Russlands aktuelle Einschätzung des Standes der Beziehungen
zur Bundesrepublik Deutschland und der EU

OSL a.D. Siegfried Eichner

 

Liebe Genossen und Freunde,
unser guter Freund Lutz Vogt hat mit einigen Vorbemerkungen von ihm Wertungen offizieller Vertreter der russischen Regierung zum Stand der außenpolitischen Beziehungen zu Deutschland  und der EU an mich weitergeleitet. Diese Wertungen wurden von einem im Sankt Petersburg lebenden deutschen Blogger zusammengetragen, dessen Einschätzungen, öffentlich gemacht unter www.antispiegel.ru, hier schon mehrfach platziert wurden. Meiner Meinung nach wird aus den offiziellen Stellungnahmen sichtbar, dass nach den Anschuldigungen gegenüber Russland in der Nawalny-Sache, des Tschetschenen-Mordprozesses in der Berlin und vieler anderer antirussischer Aktionen, die in immer neuen Sanktionsforderungen gegenüber Russland münden, in Moskau so langsam die Großmut und Geduld gegenüber Deutschland und der EU endet. (Außerdem werden aktuell in Deutschland die Gaspreise erhöht. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.)

An diese Einschätzungen werde ich eine zweite Information anfügen.
Weil die Welt und vor allem politische Prozesse mittlerweile sehr vielschichtig geworden sind, und die Anzahl der handelnden Akteure deutlich zugenommen hat, glaube ich, dass diese zweite Info einem weiteren, ebenfalls sehr interessanten Aspekt dazu liefern könnte, warum derzeitig seitens Brüssel und Berlin Gift und Galle gegen Russland versprüht wird:
Deutschland und Russland haben bisher völlig verschiedene Handlungsstrategien  zur Überwindung bzw. zur Einschränkung der Auswirkungen der Corona-Pandemie angewandt. Russland bemühte sich, das wirtschaftliche und soziale Leben so wenig und so kurz wie möglich einzuschränken, während Deutschland den Weg des wirtschaftlichen und sozialen Lock-Down bevorzugte.
Folge sind in Deutschland eine tiefe Rezession und in Russland ein steigendes Bruttoinlandsprodukt (BIP). Deutschland hat auf Bundes- und auf Landesebene Kredite in astronomische Höhe aufgenommen. In Russland hat der Präsident staatliche Banken und Staatsbetriebe aufgefordert, zugunsten der Beibehaltung bestehender Arbeitsverhältnisse befristet auf Gewinne zu verzichten. Betriebe und Einrichtungen, die keine Entlassungen vornehmen, erhalten staatliche Zuwendungen aus den vorhandenen sehr hohen Staatsreserven.
Anbetracht all dessen ist es möglich, dass Russland spätestens nächstes Jahr Deutschland  vom Platz 5 der stärksten Wirtschaftsnationen verdrängt.
Wen wundern dann noch all die Hass-Tiraden.

Lutz Vogt
Offizielle Erklärungen der höchsten Vertreter anderer Staaten sollte man immer im vollen Originaltext lesen (oder einer korrekten Übersetzung). Sowas in deutschen Medien zu finden ist mittlerweile fast unmöglich geworden. Insbesondere, wenn es um Russland geht. Sonst könnte ja manchem Leser klar werden, dass deutsche und andere westeuropäische Politiker sich völlig verkalkuliert haben.
Der angehängte Text ist nur leicht gekürzt (ist markiert mit Punkten), um die persönlichen Randglossen des Autors zu entfernen.
Die übersetzten Erklärungen kommen nicht von irgendwelchen Leuten, sondern von den höchsten politischen Vertretern Russlands, die laut Verfassung für die russische Außenpolitik sprechen können. Man mag zur Selbstberuhigung glauben, dass es um taktische Spiele ginge, die in der Diplomatie, zumal der russischen, so oft gespielt wurden. Nur hier geht es nicht mehr um Diplomatie, sondern um Außenpolitik.
Putins Worte in seiner letzten großen außenpolitischen Erklärung, in der er bezüglich der Westeuropäer von "grunzenden Vasallen" sprach, wurden schon wieder "nicht gehört". Dieser Präsident hat aber noch niemals in Grundsatzreden irgendetwas erklärt, das dann nicht auch eintraf.
Russland hat die Wahl seiner Partner und mehr als Zusammenarbeit kann man den westeuropäischen Staaten, der EU und den USA nicht anbieten.
Sicher wird Russland nach wie vor offen bleiben für alle, die dort investieren wollen, solange das russischen Interessen entspricht. Beziehungen auf ihre wirtschaftliche Seite zu beschränken, ist allerdings reichlich wenig. Es gibt ja noch andere mögliche Partner auf der Welt und vielleicht sind die Westeuropäer ja irgendwann mal bereit, wieder an Russlands Tür zu klopfen. Könnte aber auch sein, dass diese Bereitschaft durch Zwänge entsteht, die die Anklopfenden so nie gewollt hatten.
Man wird sehen.

