Einige Aspekte zur Grenzsicherung der DDR zu Westberlin

Am 12. Oktober 2016 traf sich unsere Regionalgruppe wieder einmal im „Theater Am Park“ zu einer interessanten und gut besuchten Informationsrunde. Thema war dieses Mal die Grenzsicherung der DDR zu Westberlin. Zu diesem Thema konnte die Regionalgruppe drei Referenten gewinnen, die aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz, als Zeitzeugen ausgewählte Aspekte der Grenzsicherung zu Westberlin uns nahebringen konnten.

Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge (87!!) zuletzt Leiter Informationszentrum der Stadtkomman-dantur am Brandenburger Tor berichtete von seinen Erfahrungen und Problemen der deutschen Grenzpolizei an der Grenze zu Westberlin bis zum 13. August 1961. Günter Ganßauge begann seinen Dienst 1952 als Posten der Deutschen Grenzpolizei, wurde dann später 1958 bis 1961 Politstellvertreter der 3. Bereitschaft. Anhand von Fotos aus dieser Zeit konnte er mit seinem Bildervortrag anschaulich von den Schwierigkeiten vor allem in der Kommunikation der Deutschen Grenzpolizei und der amerikanischen Besatzungsmacht Westberlins und den ständigen Provokationen der Amerikaner berichten. Ebenso von den Schwierigkeiten, den Amerikanern begreiflich zu machen, dass nicht mehr die Sowjetischen Offiziere, sondern die Deutsche Grenzpolizei der DDR die hoheitliche Autorität und Souveränität an der Sektorengrenze zu Westberlin ausübte. Er berichtete auch über die Entwicklung und den Aufbau der Grenzsicherungskräfte zu Westberlin und deren Problemen und Fehlern. Ausführlich ging er auf seine persönlichen Erlebnisse während der Panzerprovokationen der Amerikaner ein.

Oberstleutnant a.D. Werner Wagner, zu dieser Zeit Stabschef eines Grenzregimentes, berichtete anhand von ausgeteilten Dokumenten und Kopien ausführlich von den Hintergründen und den historischen Ereignissen die zur Sicherung der Staatgrenze zu Westberlin am 13. August 1961 geführt haben. Ausführungen tätigte er zur Ablösung der sowjetischen Militäradministration in Berlin durch die Berliner Stadtkommandantur der NVA. Weiterhin führte er zu den Besonderheiten und Problemen der Sicherung einer Staatsgrenze in mitten einer Großstadt aus (keine Erfahrungen; Trennung der Verkehrswege; Kanalisation; Tunnelbau usw.)
In einem eigenständigen Abschnitt erläuterte Gen. Wagner die Probleme mit den Exklaven und Enklaven der DDR zu Westberlin aus Sicht der Grenzsicherung. So gab es um Westberlin 19 solcher Gebilde. Vermessungstechnische Grundlagen dafür waren aber Stadtkarten aus dem Jahre 1920. So konnte er von einigen Abnormitäten dieser Grenzsicherung berichten. Wenig bekannt: 1971 und 1988 kam es zu Gebietsaustauschen mit Westberlin und somit zur Vereinfachung der Grenzsicherung.

In einem dritten Vortrag stellte uns Oberst a.D. Heinz Geschke sehr interessant und spannend seine persönlichen Erlebnisse an der Berliner Grenze am 09.11.1989 dar. An diesem Tag war Gen. Geschke als Stellvertreter Grenzsicherung im Grenzkommando Mitte tätig. Er schilderte die politische und personelle Lage an der Grenze im Oktober/Anfang November 1989. Ausführlich ging er auf die mangelnden bzw. fehlende Informationen/Befehle und der damit einhergehenden Lage, Schwierig-keiten und Ratlosigkeit der Grenzsicherungsorgane über die auszuführenden Tätigkeiten im Ergebnis der Äußerungen des Günter Schabowskis sowie die daraus resultierenden Konsequenzen ein.

Diese drei Vorträge waren wieder eine Bereicherung für die anwesenden Mitglieder der RG Berlin. Sie trugen bei zum Erwerb neuer Erkenntnisse und Wissen bei, weckten Erinnerungen und festigten in uns das Traditionsbewusstsein zu unserer Geschichte, zur Geschichte der Grenztruppen der NVA und unserem Beitrag zum Erhalt des Friedens. Dies wurde auch noch einmal in der angeregten Diskussion nach den Vorträgen deutlich.

Die RG Berlin dankt noch einmal ausdrücklich den drei Referenten für ihren, diesen interessanten Beitrag zu aktiven Gestaltung unseres Verbandslebens!
 

Grenzsicherung der DDR Grenzsicherung der DDR
  Gen. Ganßauge (li.) im Gespräch mit
  dem Stellvertreter der amerikanischen
  Militärpolizei (Mi.)
  Die amerikanischen Panzer provozierten zwar,
  aber dennoch respektierten sie die Linie der
  Staatsgrenze!
   
Grenzsicherung der DDR Grenzsicherung der DDR
  Referent OSL a.D. Günter Ganßauge   Die Referenten Oberst a.D. Heinz Geschke (li.)
  und OSL a.D. Werner Wagner
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