15.06.2022

Tag Russlands - Die Ansprache des
Botschafters Sergej J. NETSCHAJEW

 

Ansprache des russischen
Botschafters beim Empfang
anlässlich des russischen
Nationalfeiertages


Liebe Landsleute, liebe russischen Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Exzellenzen! Meine Damen und Herren!

Ich freue mich, Sie in der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin anlässlich des Nationafeiertages meines Landes, des Tages Russlands, begrüßen zu dürfen.

Der Tag, an dem die Erklärung über staatliche Souveränität verabschiedet wurde, setzte einen Meilenstein auf dem Weg, den der Russische Staat seit mehr als ein Tausend Jahren gegangen ist. Der 12. Juni 1990 steht für den Beginn tiefgreifender demokratischer Transformationen, politischer, wirtschaftlicher und sozialer Reformen, die das Zeitalter verlangte und daher unausweichlich waren.

Mittlerweile liegt das über dreißig Jahre zurück. Die Grundlagen der russischen Staatlichkeit sind seitdem wesentlich fester geworden. Russland hat die unvermeidlichen Transformationsschwierigkeiten überwunden und stellte unter Beweis, zu entscheidenden Durchbrüchen in allen Bereichen fähig zu sein. Wir haben unsere nationalen Interessen und strategischen Ziele eindeutig definiert. Wir haben unsere Souveränität und den nationalen sowie konfessionellen Zusammenhalt in der Gesellschaft sichergestellt. Unser Land schaut mit Zuversicht in die Zukunft und stützt sich dabei auf eine breite gesellschaftliche Eintracht.

Die russische Außenpolitik hat sich nie gegen jemanden gerichtet. Wir haben gleichen Respekt vor Souveränität, nationalen und kulturellen Traditionen, Eigentümlichkeit und religiösen Gefühlen aller Länder und Nationen. Wir belehren niemanden. Wir diktieren niemandem unsere Regeln und Werte. Wir wollen gleichberechtigte und freundschaftliche Beziehungen zu allen und erwarten jedoch, dass man uns genauso behandelt. Russland wird niemandem erlauben, sich in seine inneren Angelegenheiten einzumischen, arrogant seinen Willen zu diktieren und unmittelbare Sicherheitsbedrohungen für uns zu schaffen, die die Existenz unseres Staates in Frage stellen würden.

Über lange Jahre versuchten wir, den kollektiven Westen zu überzeugen, auf die russischen Belange zu hören, unseren berechtigten Interessen Rechnung zu tragen, auf künstliche Konfrontation zu verzichten, die Destabilisierung des postsowjetischen Raumes einzustellen und sich von den Grundsätzen des gegenseitigen Respekts, der Gleichheit und der unteilbaren Sicherheit leiten zu lassen.

Leider hat man nicht auf uns gehört. Gegenüber Russland führte man unaufhörlich die Destabilisierungs- und Eindämmungspolitik fort. Trotz der Zusagen, die man uns gegeben hatte, rückte die militärische Infrastruktur der NATO dicht an die russischen Grenzen heran. Das gemeinsame europäische Haus von Lissabon bis Wladiwostok, in dem alle seine Einwohner gleiche Rechte genossen hätten, ist nur ein Traum geblieben.

Heute sieht sich Russland veranlasst, nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch Millionen Menschen im Donbass zu verteidigen, die über die letzten acht Jahre verfolgt und ermordet wurden. Abgestraft wurden sie für die Weigerung, sich 2014 mit dem vom Westen unterstützten verfassungswidrigen Staatsstreich in der Ukraine und dem Neonazi-Banderatum einverstanden zu erklären. Sie wurden abgestraft für den Willen, selbstbestimmt zu leben, in ihrer Muttersprache Russisch zu sprechen und ihre Kinder zu unterrichten, Traditionen ihrer Väter und Großväter zu pflegen. Niemand im Westen hat sich für das Schicksal dieser Menschen interessiert, genauso wie für die Schicksale von Millionen Zivilisten in Irak, Libyen, Syrien, Afghanistan, im ehemaligen Jugoslawien, die Opfer brutaler Bombenangriffe der USA und der NATO wurden.

Als Russland jedoch das Marionettenregime in Kiew zur Rede stellte, das die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen hintertrieben hatte und bereit war, aus dem eigenen Land ein gegen Russland gerichtetes Aufmarschgebiet zu machen und gar mit einer Wiederherstellung des nuklearen Potentials drohte, ließ der kollektive Westen seine Masken fallen. Man begann, die Ukraine mit Waffen vollzupumpen, führte nie dagewesene Sanktionen gegen Russland ein und baute Druck auf souveräne Länder der Welt aus, um Russland zum Einknicken zu bringen.

