04.06.2025

Von Küstrin-Kietz nach Berlin

Auf dem Weg der Befreier

Etappenfahrt mit unseren polnischen Freunden

 

Bei unserem Besuch an der Gedenkstätte in Kienitz am 31. Januar 2025 erfuhren wir das erste Mal von der "Liberation Route Europe".
Mit diesem Projekt soll der Weg der Alliierten zur Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus nachgezeichnet und Gedenkstätten mit einem vom Künstler Liebeskind entworfenen „Vector“ markiert werden.
Nun, unsere Berliner Regionalgruppe hatte bereits im Vorjahr den Entschluss gefasst, zum 8. Mai, anlässlich des 80. Jahrestages des Befreiung, mit unseren polnischen Partnern vom Verband der Erben der Polnischen Kämpfer des 2. Weltkrieges, eine Etappenfahrt von Küstrin an der Oder nach Berlin durchzuführen.
Etappenorte auf diesem „Weg der Befreier“ sollten sowjetische Ehrenmale sein.

Um das im Januar 1945 zur „Festung“ erklärte Küstrin (die Altstadt war ja ohnehin die historische Festung) wurde bis Mitte April erbittert gekämpft. Die Kämpfe kosteten ca. 5.500 deutschen und ca. 6.000 sowjetischen Soldaten sowie unzähligen Zivilisten das Leben. 
Im heute polnischen Kostrzyn gibt es keinen Sowjetischen Ehrenfriedhof mehr.
Wir begannen unsere Etappenfahrt deshalb auf dem westlichen Oderufer in Küstrin-Kietz.
Dort befindet sich ein sowjetischer Ehrenfriedhof auf dem Grundstück Karl-Marx-Straße / Ecke Schleswig-Holstein-Straße neben der alten Dorfschule.
Etwa 140 gefallene Rotarmisten ließ die Rote Armee in Kietz-Küstrin an dieser Stelle  beerdigen.
Die Gräber sind rechts und links eines Mittelweges angeordnet, der zu einem Ehrenmal führt.
4 Tafeln rechts und links des Weges zum Ehrenmal enthalten die Namen der an dieser Steele beerdigten Rotarmisten.
Gemeinsam legten wir Blumengebinde nieder und verneigten uns vor den Toten. Zusätzlich hatten unsere Freunde die in Polen üblichen Grableuchten mitgebracht.

Von Küstrien-Kietz fuhren wir an das Seelower Ehrenmal.
Hier hatten wir uns bereits am 16. April dieses Jahres mit unseren polnischen Freunden getroffen. Den entsprechenden Bericht findet Ihr hier auf dieser Web-Seite.
Natürlich legten wir an diesem 80. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus noch einmal Blumengebinde nieder und verneigten uns vor den Toten. Auch hier stellen unsere Freunde die in Polen üblichen Grableuchten auf.

Auf unserer Etappenfahrt auf dem „Weg der Befreier“ am 8. Mai 2025 erreichten wir nach den Stationen Küstrien-Kietz und Seelow die Stadt Müncheberg.
Müncheberg bildete während der Schlacht um die Seelower Höhen einen wichtigen Verteidigungsknoten in der dritten und letzten Verteidigungslinie in diesen Raum. Entsprechend erbittert wurde hier gekämpft.
Das Ehrenmal in Müncheberg befindet sich in der Karl-Marx-Straße 56 und überraschte uns etwas durch seine Größe.
Es handelt sich um einen Soldatenfriedhof mit einem Obelisken, der am 1. Mai 1947 eingeweiht wurde. Erste Umbettungen von gefallenen Rotarmisten wurden bereits kurz nach Kriegsende an diese Stelle vorgenommen.
Wir legten unsere Blumen nieder und verneigten uns zum Gedenken an die gefallenen Rotarmisten.
Ein wenig überrascht waren wir, als während unserem Aufenthalt am Ehrenmal die Stadtpfarrerin von Müncheberg mit Mitgliedern ihrer Gemeinde erschien, um eine Gedenkveranstaltung für die gefallenen Rotarmisten vorzubereiten.
Wir dankten ihr für diese Haltung.

