Prof. ord. Dr. habil. (sc) Zbigniew Wiktor
Wrocław - Universität – Polen
Übersetzung: Siegfried Eichner

 

Warum sich die Menschen an den 2. Weltkrieg erinnern
Gedanken zum 76. Jahrestages des Endes des 2. Weltkrieges

Im Mai 2021 wiederholte sich zum 76. Mal das Ende des 2. Weltkrieges. Am 8. Mai 1945 unterschrieb Deutschland die bedingungslose Kapitulation und lieferte sich den Siegern aus. Früher erlebten seine Verbündeten gleiches: Italien, Finnland die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien, wo neue Regierungen der Anti-Hitler-Koalition beitraten und ihre Truppen gegen das Nazi-Deutschland richteten. Die Niederlage Deutschlands und zuvor Italiens war das Ergebnis gemeinsamer militärischer Anstrengungen der Anti-Hitler-Koalition, insbesondere der Großen Drei, hauptsächlich aber der  Sowjetunion, die seit 1941 die Hauptlast im Kampf gegen den Deutschen Faschismus und seiner Verbündeten getragen hatte.

Am 1. September 1939 begann die Polnische Nation als erste in Europa  ihren Verteidigungskrieg gegen den deutschen Faschismus und führte diesen Krieg an den verschiedenen Fronten des 2. Weltkrieges, in Polen, im Westen und Osten, auch in Afrika und über Meeren und Ozeane. Siegreiche polnische Armeen  nahmen an den Kämpfen um Berlin und Dresen teil, erreichten die Elbe und waren später an der Befreiung des Nordens der Tschechischen Republik beteiligt, sie erreichten Melnik und die nördlichen Vororte Prags.
Im Westen befreiten polnische Divisionen Mittel(Monte Cassino)-  und Nord(Bolognia)-Italien, Holland und nahmen den Nordwesten Deutschlands ein. Das polnische Volk  kämpfte unter dem Joch des Faschismus und ungeachtet von 6 Jahren faschistischer Okkupation und schwersten menschlicher und materieller Verluste errang es im Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus einen großen Sieg. Es wurde in neuen Grenzen und einem volksdemokratischen Staat wiedergeboren, der bis 1989 die Grundlage für den Sozialismus aufbaute. Es war ein umfassender Sieg für das polnische Volk, insbesondere für die ausgebeutete Klassen, dass unter der Führung der Polnischen Arbeiterpartei und der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei von 1944/45 bis 1989 ein System sozialer Gerechtigkeit aufgebaut wurde.
Die wichtigste militärische Macht der Anti-Hitler-Koalition war die Sowjetunion, die in der Anfangsphase des Krieges gewaltige militärische, menschliche, territoriale und wirtschaftliche Verluste erlitt. Trotz ihres heroischen Widerstandes musste sich die Rote Armee auf die Linie Leningrad-Moskau-Stalingrad zurückziehen. Jedoch konnte sie bereits im Dezember 1941 bei Moskau zur Gegenoffensive übergehen und im Dezember 1942 bis Januar 1943 in Stalingrad einen entscheidenden Sieg erringen, den sie im Juli 1943 mit dem Sieg in der Panzerschlacht bei Kursk bestätigte. Die Verteidiger des eingekesselten Leningrads kämpften heldenhaft,  und ab der zweiten Hälfte von 1943 marschierte die Rote Armee als Befreier durch die Ukraine und Belorussland und 1944/45 durch die Länder Ost- und Mitteleuropas. Die Erlangung der Strategischen Überlegenheit durch die Rote Armee beschleunigte die Eröffnung der Zweiten Front im Westen, trug zur Erhöhung der Aktivitäten der Widerstands- und Partisanenbewegung  in den von Deutschland okkupiertem Ländern bei. Ab Januar 1945 führte die Rote Armee gemeinsam mit verbündeten Polnischen und anderen Armeen Kampfhandlungen zur endgültigen Zerschlagung Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italiens. Der Krieg in Europa war am 8. Mai 1945 zu Ende, während er im Fernen Osten bis zum 2. September 1945 andauerte.
Heute, fast 76 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges hat sich die politische, geopolitische und Klassensituation in Europa und in der ganzen Welt grundsätzlich verändert. 1989 – 1991 kollabierten die Sowjetunion und die Volksdemokratien in Europa. In diesen Ländern errangen Konterrevolutionen den Sieg und die Bourgeoisie mit ihren Verbündeten, unterstützt von den imperialistischen Mächten, einschließlich den USA, Westeuropa und der NATO, ergriffen die Macht.  Seit mehr als 30 Jahren verstärkt sich ein rücksichtsloser Kapitalismus, umfangreiche soziale Errungenschaften der Werktätigen, errungen unter  sozialistischen Bedingungen, wurden liquidiert und Arbeitslosigkeit wuchs gewaltig an.
Die Mittel- und Osteuropäischen Länder wurden den Interessen des Westeuropäischen Kapitals untergeordnet, insbesondere Deutschlands und der EU, und militärisch den USA und der NATO. Im Ergebnis dieser Prozesse bildeten sich zahlreiche bürgerlich-konservative Parteien, einschließlich nationalistischer und faschistischer,  die versuchen, die großen Errungenschaften des Sieges der Sowjetunion und der anderen progressiven Kräfte im 2. Weltkrieg zu unterminieren. Es wird versucht, den Faschismus zu rehabilitieren, in dem man ihn mit dem Kommunismus gleichstellt. Diese Gruppen versuchen die Sowjetunion und die Rote Armee zu diskreditieren, deren Beitrag am Sieg zu schmälern um gleichzeitig die Rolle der Westalliierten bei der Zerschlagung Deutschlands über zu bewerten. Auf diesem Feld findet ein Kampf um die Geschichte und deren objektiven Charakter statt.
Der Kampf um eine objektive und wahrheitsgetreue Geschichtsbetrachtung  ist Bestandteil des Kampfes um die Gegenwart und die Zukunft Europas und der Welt.
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wahrheit über den 2. Weltkrieg verzerrt wird.
Als Stimme des sozialen Fortschritts und des Sozialismus müssen wir die Wahrheit  über den 2. Weltkrieg verteidigen.

