1. März – Auftrag und Erinnerung

 

Auch in diesem Jahr am 1.März verbinden wir den 66. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee mit unseren Gedanken und Erinnerungen an einen wesentlichen Abschnitt unseres Lebens.
Die Schaffung der NVA legte der Generaloberst a D. Fritz Streletz vor einem Jahr eindrucksvoll im Kompass zum 65. Jahrestag dar: Es war die Pflicht der DDR, der Gefahr zu begegnen, die durch die Einbeziehung der BRD in die NATO und die Aufstellung der Bundeswehr entstanden war. Wir mussten deshalb die NVA gründen.
Die Entscheidung, in dieser Armee als Soldat zu dienen, war oftmals unterschiedlich.
Interessant und lehrreich sind die Berichte und Erzählungen der ehemaligen Angehörigen der KVP, die unter schwierigen Bedingungen den Dienst zum Schutz der jungen Republik erfüllten und die Grundlage für den Aufbau der NVA schafften.
Die jüngere Generation von uns, welche die Früchte der positiven Entwicklung unserer Republik und der Armee schon nutzen konnte, entwickelte sich die NVA zu einer gut ausgebildeten Armee, die für die Verteidigung der sozialistischen Länder im Bestand der Vereinten Streitkräfte des Warschauer Vertrages notwendig war.

Der Schutz der Errungenschaften unserer Republik und die Bewahrung des Friedens war das Kernziel unseres Dienstes. Die Losung „Lieber 1000 Tropfen Schweiß bei der Ausbildung als ein Tropfen Blut im Krieg" wurde verstanden und die Ergebnisse zeigten wir bei Überprüfungen, Truppenübungen und Inspektionen. Wir erreichten die Anerkennung unserer Waffenbrüder.
Der 1. März war ein Feiertag mit Appellen, mit Beförderungen und Auszeichnungen.
Die Kasernen wurden für die Bevölkerung zum Truppenbesuch mit Vorführungen der Kampftechnik geöffnet.
Wir waren eine würdige Volksarmee und von der Mehrzahl unserer Bevölkerung anerkannt. Nicht nur Paraden, sondern die Hilfe in der Volkswirtschaft und Landwirtschaft, bei Überschwemmungen an Elbe und Oder und anderen Aktivitäten trugen dazu bei.
Wir haben den Auftrag unserer Parteiführung erfüllt und können weiterhin stolz sein, dass wir dazu beitrugen, einen Krieg zu verhindern.

Das Schicksalsjahr 1990 hat uns und unsere Familien hart getroffen.
Der Klassengegner hatte gesiegt. Die DDR, unsere Republik wurde beigetreten, die NVA aufgelöst, viele Zukunftspläne zerstört.
Unsere Führungskräfte der NVA wurden angeklagt, verurteilt und teilweise eingesperrt.
Wir erlebten die Arbeitslosigkeit und das neue Rentensystem Ost mit Strafrenten auch für Angehörige der bewaffneten Organe. Für die Mehrzahl der Berufssoldaten begann ein euer ungewisser Lebensabschnitt. Einige wurden Rentner, jedoch die Mehrzahl der Berufssoldaten suchte eine neue Perspektive und arbeitete erfolgreich in Bereichen, die sie vorher nicht kannten. Die Umstellung war nicht einfach. Die NVA lebte noch in uns und eine unbekannte Zukunft zwang uns, unter den neuen Bedingungen das Leben zu meistern.

Der Schwur „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ war für Führungskräfte der Bundesregierung und ihren Vasallen nicht mehr aktuell.
Mit der Teilnahme am Krieg gegen Jugoslawien und den Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde die Friedensetappe in Europa nach dem schrecklichen Weltkrieg beendet.
Diese Entwicklung widersprach unseren Überzeugungen über die Aufgaben und Einsatz von militärischen Streitkräften.
Deshalb wurde von einigen Angehörigen der NVA die Initiative ergriffen, eine Organisation zu bilden, um den Auftrag und die Handlungen unserer Armee richtig darzustellen und neue Aktivitäten für die Mitglieder festzulegen.

Das Versprechen der Regierung zur Schaffung blühender Landschaften für die Bürger der DDR erlebten wir mit neuen Gesetzen zur Diskriminierung ehemaliger Führungskräfte, einschließlich der Wissenschaftler und Künstler der DDR, zur Umverteilung des Reichtums im Interesse der westdeutschen Konzerne und Einrichtungen durch die Treuhand.
Die DDR wurde als Unrechtsstaat diffamiert.

Spät aber nicht zu spät fanden wir uns wieder. Unser „Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und Grenztruppen" wurde am 26.01.2013 gegründet. Mit der Wahl eines Vorstandes und Zustimmung zur Satzung wurden die Leitlinien für die zukünftige Arbeit festgelegt.
Es wurden Diskussionen und Gespräche über die Erlebnisse in der NVA und zur aktuellen Politik in den Regionalgruppen geführt und Vorschläge zur weiteren Arbeit unterbreitet. Positives und Kritisches wurden ausgetauscht, was zur gegenseitigen Akzeptanz und Achtung beitrug.

Mit den Aufrufen „ Soldaten für den Frieden“ und „Gemeinsam für den Frieden - Ein Aufruf zur Vernunft“ sowie der Teilnahme an Aktivitäten der Friedensbündnisse gemeinsam mit den Organisationen des OKV leisten wir unseren noch möglichen Beitrag.
Der 1. März war und ist für nicht nur für mich ein besonderer Feiertag.
Nicht nur wegen der früheren Auszeichnungen oder Beförderungen, sondern in der Bestätigung der Erkenntnis, dass wir den richtigen Lebensweg gewählt hatten und die Erinnerungen an unseren Dienst in der NVA bis zum Lebensende pflegen werden.

Manfred Jonischkies

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