29. April 1945 – 29. April 2021
Greifswald ehrt seine Retter

Nachdem seine Initiative im vergangenen Jahr, immerhin war das das Jahr des 75. Jubiläums dieses bedeutsamen Ereignisses, noch kein nachhaltiges
Ergebnis fand, konnte unser Freund Oleg Eremenko dieses Jahr erreichen, dass im Rathaus der Stadt Greifswald eine Erinnerungstafel zur Würdigung
der kampflosen Übergabe der Stadt Greifswald an die Rote Armee angebracht wurde.
Wir können davon ausgehen, dass Oleg Eremenko in seinen Bemühungen nicht nur von der Botschaft der Russischen Föderation unterstützt wurde.
Auch die Anwesenheit von Manuela Schwesig, der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zeigt, wie wichtig diesem Bundesland
die Erinnerung an die Befreiung vor nunmal 76 Jahren und gute Beziehungen zu Russland sind.

Wir freuen uns mit unserem Freund und Waffenbruder Oleg Eremenko.

Siegfried Eichner, Oberstleutnant a.D.

 

 

Oleg Eremenko übergibt ein historisches Foto an Dr. Fassbinder
Oleg Eremenko übergibt ein historisches Foto an Dr. Fassbinder (Foto Pressestelle) 

 

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Schwesig, sehr geehrte anwesende Gäste, ich bedanke mich bei Ihnen, dass ich die Möglichkeit erhalte, einige Worte zu meinem Großvater an dieser Stelle sagen zu dürfen.

Mein lieber und geliebter Großvater,
Ich weiß, dass du mich sogar hoch oben im Himmel sehen und hören kannst. . . Jedes meiner Worte und jede meiner Taten zu schätzen wissend.
Du beschützt mich oder verurteilst mich hart, wenn ich einen falschen Weg auswähle.
Aber heute kannst du zu Recht stolz auf mich sein.
Du weißt, dass dein Name nach wie vor in das Ehrenbuch der dankbaren Stadt Greifswald eingetragen ist.
2 Jahre mühsamer gemeinsamer Arbeit und wir haben, trotz aller Schwierigkeiten und Prüfungen in unserer unruhigen Welt, 76 Jahre nachdem die Kanonen aufgehört haben zu schießen und Menschen ihr Leben verloren haben, einen weiteren Schritt zur Begegnung der Freundschaft zwischen unseren Völkern, zwischen Deutschen und Russen, getan.
Das Land namens UdSSR gibt es nicht mehr, aber die Heldentat des sowjetischen Soldaten, Offiziers und Generals lebt immer noch in den Herzen unserer Völker.
Heute weihen wir die Gedenktafel ein, die der Leistung der Roten Armee gewidmet ist, der Leistung eines jeden Soldaten, der trotz aller Schrecken des Krieges, der Tränen der Mütter, der Verluste von geliebten Menschen und Verwandten und es war ein einfacher Strich seiner Feder, der in der Lage war, den Tod von unschuldigen Menschen zu stoppen.
Zu würdigen sind auch der Mut und die Ehre von Oberst Rudolf Petershagen, der sich bereit erklärte, die Stadt kampflos zu übergeben und damit das Leben der Bürger und die mittelalterliche Architektur seiner hanseatischen Heimatstadt zu retten.
Und weißt du Opa, die Stadt Greifswald ist jetzt mit der Stadt Wyborg verschwistert, der du zuerst den Sieg brachtest und der du der erste Kommandant gewesen bist.
Morgen wird in Wyborg eine Ausstellung eröffnet, die deiner Heldentat gewidmet ist, bei der auch Mama und Papa anwesend sein werden.
Aber das ist noch nicht alles, Großvater, erinnerst du dich an das Dorf Ananyevo, in Kirgisien, wo du deine Kinderjahre verbracht hast. Die Schule dort hat deinen Namen erhalten. Und in den kommenden Tagen wird auch dort eine Gedenktafel an dich erinnern.
Und in der Hauptstadt unseres Vaterlandes, in Moskau, wurde im Borodino-Museum eine Ausstellung eröffnet, die deine persönlichen Gegenstände und ein Porträt von dir gezeigt, das einer von den Soldaten im Herbst 1942 mit einem Bleistift gezeichnet hat, in der Zeit, in der du die Divisionen schon 7 mal aus der Einkesselung geführt hattest.

