Protokoll zum Vortrag Oberst a.D. Dieter Kulitzscher

"Vom Jagdflieger zum Chef Armeefliegerkräfte
des Militärbezirkes III"

 

Am 05.11.2016 fand in der Gaststätte "Goldene Höhe" unser planmäßiges Treffen der Regionalgruppe statt. Dabei konnten wir einen weiteren Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der NVA und über die Entstehung einer neuen Waffengattung in den Landstreitkräften erfahren.

Kulitzscher

Dieter Kulitzscher (Jahrgang 1939) beendete die Schule mit erfolgreich bestandener Abiturprüfung in Leipzig 1957, ab 1. August begann er als Offiziersschüler der Luftstreitkräfte der NVA und wurde am 1. Dezember Flugschüler.
Nach zweijähriger Ausbildung auf der Jak-18 und MiG-15 erfolgte die Ernennung zum Unterleutnant.
Sein fliegerisches Können trug wesentlich dazu bei, dass er ab 1. De-zember 1959 als Fluglehrer zum FAG-3 (Fliegerausbildungsgeschwader) Rothenburg versetzt wurde.

Am Anfang seiner Laufbahn erwarb er weitere fliegerische Qualifizie-rungen auf den Flugzeugtypen MiG-15 und MiG-17.
Ab September 1964 erfolgte die Umschulung auf MiG-21F13 und
MiG-21U sowie die Erlangung der Leistungsklasse 1 für Flugzeugführer.

Dabei verlief auch seine militärische Laufbahn über Ketten- und Staffelkommandeur und ab 1967 als Kommandeur des JAG-15 (Jagdfliegerausbildungsgeschwader) "Heinz Kapelle" planmäßig.

In der Zeit vom September 1970 bis August 1973 studierte Dieter Kulitzscher an der Militärakademie "Friedrich Engels" in der Sektion Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und wurde nach erfolgreichen Abschluss wieder als Kommandeur des JAG-15 eingesetzt.

Er verbesserte laufend seine fliegerischen Fertigkeiten, so war es fast folgerichtig, das er im Jahr 1977 den Ehrentitel "Verdienter Militärflieger der DDR" erhielt.

Aber wie das so im Leben auch gehen kann, bei der jährlichen flugmedizinischen Untersuchung kam das AUS als Jagdflieger. Trotz weiterer Untersuchungen bis hin zum Test in der Zentrifuge (Kos-monautentraining), die alle gut bestanden wurden, blieben die Ärzte skeptisch und erlaubten den weiteren Einsatz als Jagdflieger nicht mehr.
Dieter Kulitzscher, der sportlich immer aktiv unterwegs war, besonders mit in der 100-m-Staffel viele Siege eingefahren hatte, musste sich neu orientieren und eine Entscheidung zwischen Transportflieger oder Hubschrauberführer treffen.
Er entschied sich für die Umschulung auf Kampfhubschrauber der Typen Mi-8 und Mi-24, gleichzeitig erfolgte die Versetzung zum Kdo. LSK/LV.

Dieser Weg war kein leichter, denn es ist nicht so leicht von einem stabilen Fluggerät auf ein ziemlich unstabilen "Flugapparat" umzustellen. Doch auch diese Aufgabe meisterte Dieter Kulitzscher gut und wurde 1983 zum Kdo. Landstreitkräfte versetzt.
Die neue Waffengattung Armeefliegerkräfte wurde in diesem Jahr nach längerer Vorbereitung geschaffen und Dieter Kulitzscher als erster Chef FK (Fliegerkräfte) im MB III eingesetzt.

Mit den Worten "Flieger, Flak und Feuerwehr gehören nicht zum Militär" begrüßte Generalmajor Gräz seinen neuen Chef. Danach sagte er ihm aber auch gleich, wie sehr er sich freue , das er nun neben Panzern, Raketen und Artillerie auch Hubschrauber in seinem Kampfbestand habe. In der Zeit bis 1989 erfolgten viele Einsätze und Übungen, bei denen das Zusammenwirken, die Einsatzmöglichkeiten und das gegenseitige Wertschätzen immer weiter vertieft und vervollkommnet wurde.

