sondern u. a. das öffentlich gemacht werden, was selbst Einwohner des nahen Dorfes Demen zu DDR-Zeiten nicht erfahren durften.
Dabei geht nicht nur um Politik.
Die von den Vereinsmitgliedern des "Militärhistorischen Vereins Demen e. V." zusammen getragenen Exponate berichten von dem gerade zu NVA-Zeiten harten Leben der Armeeangehörigen. Teile von Raketen und Startrampen liegen neben den typischen Utensilien der "Entlassungs-Kandidaten". Die Ausstellung zeigt in einer kompakten und gut geordneten Übersicht die Vielfalt der militärischen Tätigkeit in Demen. Neben Vermessern, Funkern, Instandsetzern und Pionieren haben auch Meteorologen ihren Platz in der Ausstellung gefunden.
Daneben wird selbstverständlich umfangreiches Wissen zur Raketentechnik vermittelt.
"Stimmt es, dass die russische SCUD-B von der deutschen V-2 aus dem Zweiten Weltkrieg abstammt?"
Auf diese und viele andere Fragen erhält man während der sachkundigen Führung durch die Ausstellung eine Antwort!

OSL a.D. Peter Thieme