Von Müncheberg fuhren wir nach Altlandsberg um an der dort vorbereiteten Gedenkveranstaltung teilzunehmen.
Anlass für diese Gedenkveranstaltung war der Abschluss der Sanierungsarbeiten am Ehrenfriedhof für 393 gefallene Soldaten der Roten Armee.
Angelegt wurde der Ehrenfriedhof zwischen 1947 und 1949 und nahm einst deutlich mehr Platz ein. Ein ursprünglich vorhandener zentraler Obelisk mit Gedenktafel und krönendem Roten Stern wurde bei einer im Jahr 1992 erfolgten Sanierung und Neuanordnung auf dem Platz nicht wieder errichtet.
Nach einer mehrjährigen Diskussion wurde der Ehrenfriedhof in der jetzigen Gestaltung am 8. Mai 2025 „wiedereröffnet“.
Tafeln mit den Namen der hier auf dem Markplatz in Altlandsberg zur letzten Ruhe gebetteten Rotarmisten sind bogenförmig auf dem Gräberfeld angeordnet und ermöglichen ein würdevolles Gedenken.
Eine Tafel informiert über die im Laufe der Zeit stattgefundenen Veränderungen des Ehrenfriedhofes.
Die Gedenkrede des Bürgermeisters von Altlandsberg fand bei einigen der Teilnehmer wenig Anklang. Grund dafür waren direkt an den an der Gedenkveranstaltung teilnehmenden Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland gerichtete Worte, er möge das Gedenken nicht ideologisch missbrauchen. (Ließ sich übrigens praktisch gar nicht machen, denn ihm wurde ja nicht das Wort erteilt.) Eine Teilnehmerin hatte diese kritische Haltung gegenüber der Ansprache des Bürgermeisters sogar schriftlich fixiert und diese Erklärung dem Botschafter übergeben.
Für uns war erfreulich zu beobachten, dass einige Jugendliche die Gelegenheit wahrnahmen, um sich gemeinsam mit dem Botschafter fotografieren zu lassen.
Unsere polnischen Freunde nutzten die Gelegenheit zu einem intensiven Gedankenaustausch mit dem Botschafter Russlands, den diplomatischen Vertretern anderer ehemaliger Republiken der UdSSR und natürlich auch mit dem Verteidigungsattachés dieser Staaten.
Und wir baten den Botschafter um ein gemeinsames Foto vor der Fahne unseres Verbandes.

Von Altlandsberg ging die Fahrt über den Kaufpark Eiche, wo wir eine kurze Mittagspause einlegten, weiter zum „ersten befreiten Haus“ in Berlin, dem Grundstück Landsberger Allee 563 in Berlin-Marzahn.
Genau an dieser Stelle auf der Reichsstraße 1 (heute: Bundesstraße 1) erreichte die 5. Stoßarmee unter Generaloberst Nikolai Bersarin, dem späteren Ost-Berliner Stadtkommandanten, als erster sowjetischer Verband das Berliner Stadtgebiet.
Bemerkenswert am Gebäude ist das Giebel-Sgraffito, das vom Einmarsch der Roten Armee nach Berlin zum Ende des Zweiten Weltkriegs berichtet, zusammen mit dem fünfzackigen Stern, dem Symbol der Roten Armee.
Diese Giebelgestaltung wurde 1985 anläßlich des 40. Jahrestages der Befreiung vorgenommen, zugleich wurde eine Informationstafel am Gebäude aufgestellt und im Gebäude eine Gedenkstätte eingerichtet.
Von hier aus ging es zu den beiden Stationen, die wir speziell für unsere polnischen Freunde ausgewählt hatten, der Stele für die 1. Polnische Armee am Ernst-Reuter-Platz und das Denkmal für den Unbekannten polnischen Soldaten und den deutschen Antifaschisten.
Das Denkmal am Ernst-Reuter-Platz wurde auf Initiative von Angehörigen der Technischen Universität Berlin mit Unterstützung des Bezirksamtes errichtet und am 1.09.2021 eingeweiht.
Ein wenig ist der Sinn dieses recht bescheidenen Denkmals fraglich, existiert doch im Ostberliner Friedrichshain schon länger ein Denkmal, dass der Würdigung des Kampfes polnischer Soldaten im 2. Weltkrieg gewidmet ist.
Vielleicht spielte hier die Ideologie eine Rolle.
Den Aufenthalt am Denkmal im Friedrichshain nutzten wir neben dem Gedenken an den Kampf der polnischen Soldaten im 2. Weltkrieg auch, um unseren polnischen Freunden als Anerkennung für ihre keineswegs leichte Tätigkeit die Gedenkmedaille zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus und die Ehrennadel unseres Verbandes zu überreichen.

Für uns alle war dieser 8. Mai 2025 ein Tag, der dem Gedenken an den 80. Jahrestag des Sieges über den Hitler-Faschismus und der Ehrung der Leistungen der Roten Armee und der Kämpfer der Polnischen Volksarmee würdig war.
Dass wir damit bei unseren polnischen Freunden richtig lagen, wurde an ihrem Dank an uns deutlich, der an nächsten Tag als E-Mail bei uns einging:

Ich möchte mich noch einmal für die bisherige Zusammenarbeit und die Auszeichnungen bedanken, die wir am 8. Mai in Berlin entgegennehmen durften.
Vielen Dank für den herzlichen Empfang und die freundliche Atmosphäre. Persönlich freue ich mich, dass ich die Gelegenheit hatte, so wundervolle NVA- und Grenztruppen-Veteranen wie Sie kennenzulernen!
Dank Ihnen kann ich die Geschichte der DDR in gewisser Weise berühren.
So eine wahre Geschichte der DDR, geschrieben mit menschlichen Impulsen der Freundschaft und Brüderlichkeit. Zwischen unseren Nationen sind viele böse Worte gefallen, aber wie man sieht, können Polen, Deutsche und Russen Schulter an Schulter als Brüder stehen.
Ich hoffe, dass es uns gelingt, unseren Vorfahren noch mehr als einmal etwas Gutes zu tun.

Vielen Dank auch für das Abzeichen – ich werde es mit Stolz tragen!

Ich sende dir herzliche Grüße, Marek

 

Siegfried Eichner
Regionalgruppe Berlin

 

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