Ursachen des 2. Weltkrieges

Der 2. Weltkrieg war eine direkte Folge wachsender sozio-ökonomischer Widersprüche zwischen den imperialistischen Hauptmächten, insbesondere den USA, Großbitannien und Frankreichs einerseits und dem mächtiger werdenden Deutschland sowie Japans im Fernen Osten andererseits. Diese Widersprüche haben sich im Ergebnis der Großen Weltwirtschaftskrise 1929 – 1933 verschärft, die zum Kollaps großer Bereiche der Wirtschaft geführt hat, wodurch Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gerissen wurden. Die Kluft zwischen der Großbourgeoisie  und den werktätigen Massen vergrößerte sich, die Klassenwidersprüche und die Kluft zwischen den Metropolen und den Peripherien verschärften sich.
Der Kampf um die Neuaufteilung der Welt wurde vorbereitet,  Insbesondere das faschistische Deutschland drängte in Europa auf den Krieg, mit der Absicht, die Ergebnisse des Versailler Vertrages zu annullieren, neue Territorien zu erobern, insbesondere im Osten (Lebensraum), wofür ein rigoroser Antikommunismus die politisch-ideologische Grundlage bildete, der von den reaktionärsten Gruppen  der Bourgeoisie auf der ganzen Welt unterstützt wurde.
Die Welt des Kapitals, national und nach nationalen Zielen geteilt, war durch eine gemeinsame Idee und ein gemeinsames Ziel geeint, antikapitalistische Kräfte zu schwächen und vor allem die Kommunistische Bewegung zu unterdrücken und zu schwächen, wobei sie im damals „real existierenden„ Sozialismus – der Sowjetunion -  den bedrohlichen politischen Gegner sahen. Obwohl untereinander rivalisierende imperialistische Staaten um Vormachtstellung, neue Absatzmärkte, Kolonien, ja um die  Ausbeutung ganzer Nationen kämpften, waren sie sich einig in Bezug auf die Zerstörung der Sowjetunion, ihrem Klassenfeind.
Bis zu Beginn der 30er Jahre war der französische und britische Imperialismus als Siegermächte des 1. Weltkrieges die militärische Hauptkraft in Europa. Sie wurden zunehmen vom US-Imperialismus beeinflusst, dessen Ziele und Politik in der Erlangung politischer und wirtschaftlicher Überlegenheit bestand, formuliert im sogenannten Dawes Plan.
Gleichzeitig wuchsen in den 20er Jahren in Italien und Deutschland revanchistische und auf Rache abzielende Tendenzen, die auf die Wiedererlangung früherer Macht abzielten.
Der Faschismus siegte 1922 in Italien und 1933 in Deutschland, wo er kurzen Prozess mit der liberalen Demokratie machte und eine brutale totalitäre Diktatur errichtete.
Auf internationaler Ebene versuchte man Versailles zu überwinden und langfristig Europa und der gesamten Welt eine neue Ordnung aufzuzwingen, wenn es sein musste auch mit Krieg.
Faschismus war die hemmungslose Diktatur der reaktionärsten Kräfte der Bourgeoisie.
Der Imperialismus im Nazi-Deutschland strebte nicht nur die Veränderung der Grenzen an.
Sein Ziel war die Vorherrschaft in Europa und der Kampf um die Neuaufteilung der Welt, was eine neue Phase des globalen Imperialismus einleitete.
Hauptakteure waren Deutschland, Italien, Frankreich, Britannien (das Britische Empire), Japan in Asien und die USA. Die Sowjetunion als sozialistischer Staat musste sich der Bedrohung durch einen neuen Krieg stellen, verfolgte jedoch defensive Ziele, weil sie sich der enormen militärischen und industriellen Überlegenheit der imperialistischen Staaten bewusst war. Das war der Grund dafür, dass in den ersten 5-Jahr-Plänen die Schwerindustrie und die Verteidigung vorrangig entwicket wurden, womit die Grundlage für den späteren Sieg im Krieg gegen Deutschland geschaffen wurde.
Man kann den 2. Weltkrieg als Fortsetzung des 1. Weltkrieges betrachten, weshalb manche Historiker ihn als den neuen 30jährigen Krieg (eigentlich 31 Jahre) bezeichnen – von 1914 bis 1945.
Im Gegensatz zum 1. Weltkrieg hat er jedoch das Kräfteverhältnis für die nachfolgenden 50 Jahre grundlegend verändert.
Deutschland, Japan und Italien wurden als führende imperialistische Mächte eliminiert, Frankreich und Großbritannien wurden deutlich geschwächt und neue Supermächte entstanden: die UdSSR und die USA.
Die entscheidende Rolle der UdSSR im Krieg und bei der Zerschlagung des faschistischen Deutschlands und des japanischen Militarismus  war maßgebend für Diskreditierung und Untergrabung des Kapitalismus, insbesondere seiner imperialistisch-faschistischen Erscheinungsform, und stärkte die Kraft der sozialistischen und demokratischen Kräfte, was wiederum zur Entstehung von Volksdemokratien und der sozialistischen Gemeinschaft unter Führung der UdSSR führte.