Parallel erfolgte auch an der Militärakademie "Friedrich Engels die Heranbildung von Kommandeuren und Stabsoffizieren der Armee- und Frontfliegerkräfte.
Die ersten Absolventen waren 1983, weitere 1985 und 1987 mit dem theoretischen Rüstzeug für die Führungsstäbe herangebildet.

Für beide Seiten war es Neuland, aber mit viel Fleiß , hoher Einsatzbereitschaft und Verstehen der Einsatzgrundsätze, gelang es immer besser die Möglichkeiten zu nutzen.

Am 1. Dezember 1989 wurde Dieter Kulitzscher in die Reserve versetzt, da war es leider nur noch ein halbes Jahr (im Juni 1990 wurde die letzte Übung auf dem Truppenübungsplatz Nochten durchgeführt), welches seinem Nachfolger OSL Thomas Spanzel verblieb.

Insgesamt war es eine schöne, oftmals harte, aber auch immer interessante Armeezeit.
Mit seiner Frau Brigitte, die schon in der Schulzeit zu Dieter stand, hat er all diese Herausforderungen gemeistert.

OSL a.D. Wilfied Ehrig

 Kulitzscher Kulitzscher

 

Eine Meinung zu dieser Veranstaltung von Dieter Ammer, der als Gast aus Chemnitz angereist war.

Ein gelungener Vortrag

Geschichte und Politik und die eigene persönliche Entwicklung als Beitrag zur Sicherung des Friedens in Europa und der Welt richtig und überzeugend darzustellen, das war das Anliegen eines Vortrages am 05. November 2016 im Rahmen der regelmäßigen Zusammenkünfte der Regionalgruppe Leipzig des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA/GT der DDR.

Nach komprimierten Erläuterungen zur politischen Entwicklung nach 1945 in Deutschland, der Gründung Westdeutschlands, der als Folge daraus gegründeten DDR und der Notwendigkeit zur militärischen Sicherung des jungen Staates präsentierte Oberst a.D. der Luftstreitkräfte/LV,  D. Kulitzer vordergründig seine persönliche Entwicklung vom Oberschüler zum Jagdfliegerpilot bis zum Chef der Fliegerkräfte in einem Militärbezirk.

Mit Bilddokumenten untersetzt schilderte Gen. Kulitzer Etappen seiner Ausbildung, der Zusammenarbeit mit sowjetischen Piloten und Lehroffizieren, der Entwicklung militärischer Flugtechnik.
Immer wieder würdigend die kameradschaftliche Zusammenarbeit der Piloten untereinander.

Viele Flugstunden, Dienste, Übungen wirken natürlich auch irgendwann auf den Gesundheits-zustand und die Fitness.
An diesem Punkt wurden auch zur medizinischen Betreuung der Piloten und der Sorgfalt der Ärzte um die Gesundheit und Sicherheit der Menschen Ausführungen gemacht.

Nicht zu vergessen auch das „Kleinste Kampfgeschwader“, die Familie und Ehefrau.
Ohne Unterstützung und Rückenhalt seitens der Ehefrau wäre sicherlich manches nicht so erfolgreich abgelaufen.

In Vortrag kam immer wieder zum Ausdruck, dass alle Maßnahmen der NVA und seiner Luft-streitkräfte/LV einzig als Beitrag der Friedenssicherung im Verbund der ehemaligen Warschauer Vertragsstaaten dienten.

Für die jenigen Teilnehmer an der Veranstaltung, die nicht direkt mit den Luftstreitkräften oder der Fliegerei zu tun hatten, waren es sehr aufschlussreiche Einblicke in das mit hohen Anforderungen geprägten Leben eines Piloten.

Es war kein „Nostalgietreffen“ sondern eine sehr anschauliche Entwicklungs- und Lebensgeschichte, die in einem sozialistischen Staat ermöglicht wurde.

Dieter Ammer

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