www.anti-spiegel.ru, 17.10.20
Deutsch-russisches Verhältnis: „Beziehungen zerstört, Band des Vertrauens zerschnitten“
Die deutsch-russischen Beziehungen sind zerstört, das Band des Vertrauens zerschnitten, Deutschland hat sich von der Ostpolitik von Willy Brandt losgesagt.
So kommentierte das russische Außenministerium den Stand der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Lesen Sie hier die vollständige offizielle Erklärung des russischen Außenministeriums.

Der russische Außenminister Lawrow hat auf dem Valdai-Forum bei einer Podiumsdiskussion mitgeteilt, Russland solle vor dem Hintergrund der letzten Ereignisse aufhören, mit der EU (und damit auch mit Deutschland) zu sprechen.
Russland hat seit fünf Jahren geduldig Sanktionen und anti-russische Angriffe westlicher Politiker ertragen, ohne schwere Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Vor allem mit der EU war Russland in dem Wissen nachsichtig, dass vieles, was von dort kam, auf Druck der USA zu Stande gekommen ist. Ein wichtiger Anker für das russisch-europäische Verhältnis war das – trotz allem – gute Verhältnis zwischen Putin und Merkel.
Der Grund dürfte sein, … dass es hinter verschlossenen Türen anders zuging, als vor der Presse. Egal, wie unterschiedlich Putin und Merkel sein mögen und egal, wie groß die politischen Differenzen waren, die beiden haben einander offensichtlich vertraut. Und gerade für Putin, dafür ist er bei Freund und Feind bekannt, ist das persönliche Vertrauen wichtiger, als alles andere. Und wer sein Vertrauen einmal verraten hat, das zeigen viele Beispiele aus der Vergangenheit, der ist für Putin mit allen Konsequenzen „gestorben“.
Dieses Vertrauen hat Merkel im Fall Nawalny verraten und daher war es …. absehbar, dass Merkel hier aus Putins Sicht eine rote Linie überschritten hat, was nicht folgenlos bleiben konnte.
Lawrows Aussagen vom Dienstag wurden anschließend auch vom Kremlsprecher bestätigt und während der gerade stattfindende politische Epochewechsel von den deutschen Medien völlig ignoriert wird, wird in russischen Medien spekuliert, wie sich das neue Nicht-Verhältnis zwischen Moskau und Brüssel, bzw. Moskau und Berlin, nun auswirken könnte. Russland hat inzwischen mitgeteilt, dass es aus der Zusammenarbeit bei der Untersuchung von MH-17 aussteigt, weil dort ohnehin nur Russland beschuldigt wird, und jeder Hinweis, der nicht auf Russland zeigt, ignoriert wird. Das dürfte aber nur der Anfang der Neuorientierung der russischen Außenpolitik sein.
Am Donnerstag hat die wöchentliche Pressekonferenz des russischen Außenministeriums stattgefunden und Sprecherin Maria Sacharova ist auf die neue Realität und die Gründe dafür ausführlich eingegangen. Das wurde Thema in drei aufeinanderfolgenden Themenblöcken (neue EU-Sanktionen, Interview von Außenminister Maas und Umgang der OPCW mit dem Fall Nawalny) behandelt ….
Beginn der Übersetzung der offiziellen russischen Erklärung:

