Glückwünsche zum 71. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

Liebe Genossen und Freunde, liebe Sympathisanten unseres Verbandes,

im Namen des Vorstandes und des Ältestenrates des Verbandes zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR begrüße und beglückwünsche ich Sie bzw. Euch zum 71. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik.

Hurra, Hurra, Hurra!

An dieser Stelle habe ich es im Frühjahr außerordentlich bedauert, dass unser Bundespräsident, die Kanzlerin, die Regierung und die anderen Verfassungsorgane dieses Landes die Corona-Pandemie wie eine höhere Gewalt ausgenutzt haben, um sich vor einer angemessenen und dem 75. Jahrestages des Sieges der Sowjetunion über den Hitlerfaschismus und der Befreiung des deutschen Volkes würdigen Beitrag zu drücken.

Demgegenüber, und da bin ich echt voller Schadenfreude, hat die Corona-Pandemie aber fast schon mit „Gotteskraft“ die Masse der Jubelfeiern zum 30. Jahrestag des Anschlusses der DDR an die BRD, ich persönlich nutze dafür lieber den Begriff „Einverleibung“, zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen lassen.

Das Trommelfeuer der Mainstream- und Edelmedien mit all den Erfolgsmeldungen, sowie den zahlreichen Erinnerungen vieler derer, die den Einfliegern, Plattmachern und Besserwessies kurzeitig als willfähige Handlanger dienten, war kaum noch auszuhalten, aber es war abzuschalten.

Einen deutlichen Kontrast dazu bildete die „Alternative Einheitsfeier“, in den vergangenen Jahres fast schon Großveranstaltung, die coronabedingt nur mit begrenztem Publikum durchgeführt werden konnte.

Beeindruckend waren für mich der sehr fokussierte Beitrag von Egon Krenz sowie  der sehr emotionale Beitrag von Hans Modrow.

Mitnehmen konnte ich von dieser Feier die durch unseren Verband bestellten Hefte „Der Verrat an den Bürgern der DDR – Eine politische Bilanz nach 30 Jahren Anschluß“.
Diese Hefte werden ich in Kürze nach den Anzahl der Bestellungen den Regionalgruppen übersenden.

Von unserem Waffenbruder Generaloberst Terentjew sind aber auch Glückwünsche an unseren Verband übermittelt worden.
Es mag uns ja ein wenig sauer aufstoßen, dass diese Glückwünsche zum Tag der Einheit erfolgen.
Nun ja! Aber ich will und kann Euch diese Glückwünsche nicht vorenthalten.
Zeigen Sie doch, dass in Russland offensichtlich anders auf die deutsche Einheit geschaut wird, als wir dies tun. Begreifen wir dies, verstehen wir auch, warum Kanzlerin Merkel und die aktuelle politischen Linie der Bundesrepublik gegenüber Russland irgendwie immer noch mit Samthandschuhen angefasst wird.

Um dies deutlicher zu machen, füge ich anschließend eine Mail eines unserer österreichischen Mitglieder an, der mir einem Artikel eines in Russland lebenden Deutschen zugeleitet hat.
Bei dem Verfasser jenes Artikels handelt es sich meiner Auffassung nach um den Mann, dem wir mit seinen Beiträgen unter www.anti-spiegel.ru mehrfach Platz auf unseren Webseiten gegeben haben.

 

Grußadresse zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung 

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Meine Herren!

Im Anhang ein Internet-Beitrag (nicht mehr auffindbar, vermutlich aus politischer Korrektheit gelöscht), der hinsichtlich der Präsenz ehemaliger Führungskräfte der DDR in den heutigen Politik-, Wirtschafts-, Militär- und Wissenschaftsstrukturen zu denken gibt. Vor allem die Unterrepräsentanz bei der Generalität erachte ich als schwer nachvollziehbar.

Die Führungskräfte und deren Nachwuchs der NVA und der GT hatten aus meiner Außensicht einen extrem hohen Ausbildungsstand, nicht nur im Bereich der Taktik, sondern auch hinsichtlich Operation und Militärstrategie als Voraussetzungen zum Aufstieg in die Generalitäts-/Admiralitätsränge. Aber kritisches selbständiges Denken (als Grundvoraussetzung für verantwortungsbewusste Führungskräfte gerade im militärischen Bereich) ist bei den NATO-Streitkräften, wie gegenständlich bei der Bundeswehr, offensichtlich nicht stark gefragt.

Da bin ich als Österreicher sehr sensibilisiert, denn zentrale Führungsgrundsätze waren

a) Auftragstaktik (gegenüber der Befehlstaktik der ATSWV und der NATO) waren in Österreich, in der Deutschen Wehrmacht und heute in Israel sowie
b) Entschluss für eine riskante, aber schlussendlich erfolgreiche Aktion ohne Befehl (nicht gegen einen Befehl, wie oft falsch kolportiert) als Grundlage für die höchste militärische Auszeichnung, den Militär-Maria-Theresien-Orden.

Würde mich interessieren, wie Sie, meine Herren, das im Rückblick für die ATSWV sehen.

Mit kameradschaftlichen Grüßen,
Ihr GLF

 

DEUTSCHLAND 2020: BRD versus DDR, RUS

von Ulrich HEYDEN (Internet)

Früher wurden Kerzen in die Fenster gestellt für die „Brüder und Schwestern“ in dem trostlosen Land mit dem Namen DDR. So beruhigten wir unser christliches Gewissen. Wo ist das christliche Gewissen heute, wo die Ostdeutschen faktisch Bürger zweiter Klasse sind?
Aus Moskau berichtet Ulrich Heyden.

