Leserbriefe

von Oberst a.D. Dr. Ingolf König und Oberst a.D. Uwe Laasch der Regionalgruppe Dresden an die "Sächsische Zeitung" und den "Berliner Tagesspiegel" als Stellungnahme zu den von Torsten Hampel im "Berliner Tagesspiegel" vom 16.08.2016 und in der "Sächsischen Zeitung" vom 01.09.2016 veröffentlichten Beitrag "Der Rückstoß" (Seite Drei)

 

Leserbrief an den Tagesspiegel, Redaktion „DIE SEITE DREI“

Leserbrief an die Sächsische Zeitung, Redaktion „DIE SEITE DREI“

Wir sind zwei Herren, die militärhistorisch interessiert sind.
Insbesondere die Geschichte der Nationalen Volksarmee (NVA), ihre Gründung, ihre Entwicklung zu einer modernen kampffähigen Armee und die unrühmliche Abwicklung im Jahre 1990 beschäftigen uns, da wir selbst, wie Millionen ehemaliger DDR - Bürger, in dieser Armee gedient haben.

Zufällig stießen wir auf den Beitrag „Der Rückstoß“ von Torsten Hampel vom 16.08.2016. Eine Art Interview mit zwei führenden Männern des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR. Das schien von Interesse.

Leider hält dieser Artikel nicht das, was er verspricht. Neben formellen Fehlern, wie z.B. das Foto vom Fahnenkommando eines anderen Traditionsverbandes, das  unverständlicher Weise 1/3 der gesamten Seite einnimmt. Es stimmt nicht einmal die Anzugsordnung, soviel wissen wir noch aus unserer Dienstzeit. Noch gravierender ist, dass dieses Foto weder einen Bezug zu Generalleutnant a. D. Grätz noch zu Kapitän z. See a. D. Matthes hat.

In diesem Beitrag wird unserer Meinung nach ein Bild von ehemaligen Offizieren und Generalen der NVA gezeichnet, das nicht der Realität entspricht. Über 90% der NVA - Offiziere und alle Generäle wurden vor oder nach der Übernahme durch die Bundeswehr in den Jahren 1990 und 1991 unter unwürdigen Bedingungen entlassen. Sie alle mussten sich ohne fremde Hilfe eine neue Existenz aufbauen. Sie haben sich auch über die Jahre in das gesellschaftliche Leben integriert. So sind viele Ehemalige in den verschiedensten Verbänden und Vereinen aktiv. Da kann man wohl kaum, wie im Beitrag von Torsten Hampel behauptet, von alt gewordenen Traditionalisten in lauter kleinen „Weltstillstandsinsel“ sprechen. Und Generalleutnant a. D. Grätz gehört ganz bestimmt nicht zu solchen „alten Männern“. Er war, so können wir uns erinnern, in der NVA sehr beliebt, als intelligenter, aufgeschlossener und gerechter Vorgesetzter bekannt. Demzufolge das ganze Gegenteil eines „Stalinisten“, als welcher er, so der Eindruck, in diesem Beitrag dargestellt wird.

Und was soll eigentlich die Überschrift „Der Rückstoß“? Wird damit angedeutet, die „alten Männer“ Grätz und Matthes sind ewig Gestrige, die die DDR und die ganze Konfrontation zwischen Ost und West, zwischen NATO und Warschauer Vertrag wieder erstehen lassen wollen. Wir meinen es geht Beiden um etwas ganz anderes. Es geht ihnen um die Beendigung der von den USA geschürten Konfrontation zwischen der EU und Russland, darum, dass von deutschem Boden niemals wieder ein Krieg ausgeht und darum, dass die Rolle der NVA bei der Friedenssicherung während des kalten Krieges gerecht und realistisch beurteilt wird.

Brecht hat einmal gesagt, das große Karthago führte 3 Kriege. Es war noch reich und mächtig nach dem Ersten, noch bewohnbar nach dem Zweiten und nicht mehr auffindbar nach dem Dritten. Genau das passiert mit Deutschland, wenn wir eine weitere Konfrontation mit Russland zulassen.

Wir glauben, dass es Generalleutnant a. D. Grätz nicht nur um einen wohlwollenden Blick nach Osten und um Verständnis für Putin geht. Nach 7 Jahren Studium, Dienst und Leben in der damaligen Sowjetunion kennt er die Russen bestimmt so gut, dass er weis, sie werden niemals wieder einen 22. Juni 1941 zulassen. Dabei geht es nicht um „Gut“ und „Böse“. Es geht einfach darum, unser Europa, das sich bekanntlich vom Atlantik bis zum Ural erstreckt, vor der totalen Zerstörung zu bewahren. Ohne oder gar gegen Russland wird es auf unserem Kontinent und auf unserem Erdball keine friedliche Zukunft geben.

Das ist wohl das wichtigste Anliegen der Herren Grätz und Matthes in dem geschilderten Gespräch.

Torsten Hampel hat leider den Ernst dieser Aussagen verwässert, indem er über vorbeifahrende Autos, Eigenheimterasse, Jeans, T-Shirt, helle Hose, helles Hemd und kantig - unwirkliche Ausdrucksweise schreibt. Schade.

Die gegenwärtige Situation in der Welt und in Europa ist viel zu ernst und gefährlich. Da sollte man die berechtigten Sorgen und Meinungen zweier ehemaliger DDR - Militärs ehrlicher, klarer und unparteiischer wiedergeben.

Dr. I. König u. J. U. Laasch  (Dresden)

 

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