EU-SANKTIONEN
In den letzten 24 Stunden hat die Europäische Union eine Reihe von Sanktionen gegen russische Staatsbürger und juristische Personen „geboren“. Zusätzlich zu den zuvor angekündigten Schritten im Zusammenhang mit der sogenannten Vergiftung von Alexej Nawalny wurden Beschränkungen für eine angebliche Beteiligung an der Destabilisierung der Lage in Libyen, einschließlich der Verletzung des UN-Waffenembargos gegen das Land, verhängt.
Die Erklärungen der Europäischen Union, die als Rechtfertigung für diese Entscheidungen angeführt werden, halten nicht nur keiner Kritik stand, sondern stehen auch am Rande der Absurdität. Natürlich wurden keinerlei Beweise vorgelegt. Die Versuche der EU, die Autorität der UNO zur Vertuschung ihrer schädlichen politischen Ziele zu nutzen, sehen wir als absolut inakzeptabel an.
Wir haben unsere Kollegen in Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten wiederholt davor gewarnt, dass der obsessive Wunsch der EU, die Situation mit Nawalny der russischen Seite anzuhängen, zu einem „Lackmustest“ für unsere künftigen Beziehungen zur EU werden wird. Mit Bedauern stellen wir fest, dass unsere Worte nicht beachtet wurden. Diese Schritte werden nicht ohne unsere angemessene Antwort bleiben.
Erneut fordern wir die Europäische Union auf, zum internationalen Recht zurückzukehren und Staaten nicht in „würdige“ und „unwürdige“ geopolitische Partner einzuteilen, sondern sich für eine stabile und progressive Zusammenarbeit zu entscheiden, anstatt Konfrontationen aufgrund kurzfristiger politischer Ziele verschärfen.

INTERVIEW VON BUNDESAUSSENMINISTER MAAS
Am 13. Oktober 2020 bezeichnete Bundesaußenminister Maas die Situation um die Vergiftung von Nawalny in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti „nicht als Gegenstand der russisch-deutschen Beziehungen“. Wir betrachten solche Aussagen als taktisches Ablenkungsmanöver, das als Deckmantel für den Kurs Deutschland dient, die bilateralen Beziehungen zu zerstören. Wir erinnern daran, dass es Berlin war, das sich offen seinen eigenen internationalen rechtlichen Verpflichtungen entzogen hat, Russland praktische Hilfe bei der Untersuchung des Vorfalls mit dem russischen Bürger zu leisten und diese Geschichte nutzte, um gegen unser Land die bekannten unbegründeten Anschuldigungen, Ultimaten und Drohungen auszusprechen, und dass Deutschland erneut als Lokomotive die Initiative für neue anti-russische Sanktionen innerhalb der Europäischen Union und anderer multilateraler Strukturen ergriffen hat.

Wir weisen die Aussagen von Herrn Maas kategorisch zurück, die er nicht zum ersten Mal öffentlich getätigt hat, dass Vertreter der russischen Regierung behaupten, Nawalny habe sich selbst vergiftet. Das ist eine reine Lüge. Niemand hat jemals solche Erklärungen abgegeben. Wir empfinden diese Worte des deutschen Außenministers als eine Provokation, die jeden Rahmen der Ethik verlassen hat.
Wir können die Aussagen des deutschen Außenministers, dass Berlin ein Interesse daran hat, gute oder zumindest vernünftige Beziehungen zwischen Russland und Deutschland aufrechtzuerhalten, nicht als aufrichtig ansehen. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Wesen und die Bedeutung der russisch-deutschen Beziehungen im öffentlichen Bewusstsein nicht nur durch die Geographie bestimmt werden, wie Herr Maas im Interview festgestellt hat, sondern auch in besonderem Maße durch die gemeinsame Geschichte, in der alleine im 20. Jahrhundert so schicksalhafte Ereignisse wie die Befreiung Deutschlands und Europas vom Nationalsozialismus durch die Sowjetunion, die beispiellose Versöhnung der Völker unserer Länder in der Nachkriegszeit und Moskaus entscheidender Beitrag zur Wiederherstellung der deutschen Einheit eingeschrieben sind. Die deutsche Regierung untergräbt das in Jahrzehnten aufgebaute Vertrauen, das Grundlage für die Freundschaft zwischen der UdSSR und der DDR sowie der Ostpolitik von Willy Brandt war. Heute sagt sich Berlin sowohl von der DDR als auch vom politischen Erbe von Willy Brandt los.
Das Band des gegenseitigen Vertrauens ist zerrissen.
 Und das liegt nicht an Aktionen Russlands, sondern an der Politik des Westens in den letzten Jahren: an der Expansion der NATO trotz gegenteiliger Garantien, an der Unterstützung von Militanten im russischen Kaukasus, an der politischen Deckung für die revanchistische, militärische Aggression Georgiens unter der Führung von Saakaschwili im Jahr 2008, an der Unterstützung des anti-russisch motivierten, vom Westen gelenkten Putsches in der Ukraine im Jahr 2014 und noch an vielem mehr.
Was Maas‘ Bemerkungen zur aktuellen Lage in Weißrussland betrifft, so fordern wir den deutschen Außenminister auf, sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Staates einzumischen, mit dem Russland einen Unionsstaat bildet. Wir sind sicher, dass die Weißrussen keine Anweisungen aus Berlin oder anderen ausländischen Hauptstädten benötigen, um zu einer Einigung über gesellschaftlich wichtige Fragen zu gelangen, die nur sie betreffen. Aggressive Eingriffe des kollektiven Westens in die innenpolitischen Prozesse von Drittländern führen unweigerlich zur Entstehung neuer Krisenherde auf der Weltkarte.

