Provokation vor der Krim

Wie in Russland über die bewusste Grenzverletzung durch den britischen Zerstörer berichtet wird

Großbritannien spielt mit dem Feuer und es kommen immer mehr Details ans Licht. Inzwischen ist bekannt, dass Boris Johnson die Provokation, die leicht zu einem Krieg hätte führen können, persönlich angeordnet hat.

von Anti-Spiegel
25. Juni 2021 21:53 Uhr

Über den Vorfall und warum er so brandgefährlich war, habe ich am Donnerstag bereits berichtet, die Details finden Sie hier. Inzwischen sind weitere Informationen bekannt geworden. Die britische Zeitung Telegraph hat berichtet, dass Premierminister Boris Johnson die Provokation persönlich angeordnet hat, weil es innerhalb der britischen Regierung darüber Streit gegeben hat und daher der „Chef“ die Entscheidung treffen musste. Und Nicolas Carter, der Chef des britischen Verteidigungsstabes, hat mitgeteilt, dass er wegen der gefährlichen Aktion schlaflose Nächte hatte. Er sprach von einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel mit den Russen und der Telegraph zitierte ihn weiter:

„Was mich nachts wach hält, ist eine mögliche Fehlkalkulation als Ergebnis einer unangebrachten Eskalation. Was wir am Mittwoch im Schwarzen Meer gesehen haben, ist eine Situation, die das erzeugen könnte. Das ist in diesem Fall nicht passiert, aber es ist eine Situation, die gut durchdacht sein muss“

Da ich bisher noch nicht gezeigt habe, wie in Russland über den Vorfall berichtet wird, habe ich den entsprechenden Beitrag aus den Abendnachrichten des russischen Fernsehens von Freitagabend übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Die britische Provokation im Schwarzen Meer vor der Küste der Krim wird immer ausführlicher kommentiert. Der Chef des britischen Verteidigungsstabes bezeichnete den Vorfall als gefährliches Katz-und-Maus-Spiel mit Russland. Er gab zu, dass er nicht schlafen konnte, weil er eine ungerechtfertigte Eskalation befürchtete. Es stellt sich auch heraus, dass es in der höchsten militärischen Führung des Königreichs keine einhellige Meinung darüber gab, ob man den britischen Zerstörer in russische Hoheitsgewässer schicken sollte. Offenbar wurde deshalb die endgültige Entscheidung von Boris Johnson persönlich getroffen.

Aus London berichtet unser Korrespondent Alexander Chabarow.

Die Entscheidung, den Zerstörer in russische Hoheitsgewässer zu schicken, wurde von Premierminister Boris Johnson persönlich getroffen. Die englische Zeitung Telegraph beharrt auf dieser Version und beruft sich dabei auf Quellen in der Regierung. Der Telegraph berichtet, dass der Verteidigungsminister auf die Aktion bestand, während Außenminister Dominic Raab, dem der britische Geheimdienst untersteht, dagegen war. Am 25. Juni gab der Chef des britischen Generalstabs zu, dass der Zwischenfall mit dem Zerstörer das Risiko einer ungerechtfertigten Eskalation hätte schaffen können.

Das britische Militär scheint das vom russischen Föderalen Sicherheitsdienst veröffentlichte Videomaterial eingehend studiert zu haben. Es ermöglicht eine vollständige Rekonstruktion der Ereignisse.

Auf Videos ist nicht nur der britische Zerstörer Defender zu sehen, sondern auch die Arbeit des BBC-Korrespondenten, der sich an Bord befand. Auf der FSB-Aufnahme kann man hören, wie die Grenzsoldaten den Eindringling mehrmals sehr höflich auffordern, die russischen Hoheitsgewässer zu verlassen.

Der Reaktion von Defender nach zu urteilen, wollte der Brite nur Zeit schinden.

Infolgedessen war das russische Grenzschutzschiff gezwungen, Warnschüsse abzugeben. Auch hier wurden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um einen Treffer auf den Zerstörer zu vermeiden.

Wenige Minuten später warf ein Su-24M-Bomber vier hochexplosive Bomben auf den Kurs des britischen Kriegsschiffes, woraufhin der Zerstörer in internationale Gewässer abdrehte.

Am Vortag hatte London den ganzen Tag über mit Erklärungen für Verwirrung gesorgt. Zunächst hieß es, es habe keinen Zwischenfall gegeben, doch schließlich gab Premierminister Johnson zu, dass die Defender absichtlich gehandelt hatte.

„Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland sind auf einem Tiefpunkt angelangt?“, fragte ein Journalist den britischen Regierungschef.

„Nein, ich denke, ich kann mich an Zeiten in meinem Leben erinnern, in denen es sicherlich viel schlimmer war. Und alles, was wir tun, ist, das Recht zu unterstützen“, antwortete Boris Johnson.

Bei dieser Aktion gibt es große Probleme mit dem Recht. Der ehemalige britische Diplomat und Botschafter in Usbekistan und heutige Politikwissenschaftler Craig Murray meint:

„Zu welchem Zweck – es ist wichtig das festzuhalten – haben sie absichtlich ein Kriegsschiff voller Journalisten in diese Hoheitsgewässer gebracht? Und übrigens, die UN-Seerechtskonvention besagt ausdrücklich, dass Propaganda gegen einen Küstenstaat nicht erlaubt ist. Absatz 2d des Artikels 19 der UN-Seerechtskonvention besagt, dass die Durchfahrt eines ausländischen Schiffes nicht als friedlich gilt, wenn es in den Gewässern eines Küstenstaates einen Propagandaakt durchführt“, so Craig Murray.

Auch die Vereinigten Staaten mischten sich in den Skandal um den britischen Zerstörer ein. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, es habe keinen Zwischenfall gegeben.

„Nun, ich würde Sie bitten, noch einmal nachzuschauen, was das britische Verteidigungsministerium gestern gemeldet hat. Ich denke, sie haben, und sie sind sich da sicher, sie haben sehr öffentlich erklärt, dass es keine Warnschüsse auf den Zerstörer Defender gegeben hat. Dass das nur russische Desinformation war, als ein weiteres Beispiel dafür, wie die Russen versuchen, Ereignisse zu verdrehen, damit sie in ihre eigene Erzählung passen. Das ist einfach nicht passiert,“ sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.

Die russische Botschaft in den USA reagierte sofort auf Kirbys Aussage. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, ergänzte die Worte der Diplomaten.

„Das epische Fiasko der Provokation des britischen Zerstörers Defender im Schwarzen Meer, der nach Warnschüssen eines Patrouillenschiffs abrupt den Kurs aus den russischen Hoheitsgewässern hinaus änderte, wird noch lange ein aromatischer Fleck auf dem Ruf der Royal Navy bleiben. Daher sind die verzweifelten Versuche des offiziellen London und des Pentagon-Sprechers John Kirby, das Offensichtliche zu leugnen und alles als Desinformation zu bezeichnen, selbst nachdem Russland das Video des Warnschusses und direkte Aussagen der Besatzung des Zerstörers veröffentlicht hat, nicht überraschend“, kommentierte Konaschenkow die Situation.

Ein Journalist, der sich an Bord des Zerstörers befand, sagte in seinem Bericht, dass der Kommandant des Schiffes nach dem Vorfall eine Botschaft von Königin Elisabeth II. verlas: Sie wünschte der Besatzung alles Gute und eine sichere Fahrt. Was auch immer die Organisatoren dieser Aktion erreichen wollten, die britischen Matrosen konnten davon überzeugt werden, dass es sich nicht lohnt, sich ohne Einladung der russischen Küste zu nähern.

www.anti-spiegel.ru, 25.06.21

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