Politische und internationale Ergebnisse des 2. Weltkrieges

Am Ende des Krieges verdeutlichte die Sowjetunion, dass sie unter den Alliierten die stärkste Armee besaß, indem sie Berlin und den Osten Deutschland bis zur Elbe einnahm.
Die Potsdamer Konferenz wurde zum großen Erfolg, auf der die Vereinbarungen von Jalta bekräftigt wurden,  die vorteilhaft für die UdSSR waren und bis heute für Frieden in Europa sorgten.
Deutschland und Berlin wurden in 4 Besatzungszonen aufgeteilt, was bis 1949 andauerte.
Das Internationale Tribunal in Nürnberg 1946 richtete über  deutsche Kriegsverbrecher und verurteilte viele von ihnen zu Tode.
Dies war die letzte gemeinsame Handlung  der Aliierten.
Die Vereinten Nationen wurden gegründet und gestärkt.
Die Sowjetunion beendete den Krieg als großer Sieger, aber der Preis dieses Kriegs war eine große Belastung für die Zukunft. Dies betraf in gleicher Weise Polen und in etwas geringerem Maße andere europäische Staaten.
Der entscheidende Profiteur des Krieges waren die USA, die eine globale Wirtschaftsmacht wurden und 1946 60% des Weltbruttosozialprodukts erzeugten, die Atombombe bauten und diese gegen Hiroshima und Nagasaki einsetzten, was den Beginn des Kalten Krieges markierte und eine bipolar Welt erschuf, in der der Hauptwiderspruch zwischen Kapitalismus und Sozialismus bestand.
Im September 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet, die Deutsche Demokratische Republik im Oktober 1949.
Für Polen war die Wiederherstellung seiner Unabhängigkeit und staatliche Souveränität in eben den historischen Grenzen aus der Piasten Ära von der Curzon Linie zur Oder, der Lausitzer Neisse und dem Baltikum mit dem südlichen Teil Ostpreußens und Gdansk.
Als ein Ergebnis des Sieges der Roten Armee wurden in Zentral- und Osteuropa neue volksdemokratische Staaten geschaffen: Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien und Jugoslawien, und 1949 die DDR, die im Laufe der Zeit eine Gemeinschaft unabhängiger sozialistischer Staaten schufen, die bis 1990 andauerte.
Der Krieg in Asien endete am 2. September 1945 mit der Besetzung Japans durch die USA und trug damit zur Zunahme des Kampfes der Kolonialländer bei, was vor allem in die chinesische Revolution und die Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 mündete.

Nach 1945 ist die Welt in die Zeit der lokalen Kriege und der großen Bedrohung durch den Atomkrieg eingetreten – die große Bedrohung für die gesamte Menschheit.
Aber es ist ein anderes Problem für den nächsten Artikel.

 

Quellenverzeichnis und Literatur:
Brzoza Czesław, Andrzej Leon Sowa, Historia Polski 1918-1945.
Wydawnictwo Literackie, Kraków 2007
Czubiński Antoni, Wiesław Olszewski, Historia powszechna 1938-1997.
Wydawnictwo Uniwersytetu Poznańskiego, Poznań 1999;
Historia drugiej wojny swiatowej 1939-1945 w 12 t. (Tłumaczenie z wydania radzieckiego - rosyjskiego). 
Wydawnictwo Ministerstwa Obrony Narodowej, Warszawa 1977.

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