UMGANG DER OPCW MIT DEM FALL NAVALNY
Während der 95. Sitzung des OPCW-Exekutivrates in Den Haag am 9. Oktober wurde auf Initiative der USA eine politisierte Diskussion über den Vorfall um den russischen Blogger Nawalny geführt. Die Gruppe des euro-atlantischen „Commonwealth“ sowie ihre Satelliten versuchten, Russland einen groben Verstoß gegen das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen zuzuschreiben.

Dies geschah vor dem Hintergrund der intransparenten Zusammenarbeit der OPCW mit Deutschland bei der Entnahme und Analyse von Proben des russischen Bürgers. Informationen über die Anfrage Berlins an die OPCW wurden erst 10 Tage nach der schriftlichen Anfrage Deutschlands an die Organisation veröffentlicht, als klar war, dass die Ergebnisse deutscher Militärmediziner von zwei ähnlichen Militärlaboratorien in Frankreich und Schweden bestätigt worden waren.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass es sich um einen Vorfall handelt, der sich auf russischem Territorium mit einem russischen Staatsbürger ereignet hat. Es war in Russland, wo alles Menschen mögliche getan wurde, um das Leben von Nawalny zu retten: die Notlandung des Flugzeugs in Omsk, die medizinische Hilfe, die russische Ärzte unverzüglich und kompetent geleistet haben und die den Zustand des Patienten innerhalb von zwei Tagen stabilisiert hat, die unbürokratische und die sofortige Erlaubnis, ihn zur Behandlung in eine deutsche Klinik zu transportieren, obwohl er im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren das Land eigentlich gar nicht verlassen durfte.
Dem russischen Staat vor diesem Hintergrund ein Interesse an einer Vergiftung des Bloggers Nawalny mit Chemiewaffen zu unterstellen ist, gelinde gesagt, nicht überzeugend. Es ist unlogisch, dass die russische Regierung, die ihn angeblich auf äußerst gefährliche und spezifische Weise vergiftet haben soll, ihn dann in die Obhut von Chemikern der Bundeswehr übergibt. Das ist absurd.
Eine andere Frage ist, wie die deutsche Seite in der Lage war, das sogenannte „Nowitschok“ in den Proben von Nawalny zu identifizieren. Laut Deutschland wurde eine solche Klasse von Substanzen dort nie synthetisiert, sie wurde aber „zweifelsfrei“ gefunden, wie uns gesagt wird. Die gleiche Frage muss man auch den OPCW-Laboratorien in Frankreich und Schweden stellen.
Die Position des offiziellen Berlin hält keiner Kritik stand. Sie haben eine propagandistische Kampagne mit Sensationen heischenden Erklärungen hoch stehender Vertreter einem zivilisierten Dialog der zuständigen Behörden vorgezogen. Wenn sie, wie sie sagen, „Beweise für eine Vergiftung“ in ihren Händen haben, was hindert sie dann daran, sie der russischen Seite zu präsentieren? Mehr noch: Sie stellen sie nicht einmal ihren Verbündeten zur Verfügung. Das sagen Deutschlands Verbündete selbst. Sie geben zu, dass sie Berlin aufs Wort glauben. Anscheinend ist das eine Art Blockdisziplin: Einer sagt „glaub mir“ – und alle glauben ihm. Aber es wurden ihnen keine Beweise gezeigt, darüber wird nicht einmal gesprochen.
Wenn sich russische Strafverfolgungsbehörden immer wieder an deutsche Partner wenden, um Hilfe zu erhalten, schweigt die deutsche Seite stattdessen, bleibt bei ihrer Linie und sagt: „Ihr habt Nawalny vergiftet, aber wir geben Euch nichts und reden werden wir mit Euch auch nicht.“
Dieses Verhalten widerspricht dem bestehenden Rechtsrahmen und der Praxis der russisch-deutschen Zusammenarbeit. Die Rechtshilfegesuche der Generalstaatsanwaltschaft Russlands – es gab bereits vier an Deutschland und je eines an Frankreich und Schweden – wurden auf der Grundlage des Europäischen Übereinkommens über die Rechtshilfe in Strafsachen von 1959 übermittelt. Aber dieses Mal ist irgendwas schief gelaufen.
Russland hat nie einen Grund geliefert, seine Verpflichtungen aus dem Chemiewaffenübereinkommen in Frage zu stellen. In unserem Land wurden alle Chemiewaffenvorräte vollständig und vor der vereinbarten Frist zerstört, die entsprechenden technologischen Ausrüstungen wurden abgebaut, das Überprüfungssystem in chemischen Anlagen funktioniert und wir nehmen an der internationalen Zusammenarbeit bei der Nichtverbreitung von Chemiewaffen teil.
In Übereinstimmung mit der Arbeitsweise der OPCW, an die die deutschen Partner sich in dieser Frage gewandt haben, sind sie verpflichtet, mit Russland im Rahmen der Konvention zusammenzuarbeiten. Wir haben ihnen eine solche Anfrage geschickt. Statt einer Antwort kam eine Ausrede.
Wir warten auf Antworten auf die Rechtshilfegesuche aus Schweden und Frankreich, die wir an sie gerichtet haben, weil sie angeblich eine Textur gefunden haben, die auf eine Vergiftung des russischen Bürgers hindeutet. Wir erinnern daran, dass nach dem nationalen Strafrecht vieler Länder die Verschleierung von Beweisen vor Strafverfolgungsbehörden, die Vorermittlungen durchführen oder eine Straftat untersuchen, als Mittäterschaft an diesem Verbrechen qualifiziert wird und strafbar ist.
Das technische Sekretariat der OPCW ist auch verpflichtet, seine Aufgaben wahrzunehmen und dem Vertragsstaat, in diesem Falle Russland, konkrete Erläuterungen zu geben. Unter Berücksichtigung der Situation rund um die so genannte „Vergiftung“ Nawalny, die von einer Reihe von Ländern verkündet wurde, haben wir der Leitung des Technischen Sekretariats der OPCW am 1. Oktober dieses Jahres einen Vorschlag zur Entsendung von Experten nach Russland geschickt, um mit russischen Experten in dieser Angelegenheit zusammenzuarbeiten. Das ist notwendig, um Anzeichen für ein mögliches Verbrechens auf dem Territorium der Russischen Föderation zu finden. Derzeit wird an der Vorbereitung des Besuchs gearbeitet.
Wir sehen im Westen bisher keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der russischen Seite, es beschränkt sich auf die Rhetorik, die wir hören. Oft ist sie einfach inakzeptabel. Das Ziel liegt auf der Hand – man versucht erneut ohne Beweise, Russland zu beschuldigen und einen Vorwand für die Verhängung neuer Sanktionen gegen unser Land zu schaffen.
Ende der Übersetzung