In deinen Erinnerungen schreibst du;
"Sieben Mal kam ich aus den Kesseln heraus. Drei Patronen habe ich behalten, eine für die Nazis, zwei für mich. Wenn eine Fehlzündung auftritt, dann wird die zweite funktionieren. Ich konnte mir nicht einmal mental vorstellen, dass ich als Verwundeter gefangen genommen werden könnte. So verdammt habe ich sie gehasst. " . . . .

Und. . . .  weißt du Opa, erst neulich bekam ich die Nachricht aus dem Archiv des Vertei­digungs­minis­teriums, dass sie ein Geschenk für mich vorbereitet haben, Archivdokumente über dein heldenhaftes militärisches Schicksal. Das Wichtigste in diesen mehr als 100 Seiten ist wohl, dass du vom Tag deiner Geburt bis zu deinem letzten Atemzug ein Mann von hoher Moral, ein Mann von Ehre und Würde geblieben bist. Du hattest keine Angst, dem Tod und der Wahrheit ins Auge zu sehen, keine Angst, sogar den Befehl des Oberbefehlshabers zu missachten, wenn es bedeutete, das Leben einfacher Menschen zu retten.
Du hast einen glorreichen Lebensweg durchgemacht, in deinen jungen Jahren mit den konterrevolutionären Banden in Zentralasien gekämpft, an den Ursprüngen der Scharfschützenkunst gestanden, dich freiwillig für den Krieg in Spanien gemeldet und den gesamten Großen Vaterländischen Krieg erlebt.
Nach dem Krieg hast du dich mit Genossen um die Verteidigung unseres Landes gekümmert und dich aktiv an der Lösung der Konfliktfragen der sowjetisch-chinesischen Auseinandersetzung beteiligt.
Alle 7 deine Brüder durchliefen den Krieg und kehrten lebend nach Hause zurück. Und für alle hast du sowohl Zeit als auch Aufmerksamkeit gefunden, ihnen Liebe und Mut gegeben und sie bei der Lösung der schwierigen Prüfungen des Lebens unterstützt.
Heute möchte ich als Zeichen der Dankbarkeit Kopien aus dem Archiv des Verteidigungsministeriums der Stadt Greifswald übergeben, welche die Momente der friedlichen Übergabe der Stadt Greifswald, die letzten Schlachten auf der Insel Rügen, deinen Weg in Spanien und die ersten Tage des Krieges beschreiben.
Auch ein Bild, mit Dir und Herrn Petershagen, der nach dem Krieg sein Bestes tat, um die Beziehungen zu normalisieren und den Frieden zwischen unseren Völkern zu sichern. Sein Buch "Gewissen in Aufruhr" hat mich tief beeindruckt.
Als Offizier weiß ich, dass es nichts Höheres gibt als "Offiziersehre". Aus diesem Grund und deshalb ist es symbolisch, dass ich der Stadt Greifswald, posthum die Medaille „Für Offiziersehre“ an Rudolf Petershagen verleihe.
Ich spreche an dieser Stelle dem Oberbürgermeister der Stadt Greifswald Herrn Fassbinder, im Namen unserer Familie und in meinem eigenen Namen, unseren tiefsten Dank aus.
Dieser Dank gilt insbesondere auch Frau Anne Gatzke, Frau Anne Dams und dem Historiker der Stadt Greifswald Herrn Dr. Kiel. Für die Ermöglichung dieses so wichtigen Ereignisses heute.
Mein Dank und der Dank unserer Familie gilt auch dem deutschen Volk und den Einwohnern der Stadt Greifswald für die Pflege und Bewahrung der Geschichte und der Erinnerung an die Leistungen der sowjetischen Soldaten, die Europa vom Faschismus befreit haben.
Vielen Dank an die Botschaft der Russischen Föderation, den Außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter, S. Y. Nechaev und den Militärattaché S. V. Chukhrov für Ihre ständige Unterstützung und die Arbeit, die Sie leisten.
Abschließend möchte ich der jüngeren Generation wünschen, in Frieden zu leben, niemals einen Krieg zu führen, die Geschichte in Ehren zu halten und denjenigen dankbar zu sein, durch die wir leben, uns freuen, uns verlieben und Freundschaften schließen.

 

Pressemitteilung
Vor 76 Jahren wurde Greifswald kampflos übergeben
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• Beitrag des NDR vom 29.04.2021
weiterlesen/ansehen -> www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Russischer-Botschafter-Nord-Stream-2-wird-noch-2021-fertig,nordstream588.html

 

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