Die Regionalgruppe Leipzig und der Herbst 1989

Am 08.11.14 traf sich die Regionalgruppe Leipzig zu einem brisanten Thema, den Ereignissen im Herbst 1989 aus der Sicht der NVA und der Grenztruppen der DDR. Als Gäste konnten wir Vertreter von ISOR aus Leipzig begrüßen.
Grundlage der Diskussion bildete die Sonderausgabe des „Kompass“ mit den Zeitzeugenberichten. Als kompetenten Gast und hatten wir den Sprecher unseres Ältestenrates, Generalleutnant a.D. Manfred Grätz eingeladen. Unser ehemaliger Chef des Militärbezirkes war zu jener Zeit als Chef des Hauptstabes der NVA hautnah am Geschehen.
Genosse Grätz gab einige Erläuterungen zu den Ausführungen im „Kompass“, in denen klar zum Ausdruck kam, dass eine Gewaltanwendung seitens der NVA oder gar der Gebrauch der Schusswaffe gegen die Bevölkerung zu keiner Zeit eine Option war.
Auf dieser Grundlage entwickelt sich eine angeregte Diskussion, in der auch sehr kritisch nachgefragt wurde. So zum Beispiel hinsichtlich des empfundenen teilweisen Führungsvakuums in dieser Zeit, oder auch die geplante, aber letztendlich nicht erfolgte Übernahme von Führungskader der NVA in die Bundeswehr.
Im Zusammenhang mit dem friedlichen Verlauf der Herbstereignisse 1989, der ja zu den 25-Jahrfeierlichkeiten sehr viele Väter hat, darunter auch solche, die erst in Erscheinung traten als die Fahrtrichtung klar war, wurde verantwortungsvolles Handeln derer konstatiert, die über Waffen verfügten.
Ein Teilnehmer berichtete über den „Militärischen Runden Tisch“, der 1990 in der Militärpolitischen Hochschule in Berlin Grünau tagte und wie dort mit verantwortlichen Militärs, bis hin zum Minister Admiral Hoffmann, umgegangen wurde.
Natürlich spielte in diesem Kontext die entfachte Debatte um den „Unrechtsstaat DDR“ eine große Rolle. Die Rolle der Thüringer Linken zu diesem Thema stieß auf einhellige Ablehnung.
 Große Anerkennung fand die Haltung des Leipziger Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, der eine Einladung zum Festakt in Leipzig ausgeschlagen hatte, weil von den bekannten „Leipziger Sechs“, die beteiligten SED-Bezirkssekretäre völlig ignoriert wurden. In der „Leipziger Volkszeitung“ vom 14.11.14 wird über ein Treffen von OB Jung mit Bernd-Lutz Lange und Roland Wötzel, Jochen Pommert sowie Kurt Meyer vom Vortag informiert. Dort heißt es: „Jung sagte, dieses damalige zufällige und doch so erfolgreiche Wirken der Sechs an diesem Tag verdiene großen Respekt.“ Schade, dass das Herrn Jung nicht früher eingefallen ist, passte offensichtlich nicht in den gewünschten politischen Kontext, schließlich waren es ja Vertreter des „Unrechtsstaates“.
Kritisch vermerkt wurde, dass es nicht gelungen ist, auch Beiträge zu dieser Zeit aus der Ebene der Truppenteile und Einheiten zu erhalten und zu veröffentlichen.
Auf jeden Fall, so wurde unterstrichen, sollte dieser „Kompass“ einer breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

Friedemann Munkelt
Oberst a. D.