Corona-Folgen – Übernimmt Russland 2020 von Deutschland Platz 5 der größten Volkswirtschaften der Welt?
www.anti-spiegel.ru, 01.09.20

Nach aktuellen Prognosen zum Wirtschaftswachstum dürfte Russland in 2020 Deutschland vom 5. Platz der Liste der größten Volkswirtschaften verdrängen. Das geht aus den aktuellen Zahlen und Schätzungen der weltweiten Wirtschaftsentwicklung hervor.

In Deutschland wird das Narrativ vom armen und rückständigen Russland gepflegt, was aber einem Blick auf die Zahlen nicht standhält. Der entscheidende Indikator ist das BIP nach Kaufkraftparität (KKP oder englisch PPP). Warum das so ist, habe ich schon im Januar 2019 in einem Artikel zur Aufholjagd Russlands gegenüber Deutschland erklärt. Damals trennte die beiden Volkswirtschaften noch ein Vorsprung Deutschlands von knapp vier Prozent.
Ende Juli 2020 habe ich das Thema im Zusammenhang mit einem ziemlich miserablen Artikel im Focus wieder behandelt. Mittlerweile war der deutsche Vorsprung vor Russland auf knapp zwei Prozent geschrumpft. Man sieht also, dass Russland mit großen Schritten aufholt, Sanktionen hin oder her.