Ende der 1950er Jahre stellten meine Eltern an manchen Tagen abends brennende Kerzen ins Fenster. Ich war damals fünf Jahre alt und kann mich daran erinnern. Viele stellten damals in Westdeutschland abends Kerzen in die Fenster. Und wir Kinder stellten uns vor, die Kerzen würde von unseren, „in der DDR eingekerkerten, deutschen Brüdern und Schwestern“ gesehen.

Praktischen Nutzen hatten diese Kerzen für die Ostdeutschen nicht. Sie gaben uns Westdeutschen aber ein Gefühl, auf der besseren Seite der Welt zu leben. Die Kerzen dienten auch zur Beruhigung unseres christlichen Gewissens. Denn wir lebten ja – unter anderem dank US-amerikanischer „Wirtschaftshilfe” – besser als die Ostdeutschen, bei denen es an vielen Waren mangelte.

Ab 1990 war es mit dem Bangen um die “Brüder und Schwestern” in der DDR schlagartig vorbei. Nun mussten sie sich von einer deutlich schlechteren Start-Position – ohne große Erbschaften, Netzwerke und eigene Industriebetriebe – im Kapitalismus westdeutscher Art bewähren. Fast alle großen Industriebetriebe der DDR wurde von westdeutschen Verwaltern wegen “Ineffektivität” geschlossen und für wenig Geld an westdeutsche Firmen verkauft.

„Wie geht es unseren Leuten?“

Als ich in den 1990er Jahren durch Weißrussland und die Ukraine fuhr, haben oft Menschen gefragt, „wie geht es denn unseren Leuten“? Gemeint waren die Bürger aus den ehemals sozialistischen Staaten Osteuropas. „Leben sie besser?“

Ich hielt mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg und sagte, dass die westdeutschen Eliten die Ostdeutschen nicht als gleichberechtigte Bürger in den nun gemeinsamen Staat aufnehmen. Viele reagierten auf meine Erzählung mit enttäuschten Blicken. So gerne hätten sie ein schönes Märchen gehört, wie Menschen ohne großes Eigentum eine Chance im Westen bekommen.

Einige Ostdeutsche schafften es, Karriere zu machen. Zu ihnen gehört der letzte Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel, jetzt ein erfolgreicher Rechtsanwalt. Diestel ist zwar Mitglied der CDU, aber er hat seine Ostdeutschen nicht vergessen. Vor kurzem hat er in der Berliner Zeitung anhand von Zahlen gezeigt, dass die Ostdeutschen im vereinigten Deutschland faktisch Menschen zweiter Klasse sind:

„Es gibt unter den 200 deutschen Botschaftern und den 500 Generälen nicht einen einzigen Ostdeutschen. Von 84 Universitäten und Hochschulen in Deutschland wird nicht eine von Ostdeutschen geleitet. In den ostdeutschen Landeshauptstädten kommen 90 Prozent aller Staatssekretäre, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter aus dem Westen, fast 100 Prozent sind es in Brandenburg. Nicht ein einziger Ostdeutscher ist in den Alt-Bundesländern Staatssekretär, Hauptabteilungsleiter, Minister. Wir haben fünf Oberlandesgerichte, die mit Altbundesdeutschen besetzt sind. Das ist verfassungswidrig. Sogar die Nazis, die sich bei uns im Osten breitmachen, kommen aus dem Westen. Gauland in Potsdam, Höcke in Thüringen. Alles Leute, die im Westen nichts geworden sind.“

Ich lebe in Russland und mir fällt auf, dass in den russischen Medien über das Schicksal der Ostdeutschen kaum berichtet wird. Warum? Ich vermute, die Führung Russlands und die russischen Medien schonen Deutschland. Man will niemanden verärgern und die wichtigen Wirtschaftsbeziehungen nicht stören.

Die Frage nach dem Schicksal der Ostdeutschen würde auch zwangsläufig die Frage aufwerfen, welche sozialen Folgen die System-Transformation in Russland bis heute hat. Es entstand eine Schicht superreicher Russen, die auf oft nicht-legalem Wege zu einem Riesenvermögen kamen. Obwohl Putin die Wirtschaftsentwicklung in den 2000er Jahren in stabile Bahnen gelenkt hat, gibt es in Russland bis heute keine entwickelte Mittelschicht. Zwanzig Millionen Russen – 13 Prozent der Bevölkerung – leben heute an der Armutsgrenze. Der Einkommensteuersatz für alle Russen – egal ob Milliardär oder Bauarbeiter – liegt bei 13 Prozent und der Kreml macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Die Forderung der KPRF und anderer Linker nach einer progressiven Einkommensteuer verhallt im Kreml.

Natürlich kann man sich über die deutsche Einheit freuen. Für die Russen ist es die natürlichste Sache der Welt, dass sich die Deutschen vereinigt haben. Selbst jetzt, wo die Bundesregierung und die deutschen „Leitmedien“ gegen Russland Attacken führen, gibt es in Russland keine antideutsche Stimmung.

Als Kind guckte ich in den flackernden Kerzenschein und stellte mir vor, in welch dunklem Land die „Brüder und Schwestern“ in der DDR leben. 60 Jahre später wird – wie damals – am Bild des „dunklen Landes“ – diesmal ist es Russland – gemalt. Eine bessere Ablenkung von den Problemen in Deutschland gibt es nicht.

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Wenn Ihr jetzt noch ein wenig Zeit habt, lest noch das Interview von Peter-Michael-Distel für die Berliner Zeitung anläßlich des 30. Jahrestages der „Einverleibung“.
Klare Ansage, zu vielen Themen eine tolle Position.

www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/peter-michael-diestel-jeder-helle-kopf-wurde-mit-stasi-vorwuerfen-plattgemacht

 

Siegfried Eichner

 

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