- Zuschauerpost -

Wie sich die Bilder gleichen

--  Offener Brief an die Redaktion „rbb aktuell“ zur Sendung am 11. Januar 2017, 21.45 Uhr  --

Tanzt unsere Welt mit sich selbst schon im Fieber …“ Dieser Text des zum Nachdenken anregenden Songs „Der blaue Planet“ der erfolgreichen DDR-Band „Karat“ kam mir sofort in den Sinn, als ich in der gestrigen „rbb aktuell“ – Sendung die glorifizierte Berichterstattung über die mit US-amerikanischen Kampfpanzern beladenen Züge der Deutschen Bahn in Richtung Osten rollen sah. Wie sich die Bilder gleichen: Vor 75 Jahren rollten schon einmal Züge gen Osten – an die Ostfront. Nur waren es damals keine amerikanischen sondern deutsche „Tiger“-Panzer und es waren keine Züge der Deutschen Bahn sondern der Deutschen Reichsbahn. Aber die Bilder ähneln sich in erschreckender Art und Weise. Damals wie heute gab und gibt es den Drang nach Osten. Damals wie heute ging und geht es um Macht, um Einfluss und natürlich um ökonomische Interessen – es geht um Rohstoffe, die weltweit im rasanten Tempo abnehmen und nur noch endlich zur Verfügung stehen. Folglich sehen die westlichen Industriestaaten – allen voran die USA – ihre nationalen Interessen in Gefahr. Daraus erwächst eine seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch nicht dagewesene Kriegsgefahr.

Wie sich die Bilder gleichen

Die USA arbeiten schon seit Jahren unermüdlich an der direkten militärischen Konfrontation mit Russland. Mit der Verlegung einer kompletten Panzerbrigade der 4. US-Infanteriedivision (4000 Soldaten und mehr als 2000 Kampfpanzer, Haubitzen, Jeeps, LKW sowie unzählige Container mit unbekanntem Inhalt) nach Deutschland und von hier aus weiter nach Polen und ins Baltikum hat die Umsetzungsphase begonnen. Die NATO will so ein Zeichen der Abschreckung und der Verteidigungsfähigkeit setzen, weil sich Russland angeblich massiv auf einen Krieg gegen den Westen vorbereitet. Diese demagogische Unwahrheit wird von westlichen Politikern und ranghohen NATO-Militärs gebetsmühlenartig rausposaunt. Doch genau umgekehrt wird ein Schuh daraus. Tatsächlich ist die erneute Verlegung von US-Kampftruppen in die osteuropäischen NATO-Staaten Bestandteil der Kriegsvorbereitungen der USA und ihrer Verbündeten, zu denen bekanntlich auch Deutschland als eine tragende Säule gehört. Seit der Auflösung der Sowjetunion vor 25 Jahre ist die NATO wider allen Zusicherungen und Versprechungen aus dem Jahre 1990 systematisch nach Osten, gegen Russland, vorgerückt. Leider spielt auch Deutschland, das im Zweiten Weltkrieg ganz Europa mit einem brutalen Vernichtungskrieg überzogen hat, bei der militärischen Eskalation gegen die Atommacht Russland eine zentrale Rolle. Noch in diesem Monat Januar schickt Bundeskanzlerin Merkel 500 Bundeswehrsoldaten des Panzergrenadierbataillons 122 aus Oberviechtach, die 6 Kampfpanzer „Leopard 2“ und 20 Schützenpanzer „Marder“ sowie hunderte Tonnen weiteres Kriegsgerät im Gepäck haben, ins Baltikum. Zielort für das vom deutschen Oberstleutnant Huber geführte 1200 Soldaten starke NATO-Bataillon, zu dem auch Kontingente aus Belgien, Holland und Norwegen gehören werden, ist der Militärstützpunkt in Rukla im Südosten von Litauen. Hier will man Präsenz zeigen und sich durch zahlreiche Übungsvorhaben fit und einsatzbereit halten. Ja, mit „Feuereifer“ sind die Deutschen dabei. Untergeordnet, befehlshörig und nichts aus der blutigen Geschichte, die mit dem Blut von 27 Millionen Sowjetmenschen geschrieben wurde, gelernt. Einsatzbereit will man sein, um einen Krieg gegen (den „Staatsfeind Nummer 1“) Russland anzuzetteln? Die russische Enklave Kaliningrad ist de facto von NATO-Truppen bereits eingekesselt. Was sollen denn die russische Regierung und das russische Volk daraus schlussfolgern? Einen Freundschaftsbesuch der NATO? Noch hält Russland still. Aber diese seit zwei Jahren andauernde und sich immer mehr verschärfende aktuelle Entwicklung kann und wird Russland nicht auf Dauer akzeptieren können. Bleibt zu hoffen, dass Präsident Putin weiterhin besonnen und wach bleibt und in keine Falle stolpert, die ihm der Kriegstreiber Nummer 1 in der Welt, die USA, stellt. Man kann über ihn denken wie man will, aber ein Größenwahnsinniger, der ein Mitgliedsland der NATO militärisch angreift, ist er ganz bestimmt nicht. Damit ist aus meiner Sicht die These der NATO-Ideologen von der „russischen Bedrohung“ des Westens ad absurdum geführt.
 
Die vom Westen und der NATO sogenannte Strategie der Abschreckung dürfte wohl von Russland eher als eine massive Bedrohung empfunden werden, was zwangsläufig zu entsprechenden Gegenmaßnahmen führt. Zu tief sitzt die Erinnerung an die verheerenden Ereignisse, die auf den 22. Juni 1941 folgten. Damit wächst objektiv die Gefahr, dass aus dem Kalten Krieg, in dem wir uns leider schon wieder befinden, ein dritter Weltkrieg entsteht, der für alle Beteiligten schon in der Anfangsphase durch den Einsatz von Massenvernichtungswaffen außer Kontrolle geraten dürfte. Ein atomarer Schlagabtausch (neun Staaten: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea verfügen insgesamt über ca. 16.300 Atomsprengköpfe) würde die Menschheit vernichten und diese Welt in eine atomar verstrahlte Wüste verwandeln, in der es kein Leben mehr geben wird. Nicht militärische Eskalation sondern Gesprächsbereitschaft und Völkerverständigung führen zur Lösung der Probleme dieser Zeit.

Wo sind die Hunderttausenden Kriegsgegner, die auf die Straße gehen und gegen die Kriegspolitik der Regierenden, die uns in einen Krieg gegen Russland hetzen, demonstrieren?

Wo sind die Organisatoren einer mächtigen Antikriegsbewegung um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten?

Nie wieder Krieg“ – dieser heilige Schwur aus den Maitagen des Jahres 1945 ist heute aktueller denn je. Er sollte – nein, er muss – der Leitgedanke aller in Politik und Wirtschaft Verantwortlichen sein, um Schaden vom deutschen Volk und unseren Nachbarvölkern abzuwenden. Also, Ami go home!

Mit „Karat“ habe ich diese Post begonnen und mit „Karat“ möchte sie schließen: „Uns hilft kein Gott unsere Welt zu erhalten …

 

Manfred Ramm / 39539 Havelberg                                                              12. Januar 2017

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