In 2020 haben die Corona-Lockdown-Maßnahmen die weltweite wirtschaftliche Lage komplett durcheinander gebracht und was wirtschaftliche Prognosen angeht, trifft der Satz „Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“ stärker zu, als irgendwann in den letzten Jahrzehnten. Je nachdem, wessen Prognose man liest, wird für Deutschland ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von knapp sechs Prozent oder sogar von über zehn Prozent prognostiziert. Genaue Zahlen gibt es nicht.
Aber wenn man sich die Prognosen internationaler Organisationen wie der Weltbank, des IWF oder von wem auch immer anschaut, stellt man fest, dass Russland in allen Prognosen um ca. zwei Prozent besser abschneidet, als Deutschland. Wenn das eintrifft – und alle Prognosen deuten darauf hin – dann würde Russland Deutschland im Jahre 2020 als fünft größte Wirtschaftsmacht ablösen, denn es kommt ein mathematischer Effekt hinzu: Da Deutschland noch eine höhere Wirtschaftsleistung hat als Russland, wird der Rückgang in nackten Zahlen in Deutschland stärker ausfallen, als in Russland.
Darauf hat nun ein Berater des russischen Präsidenten hingewiesen:
„Wenn Sie die letzten Prognosen des IWF anschauen, dann sehen Sie, dass Russland in diesem Jahr die fünft größte Volkswirtschaft wird.“
Es dürfte 2020 ein sehr enges „Rennen um den fünften Platz“ werden und egal, ob Russland am Ende um vielleicht zehn Milliarden vor Deutschland steht oder umgekehrt, der deutsche Vorsprung gegenüber Russland wird Ende 2020, wenn er denn erhalten bleibt, nur noch marginal sein und da Russlands Wirtschaft schneller wächst, als die deutsche, dürfte Russland Deutschland spätestens 2021 überholen.
Russlands Wirtschaft ist anders aufgestellt, als die westlichen Volkswirtschaften. Sehr viel hängt an der Binnennachfrage. Deutschland, mit seiner Abhängigkeit vom Export, wird vom internationalen Einbruch der Nachfrage viel härter getroffen, als Russland. Selbst der extreme Einbruch des Ölpreises und der Nachfrage nach Öl konnten Russlands Wirtschaft in 2020 nicht so sehr schädigen, wie die deutsche
Wirtschaft geschädigt wurde.
Hinzu kommt, dass die russische Wirtschaft zu einem viel größeren Teil staatlich ist, was in der Krise einen Vorteil darstellt: Private Firmen reduzieren Kosten, bauen Arbeitsplätze ab und so weiter, damit der Aktienkurse und Dividenden nicht leiden, während die russische Regierung ihre staatlichen Firmen anweisen kann, auf Investitionen und Erzeugung von Nachfrage zu setzen, anstatt auf Gewinnmaximierung. Außerdem wurde ein striktes Verbot zum Abbau von Arbeitsplätzen in der Krise ausgesprochen. Das führt dazu, dass die Nachfrage in Russland insgesamt weniger stark eingebrochen ist und dass sich die russische Wirtschaft nach dem Lockdown-Schock schneller wieder erholen kann. Auch in der russischen Privatwirtschaft war das spürbar, denn staatliche Corona-Hilfen bekamen nur solche Firmen, die in der Krise keine Arbeitsplätze abgebaut haben.
Und obwohl das den russischen Staat viel Geld gekostet hat, ist er ohne neue Schulden durch die Krise gekommen, denn die Maßnahmen konnten aus den gigantischen russischen Reserven finanziert werden. Besonders absurd, aber trotzdem wahr: Durch Kriseneffekte, wie den Anstieg des Goldpreises, sind Russlands Devisenreserven trotz der Entnahme großer Summen aus den Reservefonds sogar auf ein neues Rekordhoch gestiegen.

Die Wirtschaftssysteme des Westens hingegen haben dazu geführt, dass die Staaten hunderte Milliarden (die USA sogar Billionen) an neuen Schulden aufnehmen mussten, was für die zukünftige wirtschaftlich Entwicklung nicht hilfreich ist.
Diese unterschiedliche Organisation der Volkswirtschaften, die Putin kürzlich in einem Interview nur in einem Nebensatz abgehandelt hat, macht sich nun deutlich bemerkbar. 

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