Russlands Führung und Volk lassen sich durch keinerlei Sanktionen aufhalten. Um es mit den Worten des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sagen, werden wir unsere Liebe zur Heimat, unseren Glauben und traditionellen Werte, Bräuche unserer Vorfahren, den Respekt vor allen Nationen und Kulturen nie aufgeben. Jeder, der die Realitäten der gegenwärtigen Welt kennt, muss verstehen, wie absurd die Vorstellung ist, Russland isolieren zu können. Nach wie vor denkt man im Westen in archaischen kolonialen Mustern und will anderen Ländern und Völkern vorschreiben, wie sie zu leben haben. Der Westen wird sich von der Illusion der eigenen Überlegenheit und Exklusivität verabschieden und einsehen müssen, dass er sich gegen die objektive historische Ausgestaltung einer multipolaren Welt stellt.

Die Welt hat sich gewandelt. Von der nahenden Multipolarität sprach bereits in der 1990er Jahren der damalige Außenminister Ewgenij Primakow. Im Westen stand man dem skeptisch gegenüber. Russland wurde zum Verlierer des Kalten Krieges erklärt, der, so glaubte man, Spielregeln vorgegeben bekommen muss, diese widerspruchslos zu akzeptieren und zu gehorchen hatte. So geht das nicht.

Russland ist offen für einen gleichberechtigten Dialog mit allen, die bereit sind, diesen ehrlich und respektvoll zu führen und sich dabei auf die Vorgaben des Völkerrechts und der Charta der Vereinten Nationen zu stützen, anstatt auf gewisse «Regeln» zu drängen, die von der westlichen Minderheit im eigenen Interesse lanciert werden. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle unsere brüderlichen Beziehungen zu den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und der Organisation des Vertrages über kollektiven Sicherheit. Wir sind ihnen für die Solidarität und kontinuierliche Freundschaft zwischen unseren Ländern dankbar. Wir wollen uns weiterhin in den Partnerorganisationen wie der Eurasischen Wirtschaftsunion, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und im BRICS-Rahmen engagieren. Wir wollen uns weiterhin um die Verknüpfung der eurasischen Integration mit der chinesischen One-Belt-One-Road-Initiative bemühen. Zudem regte Präsident Putin eine Große Eurasische Partnerschaft an, die den ganzen Kontinent umfassen soll. Die russisch-chinesischen Beziehungen entwickeln sich erfolgreicher denn je. Sie stehen vorbildhaft für Effektivität, Verantwortung und Zukunftsorientierung. Die strategische Partnerschaft mit Indien vertieft sich weiter. Ein neues Niveau erreicht die Zusammenarbeit mit den Ländern in Südost-Asien, im Nahen und Mittleren Osten. Auch die Zusammenarbeit mit unseren Freunden in Afrika und Lateinamerika wollen wird umfassend erweitern.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass auch unsere europäischen Partner, einschließlich Deutschland, sich der Fehlbarkeit und der Sinnlosigkeit des von ihnen eingeschlagenen aggressiven antirussischen Kurses bewusst werden, der ihnen selbst immensen Schaden zufügt, und zur Erkenntnis eines konstruktiven und respektvollen Dialogs mit Russland kommen. Ich vertraue auf die Vernunft des deutschen Volkes, mit dem wir zusammen trotz immenser Opfer, die wir auf dem Altar des Sieges über den Nationalsozialismus dargebracht hatten, den schwierigen Weg der historischen Aussöhnung der Nachkriegszeit erschlossen haben und das sich des entscheidenden Beitrags meines Landes zur deutschen Einheit bewusst ist. Ich weiß, dass wir hier viele Freunde haben, die Russland kennen und verstehen.

Mein besonderer Dank gilt meinen Landsleuten, russischen Bürgerinnen und Bürgern, die in Deutschland leben, für ihre Solidarität, ihr Mitfühlen mit der historischen Heimat, was sie insbesondere in dieser für uns alle schicksalsträchtigen Zeit zeigen. Wir schätzen Ihren Mut!

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und eröffne das Buffet!

Lassen Sie uns unsere Gläser auf Russland erheben!

Zudem seien Sie eingeladen, die Ausstellung über den großen Staatsmann, den russischen Kaiser Peter I. zu besichtigen, dessen 350. Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wird.

(mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland)
10.06.2022

 

 Impressionen vom Empfangs anlässlich des Tages Russlands:

Empfang zum Tag Russlands Empfang zum Tag Russlands
Empfang zum Tag Russlands  
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